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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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noch.
Da hab ich die Finger von dem Zeug gelassen.«
    »Aber geschluckt
haben Sie weiterhin?«
    »Was hätte
ich denn sonst den ganzen Tag machen sollen? Vielleicht basteln mit Irene, dort
in der Werkstatt?«
    »Gingen
Sie nie aus?«
    »Ach, die
Nachbarn haben mich immer scheel angeschaut. Da hatte ich keine Lust mehr drauf.«
    »Wieso denn
das? War Ihr Äußeres immer schon so … so …«
    »Abstoßend?«,
ergänzte von Villing. »Nein, so wie nach meinem Penner-Selbstversuch natürlich nicht.
Aber wenn man keine Perspektive mehr hat …«
    »… dann
lässt man sich gehen«.
    »Wahrscheinlich.
Auf jeden Fall habe ich es vermieden, jemandem draußen zu begegnen.«
    »Sie hätten
mit dem Auto wegfahren können.«
    »Keine Chance,
es zu bekommen. In manchen Dingen war Irene so hart wie ihr Bruder.«
    »Ihr Vater
war ja nicht immer hart zu Ihnen«, stellte der Kommissar fest, doch darauf antwortete
Konstantin nicht.
    »Niemals
hätte sie mir diesen Wagen überlassen.«
    »Kein Führerschein?«
    »Jetzt hab
ich ihn wieder. Das haben Sie sicherlich alles bereits rausgefunden.«
    »Hier drin
nützt er Ihnen allerdings rein gar nichts.«
    »Wenn ich
rauskomme, hab ich eh keine Kohle für ein Auto.«
    »Was machen
Sie dann? Pläne für die Zeit danach?«
    Der Häftling
hob die Schultern. »Wo soll ich hin?«
    »Das Haus
steht jetzt leer.«
    »Nie, nie,
niemals kann ich dorthin zurück!«, erregte sich von Villing.
    »Oder auf
den Hof? Ihr Vater wird Ihnen doch nicht die Tür weisen.«
    »Ausgeschlossen.
Völlig unmöglich. Dem kann ich nie mehr unter die Augen treten.«
    »Möglicherweise
ist er trotzdem unterhaltspflichtig. Dann wird Ihnen das Sozialamt höchstens was
vorstrecken. Das fordern die gnadenlos zurück.«
    Konstantin
senkte den Kopf. »Für mich muss er nichts bezahlen.«
    »Das verstehe
ich nicht ganz …«, antwortete Lindt.
    »Ach … er
… er ist nicht mein wirklicher Vater, mein leiblicher, meine ich.«
    Na endlich,
dachte der Kommissar und rief trotzdem erstaunt: »Was? Ist er nicht?«
    »Nein, aber
ich weiß es erst, seit … Ach, das ist ja egal.«
    »Seit Irene
es Ihnen gesagt hat, stimmt’s?«, schoss Lindt ins Blaue.
    »Tut nichts
zur Sache«, antwortete von Villing.
    Lindt sah,
dass er recht hatte. »Und Ihr Vater … ich meine, Eduard von Villing, seit wann weiß
er Bescheid?«
    »Keine Ahnung«,
antwortete Konstantin spitz. »Ist mir völlig wurscht. Vielleicht weiß er es ja gar
nicht.«
    »Könnte
es sein, dass er deshalb mit Ihnen gebrochen hat?«
    »Nein, oh
nein. Das hätte er mir ins Gesicht geschleudert, mitten hinein. So wie damals, als
er mich rausgeworfen hat. Das war eine fürchterliche Szene vor der versammelten
Mannschaft. Alle haben es mitbekommen. Die anderen Geschäftsführer, die Sekretärinnen,
alle 50 Mann auf der Etage. Natürlich ging das dann rum wie ein Lauffeuer. Geld
beiseitegeschafft, das hat er so laut geschrien, wahrscheinlich hat man es sogar
im Stockwerk drunter gehört. Er war völlig außer sich. Und am nächsten Tag konnte
es jeder nachlesen. Es war der Zeitung eine halbe Titelseite im lokalen Teil wert
und bei den Wirtschaftsnachrichten kam ebenfalls ein Artikel.«
    »Das war
Ihr sozialer Tod«, nickte Lindt. »Jetzt verstehe ich so manches.«
    »Es war
alles drin in der Zeitung. Harvard, die Ranch, der Börsenkrach, alles.«
    »Und als
Krönung des Ganzen noch Untreue im väterlichen Betrieb.«
    Der Häftling
ballte die Faust. »Ich wüsste nur zu gern, wer das damals den Zeitungsfritzen gesteckt
hat. Vielleicht war er es ja selbst. Hat sich aufgeführt wie ein Drache.«
    »Drachen
haben grüne Augen.« Lindt schlug sich die Hand vor den Mund. »Verdammt, das war
…«
    »… unüberlegt«,
sagte Paul Wellmann leise.
    Konstantin
ließ die Arme hängen. »Es ist Ihnen also aufgefallen. Schwarz, stechend schwarz.
Als Kind wusste ich nie, was mich an meinem Vater eigentlich gestört hat. Irgendwas,
aber es war mir nie klar.«
    »Erst beim
Rauswurf?«
    »Da war
der Blick furchtbar. So wie noch nie, noch gar nie. Aber damals, vor allen … tot
… Sie haben es gesagt, damit hat er getötet. Nicht nur fertiggemacht, er hat mich
umgebracht.«
    »Dann kann
ich allerdings überhaupt nicht verstehen, weshalb Sie Ihre Tante … Ich meine, die
hatte damit überhaupt nichts zu tun.«
    Von Villing
brach zusammen. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte ihn. Die Kommissare schwiegen.
Sie ließen ihm Zeit. War die Nuss jetzt geknackt?
    Doch der
Häftling blieb stumm. Fünf

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