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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ließ mich weiter nach unten rollen, durch Dreck und Kies. Nach wenigen Sekunden war ich im Wasser.
    Faulige Flüssigkeit schloss sich über mir. Ich zog die Knie an die Brust und hoffte, dass der Tümpel flach war. Mit meinen lädierten Armen paddelte ich im Wasser und stoppte so die Bewegung nach unten. Dann richtete ich mich mit Schwimmbewegungen auf und streckte die Beine aus.
    Meine Turnschuhe berührten Boden.
    Terra nicht ganz so firma. Aber so fest, dass meine Füße nicht einsanken.
    Bis zur Brust stand ich in Brackwasser.
    Ich roch den säuerlichen Gestank von Schlamm und verfaultem Humus, den braunen Geruch von Dingen, die längst tot sind.
    Um mich herum herrschte grabähnliche Dunkelheit. Der Himmel weit über mir war von einem leicht helleren Schwarz.
    Ich musste raus hier. Aber wie?
    Ich watete bis zu der Stelle, wo ich glaubte, dass ich ins Wasser gerollt war. Erkundete mit zitternden Händen.
    Die Seiten des Schlundlochs waren steil. Und glitschig vor Schlamm und verfaulendem Müll.
    Mit dem Gesicht zur Wand hob ich ein Bein, das tausend Pfund wog. Stellte den Fuß auf. Streckte die Hände in die Höhe und krümmte die Finger zu Krallen.
    Dann war ich am Ende.
    Die Beine gaben unter mir nach.
    Ich brach zusammen und lag mit Brust und Wange im Schlamm.
    Eine Minute? Eine Stunde?
    Irgendwo in einem anderen Universum sprang ein Motor an.
    Ein Getriebe knackte.
    Das Motorengeräusch wurde lauter.
    Das Schlundloch schien zu blinzeln.
    Ich hob den Kopf.
    Zwei Lichtkegel durchschnitten die Dunkelheit über meinem Kopf.
    Mein Hirn suchte verzweifelt nach einer Interpretation.
    Stahl kreischte.
    Der Motor bäumte sich auf.
    Metall klirrte.
    Ich hörte Poltern, als würden Kartoffeln eine Schütte hinunterrollen.
    Ein massiver Erdklumpen traf mich am Rücken.
    Ich bekam keine Luft mehr.
    Während ich gegen den Krampf in meiner Brust ankämpfte, rutschte noch mehr Erde vom Rand herunter.
    Ich zog den Kopf ein und bedeckte ihn mit den Armen.
    Bogan füllte das Schlundloch auf! Das Monster wollte mich lebendig begraben!
    Geh zum anderen Ende!
    Ich schleppte mich am Wasserrand entlang, als der Motor eine Fehlzündung hatte.
    Gedämpfte Stimmen drangen zu mir herunter.
    Oder halluzinierte ich?
    Der Bagger hatte wieder eine Fehlzündung.
    Gänge knirschten.
    Der Motor ächzte einmal auf, ging dann aus.
    Ein kleiner Lichtstrahl schoss vom Rand zu mir herunter. Ein zweiter kam dazu. Die Ovale tanzten über das Wasser, die schlammige Böschung und konzentrierten sich schließlich auf mich.
    »Sie ist hier.«
    »Heilige Scheiße.«
    Slidells Stimme hatte noch nie so süß geklungen.

35
    Die ganze Geschichte hörte ich erst, als das Presbyterian Hospital mich drei Tage später wieder gehen ließ. Inzwischen hatte Mark Martin das Coca-Cola 600 gewonnen, eine Wettquote von zwanzig zu eins. Sandy Stupak hatte das Rennen als Sechzehnter beendet.
    Wegen des Regens und der Gefahr von Tornados war der Abschluss des Nationwide-Rennens auf Freitagabend verschoben worden. Am nächsten Tag überquerte Joey Frank als Siebenundzwanzigste die Ziellinie.
    Und endlich kam die Sonne wieder heraus.
    Katy hatte mich täglich besucht. Larabee schaute vorbei. Charlie Hunt. Pete, ohne Summer.
    Hm.
    Der Stich an meinem Finger stammte nicht von einem Insekt. Bogan hatte mich mit einem in Abrin getauchten Pfeil getroffen. Mein Handy hatte in dem Augenblick geklingelt, als er mit seinem kleinen Blasrohr auf meinen Hals zielte. Entweder die Bewegung meiner Hand, das Handy oder mein Jackenärmel hatten den Pfeil abgelenkt.
    Karma? Schicksal? Einfach nur pures Glück? Wie auch immer. Diese Art von Hilfe ist jederzeit willkommen.
    Jetzt kommt der ironische Teil. Der Anruf war von Summer gekommen. Ein neuer Schub ihrer Hochzeitshysterie hatte mir das Leben gerettet.
    Die geringe Menge Abrin, die meine Haut durchdrungen hatte, hatte Erbrechen, Fieber, Kopfschmerzen und Orientierungslosigkeit verursacht. Aber ich war noch am Leben.
    Galimore war ebenfalls vergiftet worden. Die Prognose lautete, dass zwar ein weiterer Krankenhausaufenthalt nötig war, seine Gesundung aber ohne Komplikationen voranschreiten würde.
    Die Ärzte gingen davon aus, dass das Abrin entweder degradiert oder unsauber hergestellt worden war oder Bogan zu wenig auf den Pfeil aufgebracht hatte. Vielleicht hatte aber auch der Regen das Toxin vor oder während des Abschießens verdünnt. Unter dem Strich hieß das: Bei uns beiden war die Dosierung zu gering, um tödlich zu

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