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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Fabriken, Werften, Kaianlagen aus, ein Kerl strampelte im Hintergrund, von einer Meute wütender Hunde verfolgt, auf einem Fahrrad auf der Straße entlang, kam hinter Bauschutthügeln zum Vorschein und verschwand wieder dahinter, Wirst du Sonnenbrillen an der Tür verkaufen wie die Zigeuner? fragte Edite sardonisch, wirst du den Kurzwarenhändlerinnen im Viertel Mikroskope aufdrängen?, Diese Einrichtungen hier sind provisorisch, versicherte Hauptmann Mendes, wir werden nächste Woche das neue Büro auf dem Chiado einweihen, Das ist, erklärte mir der Oberstleutnant, der mit offenem Mund auf einer Bank ausruhte, während die Leiche vom Funker fast an ihm hing, ein vierter Stock ohne Fahrstuhl in der Rua Garret über
einem Laden mit Akkordeons, Bratschen, Geigen, elektrischen Orgeln, Xylophonen und Schlagzeugen, der die ganze Zeit eine Flut ohrenbetäubender Musik quäkte, eine Wohnung, die so heruntergekommen, vergammelt und alt wie ein Gebäude am Fluß war, schimmlige Salons mit schwindelnd hoher Decke, Stockflecken, die die Farbe auflösten, Dielen, die winselten und unter den Füßen zerbrachen, und der Rest, wissen Sie, das waren die gleichen beiden staubigen Schreibtische, Hauptmann Mendes, der Pickel an seiner Nase ausdrückte, der Schwiegervater, der mir triumphierend seine wurmstichigen Kataloge zeigte, und die ewige Schreibmaschine, die langsam von Taste zu Taste hüpfend mit bangen Pausen schrieb, in denen man die Luft anhielt, das Herz aussetzte, die Muskeln, eine Geste unterbrechend, innehielten, man die Erleichterung des nächsten Buchstabens erwartete, der endlich mit einem Geräusch kam, das so fein und matt war wie die Kontraktion sterbender Kiemen.
    – Wir haben ihn in der Speisekammer in der Rua da Mãed’ Água gefunden, haben ihn im Pissoir gefunden, erklärte der dicke Inspektor den Journalisten. Eine einzige Leiche an zwei verschiedenen Orten, das kommt häufiger vor, als man annimmt.
    – Es ist nicht nur der Geruch, es ist das Gewicht, klagte der Soldat, der sich mit dem Ärmel abtrocknete. Ich habe noch nie einen Kerl erlebt, Herr Hauptmann, der so wie aus Stein war wie unser Herr Oberleutnant.
    Und da war der Geruch der Beete und der Pflanzen der Parkanlage, die zwischen den Zweigen treibende, abgeflachte Birne der Sonne, eine Tankstelle, die Markisen der Antiquariate, Gassen, die unvermittelt, beinahe senkrecht zum Fluß hinunterführten, eine riesige Zeder, Typen mit Spazierstock auf den Bänken, niemand achtete auf sie, niemand bemerkte die Leiche, In der Reserve sein, dachte der Oberstleutnant, das ist genau dasselbe wie tot sein, sie organisierten einen dritten Schreibtisch für ihn und saßen zu dritt, ohne einander anzusehen, den ganzen Tag lang da, schauten die Tauben auf dem Balkon und die gegenüberliegenden
Gebäude an, die Farbtöne des Himmels, die sich veränderten, den Platz wechselten, heller wurden, dunkler wurden, bis ein kleiner Orientale mit Schlips und falschem Lächeln kam, sich in einer der Sauerstoffstimme eines Tauchers gleichenden Sprache äußerte, noch mehr Kataloge, Broschüren, noch mehr lose Seiten mit Zeichnungen und Bildern, noch mehr unverständliches Propagandamaterial aus seiner Aktentasche zog, sie packten die Leiche wieder und gingen ungestüm aufs Pissoir zu, Unser Agent in Tokio, erklärte Hauptmann Mendes pompös, unser Vertreter in Japan, Besser Sonnenbrillen an der Tür verkaufen, räumte, einen Keks in der Faust, Clarisse großzügig ein, als hier herumzuhängen und nichts zu tun, mich würde ein Mann, der den ganzen Tag lang zu Hause rumsitzt, völlig nervös machen, und hinter dem Chinesen kamen Kisten und Kästen voller Mikroskope, Füllfederhalter, Uhren, Lupen, Radioapparate, Tonbandgeräte, Spielzeug, Rechenmaschinen, Taschencomputer, billigen Jahrmarktsramsches, vermischten Trödels, der Fußboden bedeckte sich mit Stroh und Seidenpapier, der mit dem Schlips zeigte die Gegenstände mit Zauberergesten, bevor er sie sorgfältig auf eine Decke stellte, die Schreibmaschine stolperte weiterhin von Silbe zu Silbe, Glu glu glu glu glu, stieß der aus Tokio seinen Sauerstoff aus, Ich habe mir sonstwas vorgestellt, aber nicht, daß er beim Schmuggel einsteigt, sagte die Parfümwolke konsterniert, trotz des Sozialismus gibt es ja doch immer noch anständige Arbeiten, Wenn irgend jemand, wenn ein Hund was merkt, dachte der Leutnant voller Angst, dann rufen sie die Polizei, und wir sind im Arsch: der Funker verlor einen Schuh, und sie mußten ihn auf

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