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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Sarg unter einem schwarz-goldenen Tuch, das an den Anzug eines Toreros ohne Ärmel erinnerte, eklige Farben von Blumen, die ernst dreinblickenden Nachbarn, feierliche Alte, einer von ihnen grauenhaft bucklig, den Hut in der Hand, effiziente, schnelle Sargträger, der mühsam an Seilen in ein dunkles, rechteckiges, unendlich tiefes Loch heruntergelassene Sarg, das Geräusch von Erde, die auf das Holz des Deckels fiel und fiel, die Beklemmung, die Trostlosigkeit, das qualvolle Ersticken der Verstorbenen, der Naphtalingeruch der Jacken und du mit grünen Brillengläsern, Odete, nahmst ungerührt gelassen an alldem teil, nahmst fast mit einem Lächeln die Grüße der Leute an, bedanktest dich, ohne das Taschentuch ein einziges Mal zu den Augen zu führen, für
die Beileidsbezeugungen, warst du womöglich schon damals Revolutionärin? nanntest du dich bereits damals schon Dália? hatte unser Herr Oberleutnant sie schon gehabt, wenn er sie denn überhaupt gehabt hat?, die Männer rühmen sich so vieler Dinge, die sie nicht getan haben, Herr Hauptmann, vor allem, wenn es um den Schwanz geht, wir fuhren so schnell, wie der Laster konnte, die Gasse hinunter, kletterten Bürgersteige hinauf und warfen Mülleimer um, die Klinik war ein kleines, einstöckiges Gebäude mit verschiedenen Schildern mit Namen von Ärzten, zwischen einem miesen Restaurant und einem Laden mit Geschirr und unglaublichen rosa- und rotzfarbenen Scheiben, ich zog Dona Isaura, die nicht mehr wog als der weiße Schaum ihrer Knochen, vom Rücksitz, Onkel Ilídio klingelte angstvoll, cremefarben gestrichene Räume, nicht zu bestimmende Gerüche nach Arzneien, Schränke mit Pinzetten und langen Zahnarztspiegelchen, Metalltische, Eimer mit Verbänden, rostige Sauerstoffflaschen, Bahren mit Rädern, Wo können wir sie hinlegen wo können wir sie hinlegen wo können wir sie hinlegen, krähte panisch der Alte die leeren Wände an, an denen Landkarten mit sardonischen Skeletten und Zeichnungen von Eingeweiden und Lebern hingen, und schließlich, nach stundenlanger Ruferei, erschien ein altersloses Wesen im Kittel, das trotz der tiefen Stimme und der Männerschuhe mehr oder weniger weiblichen Geschlechts war, mit einem Stethoskop um den Hals und einer Spritze in der Hand und untersuchte mit einer kleinen Taschenlampe Dona Isauras Pupillen, gab ihr mit einem langen Gummiinstrument kleine wissenschaftliche Schläge auf die Ellenbogen und die Überbeine, befahl ihr, Atmen Sie tief ein, husten Sie, sagen Sie dreiunddreißig, öffnete ihr den Hemdenkopf, richtete sie auf, schaute sie einen Augenblick lang wie ein nicht gut durchgebratenes Beefsteak an und klärte uns auf, Sie ist tot, wenn Sie sie nicht schnell mitnehmen, muß ich sie in die Leichenhalle zur Obduktion schicken (und der Soldat stellte sich finster gevierteilte Leichen auf Marmorpritschen vor, Mägen und Nieren, die auf Fleischerwaagen abgewogen
wurden, mit Sägen geöffnete Schädel), Onkel Ilídio beharrte ungläubig, Wenigstens Mund-zu-Mundbeatmung, verdammt noch mal, wenigstens einen kleinen Elektroschock auf die Brust, wenigstens eine dieser Massagen, die die Ertrunkenen im Fernsehen immer bekommen, Ihre Gattin hat vor mehr als einer Stunde den Geist aufgegeben, klärte ihn die androgyne Ärztin didaktisch auf, ich verschreibe Ihnen einen kleinen Hustensaft, um so zu tun, als handele es sich um eine Bronchitis, und Sie verschwinden so schnell wie möglich aus dem Laden, denn eine Leiche im Haus ist schlecht für den Ruf der Klinik, die Kranken mit den Schnellverbänden und den eingewachsenen Nägeln nehmen entsetzt die Beine in die Hand, wenn sie einen Toten riechen, Nun machen Sie schon, was kostet Sie schon eine kleine Infusion, flehte Onkel Ilídio, was kostet Sie schon eine Ampulle Penicillin in die Ader, Penicillin hat doch noch jeden wieder auf die Beine gebracht, das Wesen zuckte mit den Schultern und schaute unwohl zur Tür, ob nicht gerade ein Nagelgeschwür oder ein unerwarteter Ratscher oder eine Augenbraue erschien, die sofort genäht werden mußte, Dona Isauras riesiger offenstehender Mund schluckte jetzt nimmersatt die Lampe an der Decke, eine Dose mit Kompressen und einen Paravent mit Rüschen, die sich alle lautlos in ihrem Rachen auflösten, Ich versichere dir, wenn ich gewußt hätte, daß du, schwor der Funker, ich versichere dir, daß ich, wenn ich auch nur den geringsten Verdacht gehabt hätte, und da kam ein großer dicker, nach Wein stinkender Krankenpfleger in den Raum, und

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