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Ezzes

Ezzes

Titel: Ezzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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ins Gefängnis gesteckt worden. Und als die Not am größten war, so vor etwa zwei Jahren, da lernte ich den Ossi kennen. Dem habe ich gefallen, und er hat mich und meine Schwester zu sich genommen.“ Sie verstummte.
    „Und weiter!“ Bronsteins Geduld war nicht sonderlich ausgeprägt.
    „Am Anfang war es ganz nett. Ich musste zwar immer wieder die Beine für ihn breit machen, weil der Ossi, der ist immer geil, Herr Kommissar. Obwohl der schon so alt ist, kann er immer noch zwei-, dreimal am Tag. Aber mir war das egal. Er hat ihn mir reingestopft, und dafür konnten meine Schwester und ich uns so viel Essen reinstopfen, wie wir nur vertragen konnten. Nach den entbehrungsreichen Jahren war das beinahe das Paradies.“
    Wieder verstummte die Frau. Bronstein machte eine Bewegung mit der rechten Hand, die ihr bedeutete, sie solle fortfahren. Mitzi seufzte. „Aber dann, dann kam alles anders. Er hat auf einmal gemeint, wir müssten auch etwas zu unserem Unterhalt beitragen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Fini ihm die Wäsche gemacht, die Socken gestopft, die Wohnung sauber gehalten, und ich habe für ihn gekocht. Doch plötzlich reichteihm das nicht mehr. Und eines Tages, irgendwann im Winter voriges Jahr, ist er dann auf einmal über die Fini hergefallen. Dabei war die damals noch minderjährig. Ist sie jetzt noch“, fügte Mitzi hinzu.
    „Wie alt seid ihr überhaupt?“, fragte Bronstein an dieser Stelle.
    „Ich werde kommende Woche 27, und die Fini ist seit dem März 20. Als der Ossi sie verführt hat, war sie also noch 18, und ich war ihr Vormund, weil unsere Eltern ja 1920 umgekommen sind. Deswegen mussten wir ja überhaupt weg aus Uschgorod.“
    Bronstein wurde das Gefühl nicht los, dass er sich verzettelte, trotzdem interessierte ihn die Geschichte: „Umgekommen?“
    „Ja, bei einem Fabriksbrand damals. Mein Vater ist bei dem Unfall ums Leben gekommen, und meine Mutter ist gleich danach ins Wasser gegangen. Wir zwei haben keinen Heller gehabt, und nach einer Woche hat uns der Hausherr auf die Straße gesetzt.“
    Bronstein wollte wieder zum Kern der Geschichte zurückkehren: „Und wieso nennt ihr den Guschlbauer Ossi, wenn der über euch herfällt? Wenn er euch zu … na, ihr wisst schon, gemacht hat?“
    Mitzi blickte beschämt zu Boden: „Na ja, ich habe ihm damals einen ziemlichen Zirkus gemacht deswegen, und er hat die Fini dann ja nie wieder angerührt. Aber die Fini hat mir nachher erzählt, dass es ihr eigentlich Spaß gemacht hat und dass sie das wieder erleben will. Ich war ja dran gewöhnt, weil mich hat er ja praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit …, na, und so war das irgendwie vorgezeichnet. In dem Haus wohnen so viele Ausländer, die sonst nur Handarbeit machen können, und so haben wir uns ein Körberlgeld verdient. Der Ossi hat die Anbahnung geregelt, und wir haben ihm dafür einDrittel der Einnahmen gegeben. Er selbst hat dann aber nicht mehr wollen“, fügte sie wie beiläufig hinzu.
    „Dass ihr euch nicht schämt!“ Bronstein war angewidert von der Gleichgültigkeit, mit der Mitzi den Ablauf der Ereignisse erzählt hatte.
    „Ach was, schämen“, gab sie gelassen zurück, „auch nichts anderes als eine Ehe. Im Gegenteil, wir haben uns wenigstens nur pempern lassen müssen. Und bei dem Druck, den was die meisten g’habt haben, waren die eh keine drei Minuten in uns drinnen. Dafür haben wir gut gelebt und waren alle Sorgen los.“
    „Ja“, nickte Bronstein, „aber damit ist es jetzt vorbei. Und zwar gleich doppelt. Denn nicht nur, dass ihr zwei aufgeflogen seid, euer Ossi ist nicht mehr. Den hat nämlich gestern jemand ermordet.“
    Die Nachricht traf die beiden offensichtlich wirklich völlig unerwartet. Mitzi schlug entsetzt die Hände vor dem Gesicht zusammen, sodass die Decke von ihrem Körper glitt und Bronstein noch einmal die Gelegenheit bot, ihren voluminösen Busen zu betrachten. Fini taumelte ein wenig und setzte sich dann mit angsterfülltem Blick zu Mitzi auf das Bett. Bronstein nutzte die Gelegenheit, griff sich einen Stuhl, der unter dem Fenster stand, stellte ihn vor das Bett und setzte sich: „So, ihr zwei Heldinnen. Wenn ihr mir jetzt richtig helft, dann überlege ich mir vielleicht, was ich weiter mit euch mache. Also sperrt die Lauscher auf.“
    Beide nickten artig.
    „Was wisst ihr über den Guschlbauer sonst so? In welchen Kreisen verkehrte der? Hatte er Feinde? Eventuell sogar hier im Haus? Gab es noch andere wie euch? Erzählt mir alles, was ihr

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