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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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eine Eingeborenensiedlung angreifen. Der Feind zog entgeistert sein Lächeln zurück, das auf seinen Wangen welkte wie eine Hyazinthe in der Vase, ein Kellner tauchte aus dem Schatten auf und flüsterte irgend etwas ins Ohr des Botschafters, der seine perlfarbene Krawatte mit unsicheren Fingern zurechtrückte, Bitte sehr, Herr Oberstleutnant, hier entlang, riet der Kellner und wies auf einen Kreis unendlich ferner Stühle, der Oberstleutnant, der wie ein Stehaufmännchen schwankte, blickte über die Schulter zurück und befahl uns, Folgt dem eingeborenen Führer, ein verbogener Kronkorken klebte noch an seinem staubigen Ellenbogen, der Besitzer und der Kellner gingen rückwärts voran, wedelten mit den Armen wie die Parkwächter, die in den Parkhäusern die Wagen dirigieren, der Funker trat mir auf die Schuhe, der Soldat schob mich mit einer unsichtbaren Waffe weiter, der Leutnant gab uns in der Ferne hinter einem Vorhang kniend Deckung, machte Pum pum pum pum pum pum pum mit dem Mund, wir erreichten den Tisch nach einer stürmischen Reise, die von der Gefahr von auf dem Fußboden versteckten Antipersonenminen
entschieden verlängert wurde, der Oberstleutnant schlug vor dem grauhaarigen Herrn die Hacken zusammen und erklärte bescheiden, Mission erfüllt, Herr General, der Leutnant erschien auf allen vieren, nahm mühsam neben mir Platz und rief, Champagner für die Männer, aber schnell, zum Kellner, der Zirkumflex von den Boleros umarmte herzzerreißend, aus einer unnatürlichen Leidenschaft für die Verstärker heraus, das Mikrophon, Verdammter Mist, dachte ich, auf was für einen Scheiß habe ich mich denn da eingelassen, eine Gruppe Einheimischer mit Koteletten und gewichstem Haar nuckelte Bier in einer Ecke, beobachtete uns mit dem vollkommenen Gleichmut der Lissabonner Schwarzen, ein zweiter Kellner stellte eine Kerze mitten auf den Tisch, und unsere Gesichter tauchten aus dem Dunkel auf wie die knochigen, bleichen Masken in einem Horrorfilm, der umherwandernde Scheinwerfer entriß der Dunkelheit andere Körper, andere Schultern, andere reglose Geschöpfe, ein Türchen, das Damen verkündete, eine Vitrine voller vorsintflutlicher Pralinenschachteln, den Musiker mit Sonnenbrille, der das Piano mit grausamen Spinnenfingern quälte. All dies, dachte ich, heißt, traurig, arm und prätentiös sein wie ein Leichenwagen ohne Sarg, diese Schleier, diese Vorhänge, diese Sterne aus Silberpapier, dieses falsches Glitzern und dieser verlogene Glanz, Ich glaube, ich gebe die Gefühle des Herrn Oberkommandeurs richtig wieder, meinte der Oberstleutnant, wenn ich ein Lob für alle und jedem von euch ein Kriegskreuz verspreche, neben fünf Tagen Urlaub in Lourenço Marques in Begleitung wunderschöner, von unserer militärischen Bravour hingerissener Frauen, Damen der besten Gesellschaft dieser unserer geliebten Überseeprovinz, die wir so mutig verteidigen, und in der Tat, indem sie mit der gemessenen Gier von Insekten von den hochbeinigen Barhockern herunterglitten, näherten sich uns krumm wie Krebse, wacklig auf den Stelzen ihrer Absätze, fettleibige Geschöpfe mit höchst eindrucksvollen platinierten Mähnen, fleischfressenden Goldzähnen im Schatten, Dekolletés, tief wie hertzianische Kurventäler, unmäßigen
Brüsten und Hüften, die in Fleischrollen über die Hüftgürtel quollen, Ohrringen, die wie Lokomotivenleuchten zitterten. Verschiedene Untertassen mit Popcorn und zwei verchromte schwitzende Eimer wurden auf den Tisch gestellt, die Hälse der Champagnerflaschen zielten ihre Korkenkugeln gegen die Decke, der Geschäftsführer trieb, die Hände hinter dem Rücken, mit den gebieterischen Kinnbewegungen eines Dompteurs die Mädchen in unsere Richtung, der mit den Boleros kaute jetzt mit Straßenkötergebell auf dem Knochen eines Tangos herum, die ersten Frauen enterten unter dem Geklingel von Blecharmreifen und Bakelitketten den Tisch, setzten sich wie Frösche an den Rand einer Pfütze auf die freien Stühle, kippten ganze Schälchen mit Kartoffelchips, Erdnüssen, Kürbiskernen in ihren Rachen, die sie dann in unerschütterlicher Gelassenheit kauten, der Oberstleutnant erhob sich, um pinkeln zu gehen, und er kam mir plötzlich gebeugt und zögerlich wie ein zerbrechlicher, harmloser, melancholischer alter Herr ohne Hoffnung vor, der sich auf dem Weg zur Toilette an den Stuhllehnen festhielt. Ich heiße Abílio, und Sie? fragte der Soldat eine riesige Mulattin, die mit schlaffer Gleichgültigkeit Popcorn

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