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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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interessante
Laufbahn zurück; sie war der Befugnis zur beratenden Leitung
mehrerer Flotten im Laufe des Idiranischen Krieges so nahe gekommen,
wie es der weitverzweigte und demokratisch-militärische
Oberbefehl der Kultur nur erlaubte.
    Sie befand sich jetzt in diesem Äquivalent des
verklärt-ruhmreichen Alters, das einige uralte Gehirne befallen
hatte; sie produzierte nicht mehr viele kleinere Schiffe,
kümmerte sich verhältnismäßig wenig um die
Alltagsangelegenheiten des Kontakts und hielt sich selbst
einigermaßen gering bevölkert.
    Dennoch blieb sie nach wie vor uneingeschränkt ein
Kultur-Schiff; sie hatte keinen Freistellungs-Urlaub genommen, hatte
sich nicht zur Ruhe gesetzt und war auch kein Exzentriker geworden,
und ebensowenig hatte sie sich der Jenseits-Kultur angeschlossen
– der seit einiger Zeit gebräuchliche, modische Name
für jene Teile der Kultur, die sich abgespalten hatten und
eigentlich keine vollwertigen Mitglieder mehr waren. Dennoch, und
trotz der Tatsache, daß die Archiveintragungen über das
Schiff sehr umfangreich waren (außer den bloßen Fakten
umfaßten sie einhundertundrei verschiedene Biografien des
Schiffes in voller Länge, die zu lesen einige Jahre gedauert
hätte), konnte sich Genar-Hofoen des Gefühls nicht
erwehren, daß das alte Schiff von einem geheimnisvollen Hauch
umgeben war.
    Außerdem wurde ihm klar, daß die Gehirne
weitschweifige Biografien über sich gegenseitig schrieben, um
irgendwelche möglicherweise verräterischen oder peinlichen
Brocken von Wahrheit unter einem Berg von Belanglosigkeiten zu
verbergen.
    In den Archiveintragungen waren auch einige ziemlich kühne
Behauptungen von ein paar der kleinen, eher exzentrischen
Nachrichten- und Analyse-Journaillen und -Magazinen enthalten –
manche davon mit einer Belegschaft von einer Person –, aus denen
hervorging, daß sie Mitglied irgendeines schattenhaften
Geheimbundes sei, daß sie einer Verschwörung von
überwiegend sehr alten Schiffen angehöre, die es sich zum
Ziel gemacht habe, sich der Situation zu bemächtigen, die die
behagliche proto-imperialistische Meta-Hegemonie der Kultur bedrohen
konnte; eine Situation, die zweifelsfrei beweise, daß der
sogenannte normale demokratische Prozeß der allgemeinen Politik
nichts als Lug und Trug sei, und daß die Menschen – und
auch ihre Vettern und Mit-Betrogenen in diesem von den Gehirnen
angeführten Coup, die Drohnen – in der Kultur noch weniger
Macht hatten, als sie zu haben glaubten… Es stand allerlei von
solchem Zeug darin. Genar-Hofoen las es, bis er das Gefühl
hatte, daß sich alles in seinem Kopf drehte, dann hörte er
auf; wenn eine Verschwörung derart mächtig und
ausgeklügelt war, dann brauchte man sich ihretwegen keine Sorgen
mehr zu machen.
    Wie auch immer; zweifellos war das alte MSF nicht vollständig
Herr der Lage, in die es sich hatte hineinziehen lassen, sondern
lediglich die Spitze eines Eisbergs, stellvertretend für eine
Ansammlung, wenn nicht einen Geheimbund von Gehirnen mit anderen
Interessen und Erfahrungen, die alle ein Mitspracherecht hatten, was
die unmittelbare Reaktion auf die Entdeckung dieses Artefakts in der
Nähe des Esperi betraf.
    Außer seiner Bitte um ein Gespräch mit einem
Persönlichkeits-Substrat der MSF Nicht Hier Erfunden hatte Genar-Hofoen eine Anfrage an alle Schiffe, Drohnen und
Leute geschickt, von denen er wußte, daß sie Verbindung
zu den Besonderen Gegebenheiten hatten, ob das, was er gehört
hatte, wahr sei. Ein paar derer, die sich ganz in der Nähe
befanden, hatten ihm ihre Antworten geschickt, bevor er vom Habitat
Gottesloch aufbrach, und alle hatten bestätigt, daß sie im
wesentlichen dasselbe gehört hatten wie er – was allerdings
erheblich voneinander abwich, je nachdem, wieviel die Gehirne, welche
die MSF Nicht Hier Erfunden repräsentieren mochte, den
jeweiligen Betroffenen erzählt hatte. Die Informationen, die er
erhalten hatte, machten einen glaubhaften Eindruck, und das
Geschäft, das man ihm vorgeschlagen hatte, hörte sich nicht
schlecht an. Und auf jeden Fall rechnete er damit, daß bis zu
seiner Ankunft auf Stuf und bis zum Eingang aller Antworten so viele
andere Leute und Gehirne, die nicht unbedingt mit den BG verquickt
waren, davon gehört haben würden, was man ihm angeboten
hatte, daß es für die BG unmöglich wäre, sich
aus der Sache herauszuwinden, ohne ganz entscheidend das Gesicht zu
verlieren.
    Er wurde dennoch den Verdacht nicht los, daß an dem Ganzen
noch eine Menge

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