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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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hatte jetzt unerwartete Falten um die Augen herum, dunkle Runzeln am Hals, war dicker geworden, ein kleiner, zylindrischer Bauch wuchs gleich unter den Rippen hervor, Und daher bin ich Zivilist, Herr General, arbeite im Eisenwarenladen meines Schwiegervaters, verkaufe Schlösser, Schlüssel, Scharniere, Alarmanlagen für Häuser und Autos, hätten Sie nicht zufällig Interesse an einem Sicherheitssystem gegen Einbrecher?

    – Es ist schon merkwürdig, wie schnell alles wieder so wie vor dem Staatsstreich geworden ist, Herr Hauptmann, sagte der Leutnant. Das heißt, wenn man natürlich einmal von ein paar angemalten Wänden und ein paar Schwachköpfen absieht, die dabei für nichts und wieder nichts draufgegangen sind.
    – Sie schon wieder? wunderte sich der kleine Oberleutnant genervt. Der Beschluß von oben ist, was Ihren Fall betrifft, unwiderruflich, Herr Mendes.
    – Im Príncipe Real gibt es doch nur noch alte Verrückte, Halbblinde, die sich auf den Bänken sonnen, erklärte die Assistentin des Zauberers, während sie ihren rechten Schenkel mit silbrigen Fingernägeln kratzte. Glaubt ihr etwa, da macht sich noch jemand die Mühe, auf euch zu achten?
    – Das Witzigste ist, Herr General, daß ich damals, als sie mich entlassen haben, unschuldiger war als eine Nonne, sagte Hauptmann Mendes, indem er die Gräten mit der Gabel zurückschob. Ich habe gleich nach dem 25. April geheiratet, habe angefangen, mich für Eisenwaren zu interessieren und kam zur Ruhe: Die Revolutionen, wissen Sie, die Verschwörungen, der Leninismus, die Arbeiterklasse, der Mist, die haben mich nicht mehr die Bohne interessiert.
    Nicht nur dicker, dachte der Oberstleutnant beim zweiten Weinkrug, sondern auch weniger energisch, weniger überzeugt, weniger Schmackes, weicher, mit dem Lächeln eines kastrierten Katers, der Stimme eines kastrierten Katers, den Augen eines kastrierten Katers, Siegelring am Finger, Silberfeuerzeug, graue Haare, Maßkleidung, die ölige, geschmierte Sympathie eines Kaufmanns, eine unvermittelte, überraschende Toleranz, keine Ecken, keine Kanten, kein unbequemer, ungehöriger, unangenehmer Schnabel: Auch er ist älter geworden, meinte der Leutnant, auch er hat dieses beschissene Land satt, auch er überläßt das Aufbegehren den Schulkindern.
    – Wenn sich heute einer auflehnt, urteilte der Soldat, dann schreibt er Hurenbande an die U-Bahn-Wände, und das war’s.
Aber ich hätte dem Kerl für alle Fälle eins zwischen die Hörner gegeben.
    – Das Geschäft läuft gut, freute sich Hauptmann Mendes, gerade Autoalarmanlagen verkaufen sich großartig. Wir haben die Vertretung für ein paar ausländische Marken, in fünf oder sechs Monaten nehmen wir Computer mit ins Programm. Letzten Endes war mein Rausschmiß beim Militär für mich ein Riesenglück.
    – Die Krawatte binde ich ihm um, verlangte eine der blonden Zwillingsschwestern, indem sie sich des Halses des Toten bemächtigte. Ich habe in einem Warenhaus als Kassiererin gearbeitet, niemand bindet so gute Schleifen wie ich.
    Das Geräusch der Gespräche im Restaurant schwoll an und ab, wogte wie das Meer, vielzählig, vielfältig, leise, der Lastwagen, der auf dem vorderen Bürgersteig Fässer entladen hatte, war weggefahren, durch die Fenster des Cafés sah man einen Blumenladen, ein Pfandleihhaus, eine Poliklinik, eine Pension, die reizlosen Häuser Lissabons, welkes, vom Urin der Hunde vertrocknetes Gras, den unerschütterlich blauen Himmel, die Fassade eines Laboratoriums mit einem Pförtner, der sich an der Tür reckte und streckte, der Kellner neben ihnen abwartend, Möchten Sie einen Kaffee, Herr General? bot Hauptmann Mendes ihm mit weltläufiger Geste an, sie zogen dem Funker Strümpfe und Schuhe an, die Wunde auf dem Rücken hatte aufgehört zu bluten, den Riß, den das Messer ins Hemd gemacht hatte, sah man kaum, die Mulattin kämmte ihm die Haare, wobei sie sich mit der freien Hand die Nase zuhielt, Seine Brille, verflucht noch mal, erinnerte sich der Leutnant, steckt ihm die Brille in die Tasche, Einen Kaffee und einen Nescafé, bestellte Hauptmann Mendes, indem er die Nase zum Kellner hob, die haben hier einen großartigen Likör, wie wär’s damit?, der Kerl vom Pfandleihhaus öffnete eifrig die Fensterläden, ein Schaufenster voller Uhren, ein anderes voller Toaster, Goldketten, Halsschmuck und Radios, Für das nächste Jahr denken wir eine Optikabteilung an, verkündete Hauptmann Mendes stolz, aber natürlich nur, falls die Regierung die

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