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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Schlickkrusten, Grassoden, Müll, anderen im Wasser untergetauchten Körpern mit gebrochenem Hals zur Mündung hin mit sich, das Heulen einer Lokomotive sprengte die Stille, zersplitterte ihre weiße, konvexe Porzellanoberfläche in tausend jähe Stücke, die Leute im Stadtviertel natürlich nicht, Alter, aber sie haben
eine Kaserne in Encarnação bombardiert, die Fallschirmjäger sind von Tancos aus zu einem Staatsstreich gelandet, der mißglückt ist, die Kommunisten haben beschlossen, daß die Verwandten von Inês, die Leute vom Kapital, die Unternehmer, die Reichen, die Kirche irgendeine Revolution ausgeheckt hätten, um sie von der Sitzstange herunterzuholen, und daher rächen sie sich nun, indem sie die Gefängnisse mit bedauernswerten Leuten füllen, sie lassen die Gesellschaften und die Banken von tschechoslowakischen Gorillas bewachen, die, stellen Sie sich das vor, als Bauarbeiter verkleidet sind und nur zu glücklich wären, mich zu fassen zu kriegen, und der Vater mümmelte überhaupt nicht erschrocken inmitten des Getöses der Maschinen, Ach ja? ach wirklich?, er leerte den Cognac, stellte das Glas auf eine Glasplatte beim zustimmenden, lächelnden Maurice Chevalier, Gott sei Dank bist du in Paris, du Mistkerl, Gott sei Dank bist du da, wo der Pfeffer wächst, er erhob sich, Mariana wackelte auf allen vieren mit dem von Windeln aufgeplusterten Hintern, umgab sich mit Muscheln, Meeresschnecken, Silberschälchen, asiatischen Püppchen aus blauem Stein (schnurrbärtige Typen, Vögel, phantastische Tiere), Fernandos Katarrh näherte und entfernte sich unberechenbar wie der Wind auf der anderen Seite der Wand, Sein Husten spioniert mich aus, dachte der Leutnant, während er auf Zehenspitzen den Flur entlangschlich, der mit alten Gewehren, Rüstungen, die an menschliche Langusten erinnerten, mit Stichen voller Jagdhunde und Pferde dekoriert war, ein Eßzimmer im Halbdunkel, darin Stühle mit hohen, steifen Lehnen, die Bibliothek mit ihren dicken, ochsenblutfarbigen gebundenen Bänden mit goldenen Beschlägen, ihre Fotos in Lederrahmen, ihre großen Porzellanvasen in weinroten Farbtönen, die Treppe zum ersten Stock, Sie haben mir gerade die Flugtickets gegeben, Vater, natürlich kommen Inês und die Kleine mit uns, die Krebse zerfetzten Marianas Nase, ihren Gaumen, ihre Zunge, die Umrisse der Backenzähne, Wenn ich hierbleibe, bringen die mich in weniger als einer halben Stunde in den Bau, Vater, ich haue lieber für
ein paar Monate ab, und die Stille gerann am anderen Ende der Leitung, schwer von dräuenden Vorwürfen, Warum hast du gerade die geheiratet, warum hast du ausgerechnet das getan, wie bist du nur darauf gekommen, aber du sagtest nichts, Alter, du wirst nie etwas sagen, du bist meinem Leben stets mit absoluter Stummheit begegnet, vollkommener Gleichgültigkeit, warst beharrlich mit von Absätzen und Titeln trüben Augen an die auseinandergefalteten Seiten der Zeitung geklammert, er stieg die Stufen hinauf und fuhr dabei mit der offenen Hand über das lackierte Geländer, Pflanzen in Töpfen, Gummibäume, strubbelige Farne, ein kleines Zimmer mit einem antiken Intarsienschreibtisch, ein Flechtsofa, Stehlampen, Wenn das so ist, Junge, dann legen wir besser auf, womöglich wird das Telefon abgehört, und kein Gefühl in seiner Stimme, kein Interesse, keine Zuneigung, keine merkbare Trauer, du hast mich schnell abgefertigt, hast dich schnell von mir befreit, Fahr zum Flughafen, los, verschwinde, Ich kenne Fälle, versicherte der Soldat, in denen die Eltern ihre Kinder nicht mögen, Herr Leutnant, sie auf den Tod nicht ausstehen können, ich kenne Fälle, in denen sie alles dafür gegeben hätten, ihre Kinder so schnell wie möglich von hinten zu sehen, er ging mit leerem Kopf den Läufer entlang bis zu einer offenen Tür, hörte das unerwartet männliche Lachen der Dame mit dem lila Haar, das unterwürfige Lachen von Inês, die sich ergänzten, sich ineinander verschlangen, ineinander aufgingen, und er sah eine Ecke Teppich, die heruntergelassenen Jalousien, eine Bluse auf dem Boden, er legte den Hörer auf, und das Getöse der Duckmaschine vibrierte noch lange welk in seinen Ohren weiter, er drehte sich um, machte dem Feldwebel, der ihm folgte, ein Zeichen, die Uniformen der Soldaten liefen an ihm vorbei, ein Gummischuh biß in Inês’ Bluse, er spürte den durchdringenden Schweißgeruch der Männer, bemerkte die braunen und grünen Flecken auf den Kampfanzügen und die grauen, matten Läufe der

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