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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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an, als sei er ein Insekt, hob die Augenbrauen zum Himmel, wandte den Blick ab, zuckte mit den Schultern, drehte sich zu ihrer Freundin, Und wann operieren sie dir das Myom raus? fragte sie.
    – Am besten hält ihn je einer an einem Arm fest, sagte Melissa, die Göttin des Striptease, und der dritte geht für alle Fälle hinterher, zieht mal hier, schiebt mal da, ersetzt einen der Kollegen, falls es notwendig werden sollte. Und wo ihr schon geht, bringt mir doch auf dem Rückweg ein Fläschchen Tresterwein mit, ich kann vor Durst kaum noch gucken.
    – Eine Leiche in einer Speisekammer, das ist ziemlich ungewöhnlich, informierte der dicke Inspektor die auf dem Treppenabsatz gedrängelten Journalisten, die Notizen machten, Fotos schossen, Mikrophonkabel entrollten, Normalerweise bemühen sich die Mörder ja, wie Sie wissen, darum, die Opfer so weit wie möglich vom Tatort zu entfernen. Und zudem ist der Mieter der Wohnung verschwunden.
    – Wenn du schon so neunmalklug bist, du dumme Pute, regte sich der Leutnant auf, dann sag mir doch mal, wie man einer Zwergin den Laufpaß gibt.
    – Der Concierge zufolge, die eine äußerst respektable Person ist, sagte der Dicke, ein wirklicher Herr. Nein, wir schließen die Möglichkeit aus, daß auch er ermordet wurde.
    – Auf Wiedersehen, ich will nicht mehr, vielen Dank, es war super, ciao? brüllte der Leutnant scharlachrot, indem er den Soldaten an den Ärmeln schüttelte. Du bist nicht ganz richtig im Kopf, Abílio, du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, was für eine Klette das ist.

    – Oder Komplize, selbstverständlich, räumte der Dicke ein, indem er seinen Kropf aufblies wie ein Truthahn. Zunächst, meine Herrschaften, sollte man keine Möglichkeit ausschließen.
    – Schönen leichten Tresterwein, um den Magen zu reinigen, beharrte die Assistentin des Zauberers, im Grunde genommen eher eine Erfrischung als sonst was. Ein Getränk, das einem das Herz erleichtert, die Leber beruhigt und einen gut aufgelegt auf den Weg schickt.
    – Sie hängt an einem wie eine Zecke, klagte der Leutnant, sie erscheint ständig bei mir auf der Arbeit, zwingt mich, mit ihr zu Mittag und zu Abend zu essen, mißtraut jeder Frau, ist auf alles eifersüchtig, droht, jault, weint, macht Szenen, wiegelt das ganze Haus auf, ich habe schon zwanzigmal meine Sekretärin gewechselt, und mich mit euch zu treffen war ein richtiges Drama. Und jetzt, seitdem sie es sich in den Kopf gesetzt hat, ein Kind zu bekommen, fehlt nur noch, daß sie mich auf dem verglasten Balkon einsperrt wie ein Tier.
    – Einstweilen wissen wir nur wenig, sagte der Dicke. Er arbeitet bei einer Versicherungsgesellschaft, hat keine Vorstrafen, ist von einem der wohlklingendsten Namen des Landes geschieden. Bis vor ein paar Monaten kamen seine Mutter oder Schwester immer, um sich um seine Wäsche, die Säuberung der Wohnung zu kümmern.
    – Wenn ihr ihn nicht ordentlich an der Taille packt, fällt der Kerl immer wieder um, warnte eine der Zwillingsschwestern, indem sie den Hemdzipfel des Verstorbenen richtete, ihm das Haar glattstrich, seine Brille vom Boden aufhob. Stellt euch vor, es ist eure Freundin, zeigt Begeisterung, packt zu.
    – Eine oder zwei Flaschen, setzte die Mulattin einen drauf, die reglos und flüssig auf dem Bett lag wie ein zerlaufener Pudding. Vielleicht komme ich dann ja über den Gestank von dem Kerl weg.
    – Eine leitende Stellung, morgen, begeisterte sich blaß der Oberstleutnant, die Zigarette vergessen zwischen den Fingern,
fünfzigtausend Escudos Basisgehalt, Werbekosten, Prozente am Verkauf, Reisen ins Ausland mit erstklassigen Hotels, Auto: Was sagt ihr dazu, verdammt noch mal?
    – Der Arzt hat sich noch nicht entschieden, antwortete Clarisse, er möchte die Laboranalysen noch einmal wiederholen, möchte mich noch einmal sehen. In höchstens vierzehn Tagen, denke ich.
    Das Unternehmen von Hauptmann Mendes lag in Cabo Ruivo, hinter den Öltanks, beim verlassenen Wasserflugzeug, auf halbem Weg zwischen den Docks und den von Gras und Steinen überwachsenen Schienen der Loren, wo auf Böschungen umgefallene kaputte Waggons vergammelten. Es gab weder Möwen noch Mäuse, noch Flußvögel, da das pastöse, reglose Wasser tot war und, an die hölzernen Lagerhäuser und die Kiele der Fischkutter geklammert, Leichengestank ausströmte, im Hintergrund vermehrte sich ein Slumviertel aufs Geratewohl an einer kleinen Straße aus gestampfter Erde, seine Häuser, die schief waren wie kranke

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