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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schnappte sich das Glas mit
Fruchtsaft von dem schwebenden Tablett und betrachtete mit Abscheu
die Spuren, die der herabrinnende Saft auf der Außenseite des
Glases hinterlassen hatte. »Ich hasse diesen
Benimm-dich-erwachsen- Scheiß.« Sie kippte den Saft in
sich hinein, stellte das Glas zurück und leckte sich die Lippen.
»Okay, gehen wir. Los, gehen wir!«

    Das Abschiednehmen dauerte eine ganze Weile. Churt Lyne schimmerte
grauer und grauer vor Wut, bis sie sich schließlich in eine Art
dumpfschwarze Kugel verwandelte; dann ließ sie ihr Aurafeld
zusammenfallen und raste durch das nächste Fenster hinaus.
Draußen tobte sie eine Zeitlang in der Luft herum; bei einigen
ihrer phonetischen Ausbrüche wären einige der Reittiere
beinahe außer Rand und Band geraten.
    Irgendwann jedoch hatte sich Ulver von allen verabschiedet, war zu
dem Entschluß gelangt, ihre Tiere und zwei Kleiderkisten
zurückzulassen, und bestieg dann – nachdem sie in all dem
Aufruhr und trotz einiger Tränen von Klatsli einigermaßen
besonnen geblieben war – eine Reiseröre, gemeinsam mit
einer frostig blauen Churt Lyne, um sich zu den Ausgangsdocks und
einem großen, hell beleuchteten Hangar bringen zu lassen, wo
die ehemalige Schnelle Angriffs-Einheit Freier Meinungsaustausch der Psychopathen-Klasse auf sie wartete.
    Ulver lachte. »Das sieht aus«, schnaubte sie, »wie
ein Dildo.«
    »Das paßt«, bestätigte Churt Lyne. »Wenn
es bewaffnet ist, kann es ganze Sonnensysteme ficken.«

    Sie erinnerte sich an eine Zeit, als sie ein kleines Mädchen
gewesen war und auf einer Brücke über einer Schlucht in
einem der anderen Inneren Räume gestanden hatte; sie hatte einen
Stein in der Hand gehabt, und ihre Mutter hatte ihr auf die
Brüstung der Brücke geholfen, damit sie über den Rand
spähen und den Stein ins Wasser unter ihnen werfen konnte. Sie
hielt sich den Stein – er war ungefähr so groß wie
ihre kleine Faust – vor ein Auge und schloß das andere, so
daß der dunkle Stein alles verdeckte, was sie hätte sehen
können. Dann ließ sie ihn los.
    Sie und Churt Lyne standen im winzigen Hangarbereich des Schiffes,
umgeben von ihren Koffern, Taschen und Kisten sowie etlichen
schlichten, doch gefährlich aussehenden Kleinteilen an
militärischer Ausrüstung. Die Art, auf die der Stein damals
auf das dunkle Wasser zugefallen war, immer kleiner und kleiner
werdend, glich annähernd der Art, auf die Phagofels nun lautlos
von dem alten Kriegsschiff wegfiel.
    Diesmal gab es natürlich kein Aufklatschen.
    Als Phago vollständig verschwunden war, schaltete sie sich
aus dem Anblick aus, den ihre Neurallitze ihr in den Kopf eingegeben
hatte, und wandte sich an die Drohne, mit einem Gedanken, der ihr
schon viel früher gekommen wäre, so hoffte sie, wenn sie
während der letzten Tage nüchtern und nicht von Lust und
Leidenschaft besessen gewesen wäre.
    »Wann ist dieses Schiff nach Phago geschickt worden, Churt,
und von wo?«
    »Warum fragst du das nicht sie selbst?« sagte sie,
drehte sich um und deutete auf eine kleine Drohne, die sich über
dem Wirrwarr von Ausrüstungsgegenständen näherte.
    : Churt? sagte sie über ihre Neurallitze.
    : Ja?
    : Verdammt; ich hatte gehofft, der Vertreter des Schiffes
wäre vielleicht ein gutaussehender junger Mann. Statt dessen ist
es jemand, der aussieht wie ein…
    Churt Lyne unterbrach sie.
    : Ulver, dir ist doch wohl klar, daß das Schiff selbst als
Schaltstelle für solche Kommunikationen dient?
    : Ach du liebe Güte! dachte sie und spürte, wie sie rot
anlief, während sich die kleine Drohne näherte. Sie
lächelte sie breit an.
    »Das sollte keine Beleidigung sein«, sagte sie.
    »Ich habe es auch nicht so aufgefaßt«, sagte die
kleine Maschine, die vor ihr anhielt. Sie hatte eine zwar piepsige,
aber dennoch einigermaßen melodische Stimme.
    »Fürs Protokoll«, sagte sie, immer noch
lächelnd und immer noch gerötet. »Ich dachte, du
siehst ein bißchen wie ein Schmuckkästchen aus.«
    »Es hätte schlimmer kommen können«, zirpte
Churt Lyne. »Du solltest mal hören, als was sie mich
manchmal bezeichnet.«
    Die Schnute der kleine Drohne nickte einmal, was wohl so etwas wie
eine Verbeugung darstellen sollte. »Geht schon in Ordnung, Miss
Seich«, sagte sie. »Ich freue mich, dich kennenzulernen.
Erlaube mir, daß ich dich an Bord des Sehr Schnellen
Patrouillenbootes Freier Meinungsaustausch willkommen
heiße.«
    »Danke«, sagte sie und nickte ebenfalls langsam.
»Ich habe soeben meine Kameradin

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