Fado Alexandrino
zu vermeiden, um sich Ärger zu ersparen, sie wird sich gesagt haben, Der oder ein anderer, das kommt aufs selbe raus, und ich muß meinen Patenonkel und die Familiensorgen nicht mehr ertragen, Du bist fünfundzwanzig Jahre alt, warum eigentlich nicht, Hör mal, Mädchen, wann entscheidest du dich endlich zu, Wie heißt denn der Glückliche, der, Was hat die wohl unter dem Rock, doch nicht etwa eine angefressene Frucht?, oder vielleicht, wissen Sie, hat sie aus Gründen der Schicklichkeit geheiratet, was weiß ich, für die Revolution und das Proletariat, die schutzlosen und fleißigen Klassen unseres gemarterten und dennoch heroischen Landes, weil die Partei es so wollte, Du schnappst dir irgendeinen Schwachkopf zur Tarnung, irgendeinen Idioten, Genossen, Naivling, an Kretins herrscht nun wirklich kein Mangel, und sie schlief leninistisch mit dem Herrn Oberleutnant, und ich schleppte wie ein Blöder den ganzen Tag lang Möbel, machte mir mit Anrichten auf dem Rücken die Wirbelsäule kaputt, holte mir vom Sofahochheben Bandscheibenvorfälle, und nachts wandtest du mir den Arsch zu und schliefst ein, ich konnte gegen die
Talghelligkeit der Nacht im Fenster eine Flanke erkennen, ein Schulterblatt, ein Stück Nacken, Scheiße, ich bin scharf, was soll ich bloß machen, Odete, was soll ich mit meinem Pyjama machen, der naß wird, was soll ich mit meinem verrückten Hunger nach dir machen, wenn ich deine Hinterbacken mit meinem Knie berühre, ziehen sie sich zurück, wenn ich versuche, dich zu streicheln, werden deine Muskeln hart, wenn ich deinen Mund suche, fliehst du vor mir wir ein schnelles Quecksilbertröpfchen, Ich habe Kopfschmerzen, Ich habe so ein komisches Gefühl in den Eierstöcken, Jetzt nicht, die Palme in Arroios rieb die Bakelitkämme ihrer Blätter gegeneinander, die Jungs von der Arbeit trieben kiellos in kleinen Tresterschnapslagunen, prusteten, knufften einander, lachten, gingen schließlich rempelnd den Hang hinunter zur Bushaltestelle, die Buchhalterin schenkte mir eine Brieftasche aus Krokodillederimitat mit durchsichtigen Einschubtaschen für die Fotos der Kinder, und ich habe nicht einmal Ezequiel da drin, wir sind mit Senhor Ilídio zusammen im Umzugslaster nach Haus gefahren, haben am Bürgersteig geparkt, die Sohlen auf der Fußmatte abgeputzt, und aus dem Zimmer der Kranken kam kein Geblubber von Eingeweiden oder aus dem Rachen, kein Lungenkammerton, kein Spuckeschnarchen, nur die Sonne schien schräg durch die Rolläden und zeichnete parallele Lamellen auf den Teppich, ich steck mir mein Scharfsein in den Arsch, Odete, aber was machst du mit dem haarigen Raum zwischen deinen Schenkeln, in dem ich mich nicht verliere, in dem ich nicht ertrinke?, Onkel Ilídio trabte, sein Emphysem keuchend, wirr den Flur entlang, lockerte dabei den Krawattenknoten, tastete in der Tasche nach der Pumpe, öffnete die Fensterflügel, und die Kohlpflanzen und die Hühner rollten durcheinander auf die Überdecke, auf deren scharlachroten Blumen Dona Isaura plötzlich viel kleiner, mit offenen Augen und Kiefern still die fünf eßbaren Stundenschläge der Kirche schluckte.
– Ich wußte nicht einmal, daß sie verheiratet war, protestierte der Funker, sie hat mir nie etwas von einem Ehemann erzählt,
von keiner Beziehung. Ich kannte ihren Decknamen, Dália, wir trafen uns und verabschiedeten uns, wenn überhaupt, in der Organisation, im Ministerium, in der U-Bahn, sie trug keinen Ehering, redete nicht von sich, wenn ich sie etwas fragte, wich sie aus, scherzte, sprach über das Wetter.
– Also hat sie euch beide betrogen, sagte der Leutnant, also hat sie euch beiden heimlich Hörner aufgesetzt.
– Isaura, rief Onkel Ilídio, während er an den Knien der Verstorbenen rüttelte, was ist mit dir, Isaura?
– Im Ernst, hör mal, fragte der Funker, glaubst du wirklich, ich hätte dir so eins ausgewischt, wenn ich geahnt hätte, daß die dir gehörte?
– Anfangs hat es keiner von uns beiden geglaubt, Herr Hauptmann, sagte der Soldat. Es erschien so unmöglich, dermaßen tot inmitten des Gemüses und der Hühnchen zu liegen.
– Pack sie in den Laster, keuchte Onkel Ilídio gebieterisch, es wird in der Klinik Infusionen, Injektionen, Sauerstoff und Ärzte und Krankenschwestern und was sonst noch für ’ne Scheiße geben.
Damals hast du nicht geweint, so wie du auch nicht in der Kirche und während der Totenwache geweint hast und auch nicht auf dem Friedhof am Morgen darauf, vier oder fünf Taxis hinter dem
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