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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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mich noch einmal, bis nur noch Galle kam.
    Ich kauerte mich hin und lauschte.
    Durch das Prasseln des Regens hörte ich etwas, das klang wie knirschende Gänge, das Schnurren eines Motors. Gedämpft von Wänden.
    Und noch ein anderes Geräusch. Leise. Kaum hörbar.
    Ein Stöhnen? Ein Knurren?
    Sehr nahe.
    O Gott.
    Ich teilte mein Gefängnis offenbar mit einem anderen Wesen.
    Ich spürte ein Flattern in der Brust, als hätte mein Herz sich losgerissen und würde jetzt gegen den Brustkorb pochen.
    Ich strengte die Ohren an. Hörte keine Bewegung. Keinen weiteren Hinweis.
    Hatte ich mich getäuscht?
    Ich kniete mich hin und wartete, bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Der einzige Riss in der tintigen Schwärze war ein haardünner, grauer Streifen auf Bodenhöhe links von mir. Zu wenig Licht, um meine Pupillen zu erweitern.
    Ich stand auf. Hielt wieder inne.
    Mein Magen zog sich noch einmal zusammen, aber da war nichts mehr, das ich noch hätte von mir geben können.
    Mit ausgestreckten Armen tastete ich mich blindlings auf etwas zu, von dem ich hoffte, dass es eine Tür war.
    Meine Fingerspitzen berührten etwas Hartes und Glattes. Metall. Vertikal gerippt. Ich machte einen Schritt nach rechts. Die Rippen verliefen jetzt horizontal.
    Ich tastete herum, spürte eine Unterbrechung. Ich fuhr an ihr entlang, nach oben, horizontal nach rechts, dann wieder nach unten zum Boden. Ein Rechteck.
    Ich zielte mit der Schulter dorthin, wo ich die Mitte der Tür vermutete, und warf mich dagegen.
    Metall klapperte, aber die Tür hielt.
    Immer und immer wieder versuchte ich es, bis mir die Schulter schmerzte. Dann legte ich mich auf den Rücken und trat mit den Füßen gegen die Tür.
    Doch das alles brachte nichts. Ich hatte nicht mal die Kraft eines Kleinkinds, und die Tür war aus Metall.
    Mit zitternden Gliedern und rasselnder Lunge lag ich einfach nur da.
    Mein Mund war eine Wüste. Mein Herz hämmerte. Meine Eingeweide brannten.
    Mach, dass du hier rauskommst. Finde den Mistkerl, der dich hier reingesteckt hat.
    Die Befehle kamen von tief in meinem Hirn.
    Ich stand wieder auf, obwohl meine Beine wie Gummi waren.
    Mir wurde schwindelig, alles drehte sich und wieder stieg Übelkeit in mir hoch.
    Nachdem ich ein paarmal trocken gewürgt hatte, schleppte ich mich wieder vorwärts.
    Ich folgte der Wand. Nach etwa drei Metern stieß sie auf eine andere. In der Ecke lagen große Plastiksäcke.
    Ich drückte meinen Daumen in den nächstgelegenen. Der Inhalt fühlte sich schwer, aber körnig an, wie Haferschrot. Ich hielt die Nase daran. Schnupperte. Roch eine Mischung aus Erde, Lehm und Dung.
    Ich drehte mich um neunzig Grad und schob mich durch die Dunkelheit vorwärts.
    Etwa einen halben Meter von der Ecke entfernt hing eine Schaufel an einem Haken ungefähr einen Meter über meinem Kopf. Neben der Schaufel war eine Mistgabel. Dann eine Hacke, ein Spaten, ein Vertikutierrechen, eine Heckenschere und eine Gartenschere.
    Mein Hirn verarbeitete die Informationen. Ein Lagerschuppen. Verzinkter Stahl. Eine Tür. Von außen verriegelt.
    Tränen kündigten sich an.
    Nein!
    Im Inneren des Schuppens war es relativ kühl. Ich wusste, dass das nicht so bleiben würde. Wenn der Regen aufhörte und die Sonne sich wieder zeigte, würde die Hitze in der fensterlosen Metallkiste unerträglich werden.
    Beweg dich!
    Nach etwa zweieinhalb Metern traf diese Wand auf eine dritte.
    Ich ging daran entlang.
    Nach zwei Schritten stieß die Spitze meines Turnschuhs gegen ein Objekt auf dem Boden. Ich stieß es mit dem Fuß an.
    Das Ding fühlte sich fest an. Und doch nachgiebig.
    Vertraut.
    Noch ein Bild blitzte aus meinen grauen Zellen auf.
    Eine Leiche.
    Ich wich zurück.
    Mit pochendem Herzen kauerte ich mich hin, um die Leiche zu untersuchen.

34
    Am Oberkörper entlang tastete ich mich zur Kehle hoch.
    Es war ein Mann. Die Brust war breit, die Wangen waren stoppelig.
    Ich drückte die Finger ins Fleisch unter dem Kinn.
    Kein Puls zu spüren.
    Immer und immer wieder bewegte ich meine Hand, suchte nach dem Pochen der Halsschlagader. Oder der Drosselvene.
    Nichts.
    Die Haut des Mannes fühlte sich kühl an, aber nicht kalt. Wenn er tot war, dann noch nicht sehr lange.
    O mein Gott. Wer konnte das sein?
    Mit zitternden Händen tastete ich das Gesicht ab.
    Der Schock jagte mir Adrenalin durch den Körper.
    Galimore!
    Mit angehaltenem Atem drückte ich mein Ohr an seine Brust. Ein schwaches Murmeln? Der Regen war so laut, dass ich mir nicht

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