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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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zerstückelter Kinnlade sich selber irgendwie lustvoll herunterschluckte, das Blut ist süß und dick wie Gelee, der Leutnant meldete sich, das Zigarillo im Mund, umgehend für das Ablenkungsmanöver Toilette, Der Chef des Generalstabs wird dir posthum persönlich den Orden vom heiligen Jakobus vom Schwert verleihen, versprach der Oberstleutnant, das Vaterland ehrt würdig die Söhne, die sich ihm opfern, die Lampen des Vergnügungsparks gingen alle an, die Motorräder des Todesbrunnens gaben unter Hollenlärm Gas, die Wagen der
Geisterbahn brachen schräg zu einer Fahrt im Dunkel zwischen Totenköpfen und Särgen auf, die Giraffen des Achterkarussells galoppierten, von einem riesigen Zahnrad angeschoben, auf ihrem Boden aus wackligen Bohlen, in den kleinen Straßen der Restaurants hefteten sich die Essensgerüche wie Oktopusse ans Haar, das Riesenrad begann sich zu drehen, schaukelte leicht mit den Metallschiffchen, der Leutnant schob den Stuhl zurück und ging in die Hocke, bereit für das Zeichen des Oberstleutnants, der, den Blick auf die Uhr gerichtet, den Arm hob, der Glatzköpfige wich zurück, um Schwung zu nehmen, Vorsicht mit den Eiern, Herr Inspektor, der Mann fällt beim nächsten Atemhauch um, Das wirst du jetzt absolut witzig finden, du Arschloch, sagte der andere, senkte die Glatze und rammte sie ihm wütend inmitten der Schreie, des Gelächters, der Gespräche, der Lichter, der Musik in den Magen, der gefühllose, weiche Körper des Funkers fiel von oben aus einem der Schiffchen, das sich auf dem höchsten Punkt befand, von wo aus man die Häuser und die Dächer und die Reklameschilder der Stadt sehen konnte, und brach neben der Baracke der Ciganita Dora als ein Wust aus Lumpen zusammen.

12
    Eine abschüssige Straße in Intendente, parkende Autos, neben einem geschlossenen Lebensmittelladen zwinkerte eine Leuchtreklame Bar Nachtclub Madrid, Bar Nachtclub Madrid, Bar Nachtclub Madrid, der Türsteher, der ewige Polizist und das Plakat mit Fotos von Frauen, von einer roten Lampe beschienen, die ihr gasiges Blut auf dem Bürgersteig ausgoß. Der Türsteher zog einen Kartenblock aus der Tasche und sagte, Zweihundert Escudos pro Schädel, während der Polizist uns schweigend durch den Mützenschirm hindurch betrachtete. Ich parkte den Wagen zwischen einem kleinen Laster, der nach Hühnern roch, und einem leeren Taxi vor einem gekachelten Gebäude, in dem alte Frauen mit Krücken Bankangestellte als Gäste und Briefe voller Briefmarken von Enkeln aus Venezuela empfingen, der Himmel, der die Farbe vom Inneren eines Schuhkartons hatte, zermalmte die Dächer, die Fenster starrten mich aus beunruhigten, leeren Augenhöhlen aufmerksam an, und wenn ich das Ohr an die granitene Türumrandung mit ihren Ekzemen legte, könnte ich bestimmt zig Lageristen unisono, in Unterhemd, den Bauch nach oben, im Chor schnarchen hören. Ein falsch gespielter Bolero drang durch die Ritzen des Nachtclubs wie Dampf aus einem Topf. Der Oberstleutnant zeigte dem Polizisten die Brieftasche, der sich zu einem schlaffen militärischen Gruß aufrichtete, und der Türsteher steckte diskret für alle Fälle die Eintrittskarten in die Tasche: Wahrscheinlich, dachte ich, glaubt er, wir sind von der Sitte, wahrscheinlich glaubt er, daß wir gekommen waren, um unsere Zeit damit zu vergeuden, diese Baracke zu kontrollieren. Rühren Sie sich, erlaubte der Oberstleutnant dem schläfrigen Wächter, und uns befahl er kriegerisch, Voran, das Bataillon. Noch dreckig vom
Sägemehl und den Schalen auf dem Boden des Restaurants, marschierten wir übereinander stolpernd los, der Bolero wurde lauter, und da war ein Orchester hinten im Raum mit einem Kerl in weißer Jacke und Zirkumflexaugenbrauen, der dramatische Geständnisse auf spanisch ins Mikrophon wisperte, unendlich viele leere Tische, die Damen vom Plakat, fast alle blond und dick, saßen wie frierende Störche auf den Barhockern, ein grauhaariger Mann im Smoking wanderte mit Besitzerallüren durch die elende Spelunke, während ein Parfümgeruch, der intensiv war wie Rattengift, uns in einem Polarambiente zum Schwanken brachte, das von einem umherstreifenden Scheinwerfer durchmessen wurde, der dem scharfen Auge eines Zahnarztes auf der Suche nach Karies in einem Mund ähnelte. Der grauhaarige Mann kam schräg heran, hißte das professionelle Lächeln eines wohlmeinenden Diplomaten, der Oberstleutnant beugte sich in Angriffshaltung, und wir formierten uns alle sofort um ihn herum, als wollten wir

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