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Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barker Clive
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Oberkörper. Aber sein Kopf war winzig, rund, rot und haarlos, nicht einmal Brauen oder Wimpern.
    »Geh mit O’Brien«, sagte Cawley. »Holt die Fesseln. Bist du flink mit den Händen?«
    »Flink ...«, antwortete Nycross, als würde ihn die Frage an die Grenzen seiner geistigen Belastbarkeit bringen, »... mit ... den Händen.«
    »Ja oder nein?«
    Der Priester stand hinter Cawley, der ihn nicht sehen konnte, wohl aber der pausbäckige Nycross, und er gab dem Einfaltspinsel Hilfestellung, indem er nickte. Der kindliche Hüne ahmte nach, was er sah.
    »In Ordnung«, sagte Cawley.
    Inzwischen war mir klar geworden, dass ich meine Zunge nicht dazu bringen würde, etwas Verständliches von sich zu geben, um irgendwie Cawleys Herz zu rühren. Ich konnte nur vermeiden, sein Gefangener zu werden, wenn ich mich wie der bestialische Dämon verhielt, für den er mich von Anfang an gehalten hatte.
    Ich gab ein leises Geräusch von mir, das jedoch lauter herauskam, als ich beabsichtigt hatte. Cawley wich instinktiv einige Schritte zurück und packte einen seiner Männer, den er bisher noch nicht angesprochen hatte. Das Gesicht des Mannes war grotesk von den Pocken entstellt, die er überlebt hatte; am auffälligsten daran war, dass ihm die gesamte Nase fehlte. Cawley zerrte den pockennarbigen Mann zwischen mich und sich und drückte ihm die Messerspitze in den Körper, um dem Mann seine Pflichten zu verdeutlichen.
    »Bleib auf Distanz, Dämon. Ich habe vom Papst persönlich geweihtes Wasser! Zehn Liter! Ich könnte dich in Weihwasser ertränken, wenn ich wollte!«
    Ich antwortete mit dem einzigen Laut, den ich zustande brachte, dem kehligen Knurren. Da endlich begriff Cawley offenbar, dass dieses Knurren die einzige Waffe in meinem Arsenal war, und fing an zu lachen.
    »Ich stehe Todesängste aus«, sagte er. »Shamit? Hacker? Die Haube!« Er hatte die Eisenstange wieder aus dem Gürtel geholt und klatschte sich beim Reden damit ungeduldig in die Handfläche. »Bewegt euch. Wir müssen noch drei weitere häuten und zehn Schwänze bis auf die Knochen auskochen!«
    Diese letzte Bemerkung gefiel mir gar nicht, war ich doch der einzige in der Gruppe, der nicht nur einen, sondern gleich zwei Schwänze besaß. Und wenn sie mit diesem Tun ihr Geld verdienten, war ihnen mein missgebildeter Schwanz möglicherweise Ansporn genug, das Feuer unter ihrem Kochtopf noch mehr zu schüren.
    Angst krampfte mir die Eingeweide zusammen. Ich zappelte heftig in den Maschen des Netzes, verhedderte mich dadurch aber nur noch mehr darin.
    Derweil drangen noch mehr unverständliche Laute aus meinem so plötzlich sprachlos gewordenen Mund; die Bestie, die ich vor wenigen Augenblicken losgelassen hatte, hörte sich im Vergleich mit den rauen und wüsten Lauten, die ich jetzt herausbrachte, wie ein zahmes Haustier an. Offenbar ließen sich meine Häscher von dem Lärm aber nicht abschrecken.
    »Zieh ihm die Haube über, Shamit!«, forderte Cawley. »Worauf in Gottes Namen wartest du?«
    »Und wenn er mich beißt?«, jammerte Shamit.
    »Dann stirbst du eines grässlichen Todes, mit Schaum vor dem Mund wie ein tollwütiger Hund. Also zieh ihm endlich die verdammte Haube über, und beeil dich gefälligst!«
    Plötzlich herrschte hektische Aktivität, als alle ihren Aufgaben nachgingen. Der Priester zeigte dem unsicheren Nycross, wie er die Fesseln für meine Arme und Beine vorbereiten musste, während Cawley aus der geringen Entfernung, in die er sich vor mir zurückgezogen hatte, Anweisungen brüllte.
    »Zuerst die Haube! Achtet auf seine Hände, O’Brien! Der greift durch das Netz. Das ist ohne Zweifel ein ganz Arglistiger!«
    Kaum hatten mir Shamit und Hacker die Haube über den Kopf gestülpt, kam Cawley zurück und schlug heftig mit der Stange darauf, die er in Händen hielt, Eisen auf Eisen. Der Lärm hallte durch meinen gesamten Schädel und verwandelte meine Gedanken zu Brei.
    »Los, Pockengesicht!«, hörte ich Cawley durch meinen verwirrten Verstand rufen. »Hol ihn aus dem Netz, solange er noch benommen ist.« Und dann schlug er zur Sicherheit noch einmal mit der Eisenstange zu, sodass die Echos des zweiten Schlages die des ersten durch Eisen und Knochen übertönten.
    Habe ich geheult oder es mir nur eingebildet? Der Lärm in meinem Kopf war so überwältigend, dass ich gar nichts mehr spürte, außer meiner eigenen Hilflosigkeit. Als die Echos von Cawleys Hieben schließlich verklangen, ich wieder etwas zu mir kam und mir meiner Lage bewusst

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