Fahr zur Hölle Mister B.
die Sünde, dessen Leben weniger als nichts bedeutet, gibt es keine Geschichte.
Ich bin Jakabok der Niemand. Und für Sie wohl Jakabok der Unsichtbare.
Aber Sie irren sich. Sie irren sich. Ich bin hier.
Ich bin direkt hier, auf dieser Buchseite vor Ihnen. Ich spähe just in diesem Moment aus den Worten hinaus und husche die Zeilen entlang, denen Ihre Blicke folgen.
Sehen Sie die Schatten zwischen den Worten? Das bin ich, wenn ich mich bewege.
Spüren Sie, wie das Buch ein wenig erbebt? Kommen Sie, seien Sie nicht feige. Sie haben es gespürt. Geben Sie es zu.
Geben Sie es zu.
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Wissen Sie was, mein Freund? Ich glaube, ich sollte Ihnen im Dienste der Wahrheit noch ein bisschen mehr erzählen. Dann gibt es wenigstens einen Platz, an dem die Missgeschicke eines armseligen kleinen Dämons, wie ich es bin, in Worte gekleidet und damit zur Geschichte werden.
Also legen Sie das Feuerzeug noch einen Moment fort und hören Sie mir zu, was mir in der Oberwelt zugestoßen ist. Dann haben Sie meine Geschichte wenigstens gehört, auch wenn Sie das Buch anschließend verbrannt haben, richtig? Und Sie können sie weitergeben, so wie alle denkwürdigen Geschichten weitergegeben werden. Und vielleicht schreiben Sie ja eines Tages selbst ein Buch darüber, wie Sie diesem Dämon namens Jakabok begegnet sind, der Ihnen eine Menge zu berichten hatte über Dämonen und Geschichte und Feuer. So ein Buch könnte Sie berühmt machen, wissen Sie? Wirklich. Ich meine, ihr Menschen interessiert euch mehr für das Böse als für das Gute, ist es nicht so? Sie könnten alle möglichen abscheulichen Einzelheiten dazuerfinden und behaupten, dass ich Ihnen das alles erzählt habe. Warum nicht? Sie könnten mit der Geschichte von Jakabok eine Menge Geld verdienen. Und sollten Sie sich ein wenig vor den Konsequenzen fürchten, dann spenden Sie eben einen Teil des Gewinns dem Vatikan, damit die rund um die Uhr Priester vor Ihrer Tür Wache stehen lassen, falls ein durchgeknallter Dämon beschließt, an Ihre Tür zu klopfen.
Denken Sie darüber nach. Warum denn nicht? Es gibt keinen Grund, weshalb Sie nicht von unserer kleinen Vereinbarung profitieren sollten, oder? Während Sie darüber nachdenken, erzähle ich Ihnen, was mit mir geschah, als ich aus der Erde gezogen wurde und zum ersten Mal die Sonne sah.
Sie sollten sich genau anhören, was als Nächstes geschah, mein Freund, denn es ist eine finstere Geschichte, aber jedes Wort davon ist wahr; das schwöre ich bei der Stimme meiner Mama. Es dürfte Ihnen eine Menge Stoff für Ihr Buch liefern, glauben Sie mir. Prägen Sie sich nur sämtliche Einzelheiten ein, denn es sind die Details, die die Menschen glauben lassen, was man ihnen erzählt.
Und vergessen Sie niemals: Die wollen glauben. Freilich nicht alles. Dass die Erde eine Scheibe ist, das ist natürlich außer Mode gekommen. Aber dies, mein Freund, ist genau das wüste Zeug, das die glauben wollen. Nein, streichen Sie das. Die wollen es nicht einfach nur glauben. Die müssen es glauben. Was könnte für eine Gattung, die in einer Welt des Bösen lebt, wichtiger sein als die Überzeugung, dass sie selbst nicht für dieses Böse verantwortlich ist? Es war alles das Werk des Dämons und seiner Dämonation.
Zweifellos haben Sie diese Erfahrung selbst schon einmal gemacht. Sie haben mit eigenen Augen Gräueltaten gesehen, und ich bin fest davon überzeugt, der Anblick hat Sie halb in den Wahnsinn getrieben. Ob Sie nun ein Kind gesehen haben, das eine Fliege quält, oder einen Diktator, der einen Völkermord beging. Tatsächlich – oh, das ist gut, das ist eine hübsche Wendung! – könnte man sagen, dass Sie nur deshalb nicht den Verstand verloren haben, weil Sie alles aufschrieben. Wort für Wort. Es sozusagen exorzierten, indem Sie es zu Papier brachten, um Ihre Seele zu reinigen, von dem, was Sie mit ansehen mussten. Das ist gut, auch wenn es von mir stammt … um Ihre Seele zu reinigen, von dem, was Sie mit ansehen mussten. Das ist sehr gut.
Natürlich gibt es eine Menge Leute, die sich hochnäsig abwenden und so tun werden, als würden sie sich nie im Leben mit einem Buch der Dämonation in ihren geweihten Händen erwischen lassen. Aber das ist alles Lug und Trug. Alle mögen ein gewisses Maß an Grusel in ihren Geschichten; einen Ekel, der die Befreiung durch die Liebe umso süßer macht. Was Sie angeht, Sie müssen mir jetzt nur genau zuhören und sich die Schrecken für später einprägen. Dann können Sie den Lesern
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