Fado Alexandrino

Schornsteine, deprimierte Hunde, Kapverdianer der Stadtverwaltung in löchrigen Hemden, die mit der Spitzhacke den Teer zerstören, angetrieben von einem Landsmann, der mit der dreckigen Stiefelspitze auf die Kanalisationsrohre weist, die repariert werden sollen, morgen bringe ich dich mit dem Taxi hierher, Esmeralda, du sitzt schweigend neben mir, und ich werde dich drei- oder viermal im Jahr besuchen mit einem Paket mit Maisbrot und dem unbändigen Wunsch, so schnell wie möglich wieder zu gehen, bis sie bei meiner Arbeit oder zu Hause bedrückt anrufen, die Pausen vor einem Hintergrund elektrischen Knatterns vervielfältigen, Sie ist gestorben, ich komme an, dieses Weibsbild, das mir jetzt mit den Augen am Rücken weh tut, erwartet mich sehr ernst an der Tür, und du liegst in Schwarz auf dem Bett, das Kinn mit einem Taschentuch festgezurrt, und ein Kruzifix an den
trockenen Weinstockwurzeln deiner Finger, genauso geistesabwesend wie immer, genauso taub wie immer, genauso stumm wie immer, genauso gleichgültig wie immer, Das Fenster hat keinen Verschluß mehr, warnt die Leiterin, um Verführungen vorzubeugen, wir haben schon mehr als einmal Gäste von uns im letzten Augenblick dabei erwischt, wie sie versuchten, auf die Fensterbank zu klettern, auch ein Pfandleiher fast an der Ecke, der Golduhren und verbrauchte Radios ausstellte, morgen verkaufe ich verschämt die Hausaltäre wie jemand, der die kostbaren Knochen der Großmutter schmuggelt, zahle ein paar Monate im voraus und habe meine Ruhe: eine Kolonne Ameisen marschierte dicht an einem Zickzackriß in der Wand, eine Glühbirne ohne Lampenschirm an der Decke, eine auf dem Fußboden plattgetretene Kippe, ich packe deine Sachen in einen Koffer und kippe sie in die Schubladen, die Unterröcke, die Nachthemden, die Strümpfe, die Unterhosen, die Haarnadeln, diesen großen Kamm aus Perlmutt, unsere Heilige Jungfrau von Fatima aus Ton, und auf Wiedersehen und bis bald, und halt dich wacker wie ich auch, der Typ mit dem Maßband geht wieder über die Straße, mit wehenden Rockschößen und den Kopf im Regen gebeugt, er wandte sich zur Leiterin und dachte, Jetzt ist meine Kindheit endgültig den Bach runter, und sagte laut, wie jemand, der widerwillig ein Urteil fällt, das keinen Einspruch gestattet, Halten Sie mir das Zimmer frei, morgen um drei Uhr nachmittags sind wir beide hier.
    – Alles für die Stunde des Todes, Herr General, weinte Lucílias Mutter und trocknete sich mit dem zu einem Ball zerknüllten Taschentuch die nicht vorhandenen Tränen. Und ihr Freund, der hat sie, sobald sie krank wurde, verlassen wie eine Hündin. Wären mein Mann und meine Söhne nicht solche Weicheier, dann hätten sie ihn ganz bestimmt verprügelt.
    – Oder Évora, jaulte die Parfümwolke, während sie mit der Zunge am Rand seines Ohres entlangfuhr. Ich habe da vor Ewigkeiten ein kleines Grundstück gekauft, und außerdem ist die Aussprache der Leute im Alentejo so witzig, mein Schatz.

    – Ich finde weiterhin, daß es eine Schande ist, was der Oberleutnant gemacht hat, erklärte der Soldat. Aber da das ja sonst allen hier egal ist, will ich nichts gesagt haben.
    – He, Vater, brummelte die dicke Mulattin im Schlaf, rücken Sie mal zur Seite, Sie nehmen das ganze Bett ein, verdammt.
    – Wir können ihn natürlich töten, schlug der Leutnant lachend vor. Wer mit der Höchststrafe einverstanden ist, möge die Hand heben.
    – Schwester, Schwester, brüllte der Glatzkopf wie besessen, holen Sie den Hausdiener, falls es notwendig sein sollte, aber dieser Scheißkommunist soll mir sofort auf die Straße gesetzt werden.
    – Die Ärzte konnten mit ihrer Krankheit nichts anfangen, sagte Lucílias Mutter mit wirrem Haar und dicken Augenlidern, unter denen weiche, violette Augenringe anschwollen, und schickten sie mit Vitaminen und Zäpfchen wieder nach Haus. Aber das Fieber stieg immer weiter, und als sie ihr Blut untersucht haben, war es schon zu spät.
    – In dem Zustand, in dem er ist, meinte die Assistentin des Zauberers, pustet den ein Windhauch um.
    – Wenn die Herren Offiziere dafür stimmen, erklärte sich der Soldat bereit und krempelte dabei die Ärmel hoch, ziehe ich ihm eins mit der Bierflasche über die Rübe.
    – Ich zog sie um, wusch sie, schnitt ihr die Nägel, erklärte ihr, daß wir gehen würden, daß sie in das SENIORENHEIM PIUS XII. CHRISTLICHER GEIST gehen würde, betete der Funker, ich küßte sie auf den Kopf, weil die Alte mich sozusagen aufgezogen hat,