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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Frikadellen mit Kartoffelbrei zum Abendessen, wir setzten Sie ans Fenster vor die Dächer und die Läden und das Grau des Nachmittags, und keine einzige Falte bewegte sich bei ihr, keine Grimasse, kein Ausruf, kein Grunzen, kein Lächeln, ich
rückte ihr eine Haarsträhne zurecht, streifte ihre Stirn mit den Lippen, und möglicherweise hat sie mich auf der Straße gesehen, wie ich unter dem Regen gebeugt wegging, mich, so schnell ich konnte, zur Autobushaltestelle entfernte, möglicherweise hat sie mich an den Bewegungen erkannt oder an den gekrümmten Schultern oder am Gang, möglicherweise hat sie sich gefragt, wohin ich ging, möglicherweise tat ich ihr leid, dachte sie an die vergangenen Jahre, an den Vergnügungspark, an meine Patentante, daran, wie der Hund auf den Fliesen am Herd starb, an das Kreischen der Karussells und an die phantastischen Tiere, die an der Decke im Kreis wogten, und als ich die Wohnung betrat, Herr Hauptmann, da herrschte in den menschenleeren Zimmern eine ungeheure Stille, da waren rechteckige hellere Flecken an den Stellen, wo die Möbel fehlten, die ich verkauft hatte, die übliche Unordnung, der übliche Dreck, und als ich in der Küche die Nase ans Fenster lehnte, da sah ich dort draußen, dort unten die Dächer über Dächern über Dächern, die Schornsteine und die kleinen Läden der Calçada do Combro in der Oktoberabenddämmerung, und ein Kerl rannte über den Teer, um den Hals ein Maßband, breitete die Arme zu den schwankenden Wägelchen der Achterbahn aus.
    – Reichen fünf Liter? fragte der Leutnant, während er hinter sich eine Korbflasche auf dem Boden herzog, deren Mund einen lila Bronchitisschaum speichelte und sabberte. Es müßte acht Uhr sein, die Tavernen haben gerade aufgemacht.
    – Acht Uhr schon, verdammt? wunderte sich der Oberstleutnant, der an einem schlafenden anonymen Knie interessiert war. Wenn ich nicht sofort die Kurve kriege, macht mich meine Frau zur Schnecke.
    – Nun, was ist denn nun, meine Herren Offiziere? meinte ungeduldig der Soldat. Töten wir nun den Herrn Oberleutnant, oder töten wir ihn nicht?
    – Der macht nicht mal viel Arbeit, ihr Süßen, kam ihm eine der beiden blonden Zwillingsschwestern zur Hilfe. Man braucht
ihm nur einen Plastiksack bis zum Hals überzuziehen und zuzudrücken.
    – Borges, befahl der Glatzkopf einem Kerl ohne Stirn und mit gehorsamem Aussehen. Diese vier Hornochsen umgehend raus aus der Station.
    – Das ist lustig, sagte die Assistentin des Zauberers, die ein großes Glas bis zum Rand vollschenkte. Bislang habe ich Exekutionen nur im Kino gesehen.
    – Oder Manteigas, mein Schatz, hast du mal an Manteigas gedacht? schlug die Parfümwolke mit schlängelnden Sirenentönen vor. Das Estrela-Gebirge im Winter ist wunderschön.
    – Es ist schon merkwürdig, Herr Hauptmann, wie die Dinge mit der Zeit im Kopf allmählich gelöscht werden, schämte sich der Funker betrübt. In diesem Jahr habe ich zum Beispiel ihren Geburtstag vergessen.
    Die Bäume vom Príncipe Real, dachte er, hatten, jetzt dem Tage zugehörig, das Geheimnis und die Dichte der Nacht verloren, die Tiefe der Gebäude, der Gesichter, der Dinge hatte abgenommen, das Bellen der Hunde erinnerte nicht mehr an Spiegel, die unablässig zersplitterten und zerbrachen, die Stimmen und die hohen Absätze hatten aufgehört, mir weh zu tun, der riesige Schatten der mit angezogenen Beinen unter dem Bettuch schlafenden Mulattin hatte jetzt nur noch die einfachen, menschlichen Proportionen eines Körpers, Arbeiter hämmerten und errichteten Gerüste an einem benachbarten Haus, auch heute wird es diesen üblichen feinen idiotischen Regen geben, schwebende Tropfen, die nicht fallen, ohne Konsistenz oder Substanz, nur die unangenehm feuchte Luft und die am Rücken klebende Kleidung, nasse Socken, ohne daß man wüßte, wieso, Es ist acht Uhr, dachte der Funker, die grünliche Fauna und Flora der Bars wird jetzt den letzten Whisky auskotzen und ein letztes Mal in das Porzellan der Toilette pinkeln, wird sich angezogen auf die Matratze legen, dem bangen Geräusch des Blutes lauschen, das durch die Glieder humpelt, das Wasser der Seen zwischen Buchsbäumen kräuselt
sich in Runzeln, die sich bilden und auflösen, Stirnfalten, konzentrische Linien, durchsichtige Blasen, Esmeralda ist bestimmt schon aufgewacht, horcht angespannt, schweigend auf die kleinsten Geräusche des Heims, Husten, Besteck, Schritte, ein ferner Staubsauger, sie erkennt mich nicht oder tut so, als würde

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