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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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der
Hauptgalerie.
    »Nein, kannst du nicht!« schrie sie und warf den
Umhang ab, den sie getragen hatte. »Alles, was du mir zu sagen
hast, kannst du mir sehr wohl in Gegenwart meiner Freunde
sagen.«
    Sie befanden sich in der äußeren Galerie von Iphetra,
einem langgestreckten Empfangsbereich, der mit Fenstern und alten
Gemälden gesäumt war; er ging auf die Gärten und den
Inneren Raum Eins dahinter hinaus. Einige Reiseröhren warteten
hinter Türen, die in die mit Porträts vollgehängten
Wände eingelassen waren. Sie hatte alle zu einem Treffen
hierhergebeten. Sie hatte den Mittagstermin um mehr als eine Stunde
versäumt, aber es gab einfach einige Dinge hinsichtlich der
Toilette einer Frau, die nun mal ihre Zeit brauchten, und – wie
sie eine zwar nur kurzzeitig, aber bis zur Weißglut
wütende Churt Lyne aus ihrem Milchbad heraus hatte wissen lassen
– wenn sie tatsächlich so wichtig war für all diese
höchst geheimen Pläne, hatten die BG keine andere Wahl, als
zu warten. Als Zugeständnis an die Dringlichkeit der Lage hatte
sie ihr Gesicht ungeschmückt gelassen, ihr Haar zu einem
schlichten Knoten zurückgesteckt und war in einen konservativ
gemusterten legeren Hosenanzug geschlüpft; selbst die Wahl ihres
Schmucks für den Tag hatte nicht länger als fünf
Minuten in Anspruch genommen.
    Die Galerie war inzwischen mit einem recht emsigen Treiben
erfüllt; ihre Mutter war da, groß und in eine Art Sari
gehüllt, drei Cousinen, sieben Tanten und Onkel, etwa ein
Dutzend Freundinnen und Freunde – allesamt Hausgäste und
ein wenig glasig blickend nach der Abschlußparty –, sowie
ein paar Haussklaven-Drohnen, die versuchten, die Tiere unter
Kontrolle zu halten; eine Gruppe von gelbbraunen Speytlids musterte
jede und jeden und beschnüffelte und besabberte aufgeregt die
drei Alseyns, denen zwar Kapuzen übergestülpt worden waren,
die aber immer noch ruhelos zappelten, ständig die Flügel
ausbreiteten und ihre durchdringenden, hallenden Schreie
ausstießen. Eine weitere Drohne wartete vor dem
nächstgelegenen Fenster mit Bravus, ihrem liebsten Reittier,
gesattelt und auf den Boden stampfend, während die drei Drohnen,
die ihrer Meinung nach das Minimum darstellten, das sie
benötigte, sich um die Gepäckkisten kümmerten, die
unaufhörlich vom Hauslift herangetragen wurden. Ein Tablett mit
Frühstück schwebte neben sie; sie hatte gerade angefangen,
einen Chislen-Riegel zu knabbern, als die Drohne ihr eröffnete,
daß sie die Reise allein unternehmen müsse.
    Churt Lyne äußerte sich nicht in sprachlicher Form.
Statt dessen kommunizierte sie – erstaunlicherweise –
über ihre Neurallitze.
    : Ulver, verdammt noch mal, es handelt sich hier um eine
Geheimmission für die Besonderen Gegebenheiten, und nicht um
einen geselligen Ausflug mit deinen Freundinnen.
    »Komm mir nicht mit ›Geheimmission‹!« zischte
Ulver zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Ach, du liebe
Güte, das ist wirklich äußerst unkultiviert!«
    »Ganz recht, meine Liebe«, murmelte ihre Mutter und
gähnte.
    Einige ihrer Freundinnen lachten geziert.
    Churt Lyne kam ganz nah an sie heran, bis sie sie beinahe
berührte, und das nächste, was sie wußte, war,
daß eine Art grauer Zylinder um sie und die Maschine herum war;
er reichte vom Holzboden bis zu der Stuckdecke, er maß etwa
anderthalb Meter im Durchmesser und bildete eine geschlossene
Hülle um sie, Churt und das Tablett mit dem Frühstück.
Sie starrte die Drohne mit aufklaffendem Mund und weit aufgerissenen
Augen an. So etwas hatte sie noch nie gemacht! Ihr Aurafeld war
verschwunden. Sie hatte nicht einmal den Anstand besessen, die Aura
eckig werden zu lassen und ihr eine spiegelnde Oberfläche zu
geben, damit sie wenigstens ihr Äußeres darin hätte
überprüfen können.
    »Tut mir leid, was da passiert ist, Ulver«, sagte die
Maschine. Ihre Stimme klang flach in dem engen Zylinder. Ulver
schloß den Mund und stupste gegen das Feld, das die Drohne um
sich errichtet hatte. Es war wie die Berührung von warmem Stein.
»Ulver«, sagte die Drohne erneut und nahm eine ihrer
Hände in ein Manipelfeld. »Ich möchte mich
entschuldigen; ich hätte mich klarer ausdrücken sollen. Ich
dachte… na ja, vergiß es. Ich soll mit dir nach Stuf
reisen, aber sonst niemand. Deine Verwandten und Freunde müssen
hierbleiben.«
    »Aber Peis und ich gehen immer gemeinsam in den tiefen Raum!
Und Klatsli ist mein neuer Schützling; ich habe ihr versprochen,
daß sie immer in meiner Nähe

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