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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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braun-grüngelb verfärbt, und vor allem ziemlich
aufgelöst.«
    »Also können
Sie weder ausschließen noch bestätigen, dass ein Erwürgen dem Erhängen vorangegangen
war.«
    »Ich hätte
es selbst nicht besser sagen können. Hautblutungen am Hals hätte ich sicher gefunden,
aber wenn jemand seine meuchelnden Hände mit dem dicken Wollgestrick abgepolstert
hat … keine Chance auf Druckstellen. Das ist in der Fachliteratur übrigens eingehend
beschrieben.«
    »Gibt es
Anhaltspunkte, dass Irene Stoll möglicherweise bewusstlos war, als sie erhängt wurde?«
    Die Ärztin
wurde wieder spitz: »Meine Ergebnisse sind Ihnen doch zugegangen, oder?«
    »Ja, sicher,
aber …«
    »Nichts
aber! Wenn da was zu finden gewesen wäre, hätte es in meinem Bericht gestanden.«
    ›Knack‹
kam aus dem Lautsprecher.
    »Aufgelegt«,
rieb sich Lindt resigniert die Stirn. »Ziemlich empfindlich, die Gute. Legt jedes
Wort auf die Goldwaage.«
    »Ja, ja,
gar nicht einfach, den richtigen Ton zu treffen.«
    »Ich wünsche
mir endlich einen männlichen Leichenaufschneider«, sagte Lindt und bog zurück auf
die Straße.
    Die warme
gelbbraune Leuchtreklame eines Cafés ließ ihn wenig später erneut abbremsen. »Sollen
wir?«
    Wellmann
nickte. »Jetzt werden wir zu Aufschneidern. Nicht Leichen, sondern Brötchen.«
     
    Graziös tauchte der Kommissar Minuten
später die Spitze seines Croissants in die große Tasse mit Milchkaffee. »In Frankreich
ist das ja normal, aber wenn du hier ein bisschen schlürfst, gibt es gleich merkwürdige
Blicke vom Nebentisch.«
    »Vive la
France«, antwortete Paul und biss so energisch in sein Camembertbaguette, dass der
Saft der Tomatenscheiben zwei dicke, dunkle Spritzer auf dem Hemd hinterließ.
    »Mist«,
schimpfte er.
    Lindt hingegen
grinste nur und reichte ihm seine Serviette. »Was hältst du von den Gedächtnislücken
unseres Insassen?«
    »C2H5OH«,
antwortete Wellmann. »Alkohol macht alles möglich. Widerlegen können wir ihm seine
Absenzen sicher nicht. Doch vielleicht ist es ja so, dass er sich nur an ein paar
kleine Bruchstücke erinnert, aber das Ganze einfach nicht zusammenbringt. Möglicherweise
plagt ihn das als dunkle Ahnung?«
    »Du meinst,
eine Erinnerung, wegen der er fast verrückt wird, weil er nicht weiß, ob sie vielleicht
nur Einbildung ist?«
    »Derartiges
hab ich schon gelesen«, meinte Paul.
    »Also ist
zumindest nicht ausgeschlossen, dass er die Wahrheit sagt. Anfangs dachte ich ja,
er spielt Theater, aber zumindest seit dem Zeitpunkt, als er die Sache mit der Vaterschaft
von sich aus angesprochen hat, kam er mir eigentlich recht ehrlich vor.«
    »In unserer
Beweisführung sind wir damit dennoch nicht vorangekommen. Eine reine Theorie ohne
Indizien wird keinen Richter überzeugen.«
    »Ich fasse
zusammen«, wurde Lindt förmlich. »Wir wissen ziemlich sicher, dass diese skelettierten
Frauen Eduard von Villing zuzuschreiben sind. Ob er in dem Bergwerk noch weitere
versenkt hat, wird sich demnächst zeigen.«
    »Wir wissen
jedoch nicht, ob er damals seine Frau erschossen hat, und wir wissen erst recht
nicht, ob Irene Stoll erhängt wurde oder ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt hat.«
    »So wie
Mutter und Tochter vor mehr als 30 Jahren«, ergänzte Wellmann.
    »Scio, nescio,
ich weiß, dass ich nichts weiß. nichts. Der Kurze wird nicht begeistert sein.«
    »Ach was,
Oskar. Wenn ich denke, wie der um euch gebibbert hat, als wir nach Wolfach ins Krankenhaus
gefahren sind. Da brauchst du dir wirklich keine Gedanken zu machen. Unser kleiner,
netter Staatsanwalt ist so was von froh, dass Jan und du gesund hier seid. Einen
Verdächtigen hat er ja bereits in Haft und die Journalisten geben erst mal Ruhe.«
    »Konstantins
Geständnis? Was denkst du darüber?«
    »Normalerweise
wird niemand freiwillig etwas zugeben, was man ihm nicht nachweisen kann. Aber dieser
Kerl? Dem traue ich alles zu, nur kein normales Verhalten. Dass der absolut am Ende
ist, das sieht ja ein Blinder.«
    Lindts Handy
vibrierte. »Jan, wir sind noch in Bruchsal«, sprach er leise in das Mikrofon. »Wir
sind hier nicht alleine. Ich kann dir zuhören, aber nicht viel sagen.«
    »Kein Problem,
Chef. Ich wollte nur melden, dass ich einen Bruder ausfindig gemacht habe. Die erschossene
Luise von Villing ist eine geborene Ott und stammt aus Ziegelhausen. Der Bruder
wohnt noch dort und heißt Karl-Adolf. Soll ich die Adresse per SMS schicken?«
    »Okay«,
antwortete Lindt. »Wir fahren gleich weiter. Ein Stück in diese

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