Fado Alexandrino
Mann hat die Haushälterin geheiratet, eine Kleine mit Schnurrbart, die ihn zumindest damals nicht unter dem Pantoffel hatte: ich möchte wetten, der hat das Dienstmädchen auf Knien zum Standesamt gebracht wie jemand, der nach Fátima geht, um für ein Wunder zu danken.
In der Hocke, ohne Kleider, spähte er bang um sich blickend die Ruhe der Wände aus (Ein am Hang des Schrankes verstecktes Geschütz ohne Rückstoß? Ein Mörser in der Türfüllung?), heftete die gemurmelten Ziffern an die Duschkopflöcher des Mundstücks:
– Spinne zwei ruft Patin, Spinne zwei ruft Patin, ich höre.
– Der Herr Leutnant, sagte der Soldat, ist lange nicht ganz dicht im Kopf gewesen: wenn der Doktor ihm nicht mit den Pillen für die Verrückten geholfen hätte, hätte er einen Wahnsinnshau bekommen.
Das Monster zögerte einen Augenblick lang verwirrt und ließ noch einmal säuerlich, unhöflich los:
– Mit wem spreche ich?
Inês zielte, im Schlaf abwesend, von der Zahnarztlampenhelligkeit der Nachttischlampe beschienen, die Schatten und Umrisse zerstörte und anämische Farbtöne von Sterbenden auf den Gesichtern anknipste, mit den Pistolenkimmen ihrer aufragenden Brustwarzen auf den Leutnant. Die Bettücher bedeckten schräg den Haarfächer der Schenkel, der Apfel der Hinterbacken hob sich vor einem dunklen Hintergrund aus Büchern ab. Die Stimme wiederholte beharrlich:
– Mit wem spreche ich?
Da bin ich also in Lissabon, Scheiße, ich bin wirklich in Lissabon, dachte er, keine Mine explodiert vor meinen Füßen. Und daher setzte er sich auf das Sofa und antwortete mit dem leisen, resignierten Seufzer eines Besiegten:
– Ich bin es, Mutter.
– Diese Scheißfamilien der Frauen, dazu noch unsere eigenen Scheißfamilien, das ist einfach zu viel, verkündete der Funker, während er mit dem Zahnstocher seine Zähne bearbeitete, man ersäuft ja unter so vielen Leuten. Das einzig Gute am Krieg ist, daß man zumindest zwei Jahre lang Waise ist, hin und wieder mal einen Brief schreibt und den Sohn, den Ehemann spielt.
– Was war das für eine Geschichte mit den Spinnen? fragte die Schwiegermutter argwöhnisch.
– Habe ich auch nicht verstanden, rechtfertigte sich der Leutnant eilig. Da ist wohl jemand mit in die Leitung gekommen.
– Merkwürdig, meinte die Schwiegermutter nach einem Schweigen. Könnten Sie mir bitte Inês geben?
In der Wohnung des Malers auf der anderen Seite der Straße führte eine Silhouette im Gegenlicht eine Art orientalischen Tanz hinter roten Vorhängen auf. Die Hündin der Concierge, ein winziges, grauenhaftes, ständig trächtiges und mit einer bei so kleinen Tieren unglaublichen Fähigkeit zu knurren begnadetes Vieh, bellte unten cholerisch: Noch weitere dreißig oder vierzig solche Jahre (und wenn nicht solche, dann ähnliche), dachte der Leutnant mutlos, und dann sterbe ich: eine kurze oder lange Krankheit, voller Entsetzen, Empörung, Leiden, und dann ganz unvermittelt nichts. Nichts: Inês’ Augen begannen sich zu bevölkern, die Seiten des Gesichts falteten sich zur Karikatur eines Lächelns, sie kuschelte sich auf der Matratze zusammen und wies wortlos mit dem Kinn auf den Apparat: Wer ist das?
– Deine Mutter, erklärte der Leutnant, und sie zuckte gleichgültig, angeödet mit den Schultern:
– Sag ihr, ich sei ausgegangen, meinte sie. Irgendeine Entschuldigung, was weiß ich, daß ich einen Geliebten habe, daß ich zur Messe, zum Friseur, in den Supermarkt einkaufen gegangen bin: Das sind die einzigen Dinge, die sie respektiert.
Der Mann bedeckte das Mundstück mit der Hand, als hieße er eine Kampfgruppe schweigen, die sich in der Nähe eines Dorfes im Halbkreis im hohen Gras verteilte:
– Das bringt nichts, in zehn Minuten ruft sie wieder an. Fertige sie einfach mit ein paar Belanglosigkeiten ab.
– Tatsache ist, daß ich mich ganz allmählich, sagte der Oberstleutnant, während er mit der Serviette eine unsichtbare Fliege peitschte, an ihre Abwesenheit gewöhnt habe: ich hörte auf, sie überall in den Zimmern der Wohnung zu sehen, hörte auf, ihre unterwürfige Grimasse im Wohnzimmer zu sehen, wenn ich hereinkam, ich habe schließlich ihre Fotos in eine Schreibtischschublade
gepackt. Ein paar Jahre später habe ich wieder geheiratet, und neulich stellte ich fest, daß die Fotos verschwunden sind: meine augenblickliche Frau hat nicht viel mit meiner Vergangenheit im Sinn.
(Ich stellte mir eine wütende, dicke Person mit zerstrubbeltem Haar in einem Frotteebademantel
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