Fado Alexandrino
den verrotteten Schiffen, die sich in Alhandra lösen und auf den Weg nach nirgendwo machen wie Ballons ohne Kompaß oder losgelassene Thromben in einer Ader, vielleicht unter dem Aquädukt, vielleicht in Marvila, vielleicht in Montijo, und Schwarze und Zigeuner und Esel und verwestes Elend, und am Ende tranken wir stets, die Ellenbogen auf dem Tresen, den trüben Branntwein der Niederlage in kleinen Eckkneipen, die mit barfüßigen Betrunkenen, deren verhornte Füße den Boden nicht zu berühren schienen,
bevölkert waren oder von aufsehenerregenden, in mehrreihigen Glasperlenketten erhängten Exblondinen, die mit alten, legendären Freistilringern verbandelt waren, dem Kaukasischen Bär, dem Maskierten Eskimo, die mit in Alkohol ertränkten Pupillen davon dick wurden, daß sie heimlich kleine Weißweingläser kippten.
– Höchstens zwanzig Gäste, ordnete Odete an, zehn für jeden, und das war’s. Wegen der kranken Mutter habe ich überhaupt keine Lust, die Wohnung zu füllen, als wäre es ein Tanzfest mit Blasorchester.
Am Ende einer Woche (oder nach vier oder fünf Tagen oder fast sofort, Otília?) fand er heraus, daß die Schwester, die es leid war, auf einen für ihren Bedarf und ihren Geschmack zu unsichtbaren oder unsicheren Zeca zu warten, ihn gegen einen pensionierten Eisenbahner mit sicherer Rente am Monatsende ausgetauscht hatte, dessen Rheumatismus eventuelle Fluchtanwandlungen vereitelte, einen glatzköpfigen Herrn, der ständig heimlich den Hintern vom Stuhl lüpfte, um sich Zäpfchen gegen Schmerzen einzuführen, der eine Wärmflasche im Arm und eine Decke auf den Knien und das Gesicht eines hoffnungslosen Hundes hatte, das sich unter Gejammer belebte, wenn er sich an die Nebenstrecke in der Beira Baixa erinnerte. Einige lackierte Möbel aus Resopal tauchten im Haus in Buraca auf, ein Gummikissen für die Hämorrhoiden und das riesige Bild einer grauenhaften weißhaarigen Frau, deren Gesicht in einem unsympathischen Lächeln ganz nach links verzogen war, Meine verblichene Cecília, zeigte sehnsüchtig der Alte mit dem unbeständigen Nagel des kleinen Fingers darauf, die Vielzahl Mulatten wurde ein bißchen dicker, die Schwester begann die Schalen und den Müll unter die Tische zu fegen und sich sonntags zu kämmen, bis der Rücken des Rentners schlimmer wurde, er ständig jammerte, weder Stuhl noch Urin halten konnte, alle paar Minuten mit dem Taschentuch nicht existenten Zügen zuwinkte, die die Beine des Bettes mit ihrem wirren Schattengalopp erzittern ließen, und Otília ihn mit
seinen Träumen von Güterwagen und seiner Sehnsucht nach der Ehefrau auf die Strohmatratze im kleinen Hinterzimmer verbannte, das bald mit unerträglichen Ammoniakgerüchen, leeren Zäpfchenschachteln und den durchdringenden Schreien eines sterbenden Papageis gefüllt war, zu denen noch das Foto der verblichenen Cecília kam, das die Schwester mit aller Kraft von der Tür aus auf ein wildes Bettuchgefuchtel schleuderte. Eines Sonntags, als er in die Wohnung seines Vaters kam, traf er auf einen großen Schwarzen mit Sonnenbrille, blitzendem Uhrarmband, verschiedenen Ringen und bedrucktem Hemd, der auf dem geblümten Sessel mit Besitzerallüren ruhig die Sportzeitung las und einen Lackstiefel am anderen rieb: Damião, stellte ihn stolz die Schwester vor, während sie ihm die Brillantine auf dem Kraushaar streichelte, und nach Damião kam Agostinho, und nach Agostinho kam Aristides, und nach Aristides kam Minervino, die Zahl der Kinder wuchs zusehends, die Schwester hörte wieder auf, den Staub zu fegen und sich zu kämmen, und der Alte jammerte in der Ferne vergessen auf der Matratze, wie ein Schiffbrüchiger an seine kalte Wärmflasche geklammert, während Eisenbahnwaggons hintereinander an den Wänden entlangglitten und die zusammengewürfelten Gläser und die Häkelkreise auf den Borden schüttelten.
– Im Castelo São Jorge auf gar keinen Fall, weigerte sich Odete, ich hasse diese widerlichen Pfauen, die zwischen den Zinnen herumhüpfen. Am besten machen wir einen Nachmittagsimbiß in irgendeiner Konditorei.
Er sprach mit dem Stummen und dem Neffen der Buchhalterin, damit sie ihre blinden, ziellosen, von der ängstlichen Wut der Hunde verfolgten Erkundungen in den Slums beendeten, doch die Kollegen hatten sich bereits an das trübe Mondlicht der Tavernen und die Atmosphäre gemütlichen Sodbrennens gewöhnt, in die der Tresterschnaps die Eingeweide und den Kopf taucht, der Stumme hatte sich zudem in eine
Weitere Kostenlose Bücher