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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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weil Esmeralda und ich trotz ihres Zustandes, obwohl sie wahrscheinlich blind war und taub und ich ihr wahrscheinlich gleichgültig war, sie fern von mir war, auf mich und das Haus und das Saubermachen und das Kochen schiß, wir beide nur einander hatten, nicht wahr?, und sie, unerschrocken, ohne auch nur einen Muskel im Gesicht zu bewegen, ohne mich anzulächeln, ohne mich anzusehen, stieg mit mir die Treppe hinunter, ich, mit aller
Kraft an das Geländer geklammert, hielt ihre mageren Fischknochen in der Taille, richtete sie ständig auf den nachgebenden Beinen auf, sagte leise diese nutzlosen Dummheiten, die man bei solchen Gelegenheiten ausspuckt, stellte den Pappkoffer, der wie eine Truhe aus dem Wilden Westen aussah, neben den Taxifahrer, setzte sie und mich auf den Rücksitz und, Zur Calçada do Combro, Chef, Nummer fünfunddreißig, Chef, Und wenn Sie nicht den Mund halten, wandte sich der glatzköpfige Arzt an die junge Frau, die protestierte, ist auch für Sie Schluß mit den Arztterminen, Was mag sie wohl denken? versuchte sich der Funker während der Fahrt vorzustellen, was für verdammte Gedanken mag sie wohl in ihrem Hirn ausbrüten? Es regnete ständig, den immergleichen staubigen, leichten Regen, der Himmel ähnelte dem zusammenziehbaren Bauch eines Salamanders, und die Tauben vom Chiado hatten mit eingezogenem Hals und angelegten Schwingen in den Nischen der Kirchen Zuflucht gesucht. Die Reifen tanzten einen Augenblick lang in den Straßenbahnschienen, der Schuhladen, die kleinen Restaurants mit den karierten Tischtüchern, die Werkstätten, die Intarsienkommoden des Antiquars, das schmale, kleine Gebäude, der Billardclub mit den über dem Ball gekreuzten Queues, Nun mal sachte, Chef, hier ist es. Und wieder durchschnitt die Glocke wie ein Messer die Bettdecken und die zerbrechlichen, chitinösen Kehlen der Alten, die unsympathische, häßliche Angestellte polierte, den Hintern in der Luft, Metalle und Türknaufe mit einer Flasche voll gelber Flüssigkeit, die Leiterin musterte Esmeralda schweigend, musterte die Truhe, führte uns in einen Raum, der in Buchstaben aus Karton an der Türfüllung BÜRO ansagte, Regale mit Pappordnern, Rechnungen, Rezepte, Stempel, ein Topf voller Bleistifte und Kugelschreiber, eine Schreibmaschine in einem Schweißtuch aus Plastik auf einem Klapptisch. Die müßten die Taverne schon aufgemacht haben, verkündete der Leutnant heiser wie ein sterbender Pelikan, ich geh mal kurz runter und kaufe Wein, die Rua da Mãe-d’Água zog sich fahl wie Kiemen auseinander und zusammen, Wenn ich
hier einschlafe, brummelte die Mulattin, während sie sich mühsam auf den Bauch drehte, mache ich zu Hause kein Auge mehr zu. Der Funker zog das Geld aus der Tasche, die Leiterin betrachtete mißtrauisch die Banknoten auf dem Tisch, füllte mit kleiner, primitiver Schrift eine Quittung aus, trug Esmeralda in ein dickes Buch mit kariertem Papier ein, Mindestens zwei Liter, bat der Oberstleutnant, der sich nunmehr eingehend für seine Fingernägel interessierte, dieser frühe Morgen wird ohne Wein zu einer unerträglichen Totenwache, der Príncipe-Real-Park und die Calçada do Combro verbrüderten sich jenseits der nicht gerade sauberen Fensterscheiben im selben trüben Wasser, im selben schlaffen Windhauch eines Asthmatikers in Angst, in derselben lauwarmen Kälte, die gefror, auf denselben, in allen Vierteln der Stadt ähnlichen, verschossenen Dächern, in denselben Geschäften und Lädchen und Pinten ohne Publikum, in denselben verlassenen Ramschläden, denselben fliegenden Händlern in Lumpen, Drei Liter, Jungs, sagte die Assistentin des Zauberers, denn einen halben kippe ich allein schon im Handumdrehen weg, die Leiterin und der Funker trugen Esmeralda bis zum ersten Stock hinauf, wobei ihnen die Angestellte von den Türknäufen half, die den Koffer trug, ein Alter in Pantoffeln schleppte sich langsam, steif den Korridor entlang zu einem Balkon mit Pflanzen, Schnell wieder ab ins Zimmer, Senhor Martins, bellte ihn herrisch die Leiterin an, was soll dieser Scheißungehorsam? Sie hatten die Falten aus den Bettüchern gestrichen, waren mit einem Tuch über die Möbel gegangen, hatten noch ein paar zusätzliche Märtyrer in Sandalen und mit großen keuschen Augen an die Wände gehängt, die Küchenschaben und die Ameisen vertrieben, verblichene Blumen in eine Vase gestellt, Hier haben Sie es wie eine Königin, Dona Esmeralda, versprach die Leiterin, und gleich gibt es, stellen Sie sich vor,

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