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Fahr zur Hölle Mister B.

Fahr zur Hölle Mister B.

Titel: Fahr zur Hölle Mister B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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ruhigen Gewissens erzählen, dass Sie alles aus einer absolut zuverlässigen Quelle haben, oder nicht? Sie können sogar meinen Namen preisgeben, wenn Sie möchten. Mir ist das gleich.
    Aber ich sollte Sie warnen, mein Freund. Was ich in der Oberwelt erlebt habe und Ihnen gleich in Auszügen zu schildern gedenke, ist nichts für Zartbesaitete. Hin und wieder könnte Ihnen sogar übel davon werden. Aber lassen Sie sich von den grausigen Details nicht aus der Fassung bringen. Sehen Sie es so: Jeder noch so kleine Schrecken bedeutet bares Geld auf der Bank. Das gebe ich Ihnen als Gegenleistung dafür, dass Sie dieses Buch verbrennen; ein Vermögen in Form von Schrecken. Das ist doch ein fairer Handel, finden Sie nicht?
    Klar, dachte ich mir. Also, lassen Sie mich meine Geschichte dort fortsetzen, wo ich aufgehört habe, als ich zum ersten Mal in meinem Leben die Oberwelt betrat.
    Offen gestanden war es nicht gerade der würdevollste Auftritt aller Zeiten, als ich in einem Netz durch eine Felsspalte emporgezogen wurde.
    »Was im Namen der Christenheit ist das?«, fragte ein Mann mit enormem Bart und noch enormerem Bauch, der einige Schritte entfernt auf einem Stein saß. Der große Mann hatte einen großen Hund bei sich, den er an der kurzen Leine hielt, wofür ich ihm dankbar war, denn unverkennbar mochte mich der Köter nicht. Er fletschte die Zähne bis zum fleckigen Zahnfleisch und knurrte.
    »Na, Pater O’Brien?«, sagte ein sehr viel dünnerer Mann mit langem blondem Haar und einer blutigen Schürze. »Irgendeine Ahnung?«
    Pater O’Brien näherte sich dem Netz mit einem Weinkrug in der Hand und betrachtete mich einige Sekunden eingehend. »Das ist nur ein unbedeutender Dämon, Mister Cawley«, erklärte er dann.
    »Nicht noch einer!«, antwortete der dicke Mann.
    »Soll ich ihn wieder runterwerfen?«, fragte Blondhaar und blickte hinüber zu den drei Männern, die das Seil mit meinem Netz festhielten. Alle drei sahen verschwitzt und müde aus.
    Zwischen dem Rand der Öffnung und diesem ausgelaugten Trio befand sich ein knapp vier Meter hoher Turm aus Holz und Metall, auf dessen Sockel mehrere schwere Felsbrocken lagen, damit er nicht umkippte. Zwei Arme aus Eisen ragten an der Spitze des Turms heraus, sodass er wie ein Galgen aussah, an dem man zwei Leute gleichzeitig hängen konnte. Das Seil, an dem mein Netz befestigt war, führte um ein Rad am Ende eines Arms, an diesem Arm entlang und hinunter zu den drei kräftigen Männern, die gerade das Seil (und damit mein Leben) in ihren enormen Pranken hielten.
    »Ihr habt mir gesagt, es gibt Riesen, O’Brien?«
    »Und die gibt es. Es gibt sie, ich schwöre es. Aber sie sind selten, Cawley.«
    »Seht Ihr einen Grund, weshalb ich den hier behalten sollte?«
    Der Priester sah mich an. »Der taugt nicht mal für Hundefutter.«
    »Warum nicht?«, fragte Cawley.
    »Er ist voller Narben. Das muss so ziemlich der hässlichste Dämon sein, der mir je unter die Augen gekommen ist.«
    »Lasst mich ihn ansehen«, sagte Cawley, lüpfte das gewaltige Hinterteil von dem zweifellos dankbaren Stein und kam auf mich zu – der Bauch zuerst, der Mann selbst folgte in gewissem Abstand.
    »Shamit«, sagte Cawley zu Blondhaar. »Nimm Throats Leine.«
    »Letztes Mal hat sie mich gebissen.«
    »Nimm die Leine, du Trottel!«, fuhr Cawley ihn an. »Du weißt, wie sehr ich es hasse, wenn ich etwas zweimal sagen muss.«
    »Ja, Cawley. Tut mir leid, Cawley.« Der flachsblonde Shamit nahm Throats Leine, obwohl er unverkennbar Angst hatte, er könnte ein zweites Mal gebissen werden. Doch der Hund hatte einen anderen für das Mittagessen ausgesucht: mich. Nicht eine Sekunde wandte er den Blick seiner riesigen, schwarzen Augen von mir ab, während ihm der Sabber in wahren Sturzbächen von den Lefzen tropfte. Etwas in seinen Augen, möglicherweise die Flammen, die darin flackerten, brachte mich auf den Gedanken, durch die Adern dieses Hundes könnte ein wenig Höllenhundblut fließen.
    »Warum starrst du meinen Hund so an, Dämon?«, fragte Cawley.
    Offenbar missfiel ihm das, denn er zog eine Eisenstange aus dem Gürtel und schlug mich mehrmals damit. Die Schläge schmerzten, und zum ersten Mal seit vielen Jahren vergaß ich die Gabe des Sprechens und kreischte ihn an wie ein wütender Affe.
    Mein Gekreisch machte den Hund wild, der so laut bellte, dass sein ganzer Körper bei jedem Laut erzitterte.
    »Lass das Gebrüll, Dämon!«, rief Cawley. »Und du auch, Throat!«
    Der Hund verstummte

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