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Faktotum

Faktotum

Titel: Faktotum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Zeitungsjungen unten an der Ecke. Die Bude gefiel mir. Jan ließ sich aufs Bett fallen.
    »Komm schon, leg dich zu mir«, sagte sie. – »Ich geniere mich.« – »Ich liebe dich, du Idiot«, sagte sie, »wir haben schon 8oomal miteinander gefickt, also relax.«
    Ich zog die Schuhe aus und legte mich lang. Jan streckte ein Bein in die Luft. »Gefallen dir meine Beine noch?« – »Und ob. Jan, bist du schon mit deiner Arbeit fertig?« – »Alles fertig, bis auf das Zimmer von Mr. Clark. Aber Mr. Clark nimmts damit nicht so genau. Er legt mir immer ein Trinkgeld hin.« – »Ach ja?« – »Ich hab nichts mit ihm. Er legt mir halt ein Trinkgeld hin.« – »Jan …« – »Ja?« – »Ich hab mein letztes Geld für den Bus gebraucht. Ich muß irgendwo unterkriechen, bis ich einen Job finde.« – »Ich kann dich hier verstecken.« – »Meinst du?« – »Klar.« – »Ich liebe dich, Baby«, sagte ich. »Drecksack«, sagte sie. Wir fingen an, uns drauf zu schaffen. Es tat gut. Es tat sehr sehr gut.
    Danach stand Jan auf und köpfte eine Flasche Wein. Ich riß meine letzte Packung Zigaretten auf, und wir saßen im Bett und rauchten und tranken. »Du bist wirklich voll da«, sagte sie. – »Was meinst du damit?« – »Ich meine, ich hab noch nie einen Mann wie dich gehabt.« – »Ach wirklich?« – »Die anderen sind alle bloß zu zehn Prozent da oder zu zwanzig Prozent. Du bist voll da, du bist einfach ganz da. Mit dir ist es ganz anders.« – »Das ist mir ja völlig neu.« – »Du bist ’n heißer Ficker. Du kannst ne Frau richtig süchtig nach dir machen.« Das tat mir ausgesprochen gut. Wir drückten unsere Zigaretten aus und machten nochmal einen drauf. Dann schickte mich Jan los, um noch eine Flasche zu holen. Ich kam damit zurück. Mußte ja wohl.

60
    Ich fand sofort eine Stelle in einem Betrieb, der Fassungen für Neonröhren herstellte und vertrieb. Es war oben am nördlichen Ende der Alameda Street, mitten zwischen Lagerhäusern und Fabrikhallen. Ich war für den Versand zuständig. Es war leichte Arbeit: ich nahm die Bestellungen aus einem Drahtkorb, suchte das Gewünschte zusammen und packte es in Kartons, die ich beschriftete und numerierte und dann raus auf die Laderampe karrte. Ich wog die Kartons, füllte die Frachtbriefe aus und rief bei dieser oder jener Spedition an, die das Zeug dann abholte.
    Am Nachmittag meines ersten Arbeitstages hörte ich hinter mir in der Nähe des Fließbandes ein lautes Krachen. Die alten Holzregale mit den fertigen Fassungen lösten sich eines nach dem anderen von der Wand und krachten auf den Boden – Metall und Glas knallte auf den Zementboden, splitterte und zerbarst; es machte einen Höllenlärm. Die Fließbandarbeiter rannten ans andere Ende der Halle. Dann war es still. Der Boß, Mannie Feldman, kam aus seinem Büro.
    » Verdammt nochmal, was ist denn hier los? «
Keiner antwortete ihm.
» All right, stellt das Band ab! Jeder nimmt sich einen Hammer
    und Nägel, und dann macht ihr diese Scheißdinger wieder an die Wand! «
    Mr. Feldman ging wieder rein ins Büro. Mir blieb nichts anderes übrig, als in die Halle zu gehen und ihnen zu helfen. Keiner von uns war gelernter Zimmermann. Wir brauchten den ganzen Nachmittag und noch die Hälfte des nächsten Vormittags, bis wir die Regale wieder an der Wand hatten. Als wir die letzten Hammerschläge anbrachten, kam Mr. Feldman aus seinem Büro.
    » So, seid ihr fertig? All right, jetzt hört mal her – ich will die 939er ganz oben drauf haben, die 820er darunter und die verstellbaren Blenden und das Glaszeug ganz unten, kapiert? Ja? Hat das jeder kapiert? «
    Keine Antwort. Die 939er waren die schwersten Fassungen – wirklich elend schweres Gelump –, und er wollte sie ganz oben haben. Er war der Boß. Wir machten uns dran. Wir stapelten diese schweren Dinger da oben drauf, und wir sortierten das leichtere Zeug unten ein. Dann gingen wir zurück an unsere Arbeit. Die Regale hielten den Rest des Tages und die Nacht über. Am Morgen hörten wir schon wieder vereinzeltes Knirschen. Die Regale begannen sich wieder selbständig zu machen. Die Arbeiter am Fließband setzten sich schon mal ein bißchen ab. Sie grinsten. Etwa zehn Minuten vor der Frühstückspause kam der ganze Kram wieder herunter. Mr. Feldman rannte aus seinem Büro.
    » Verdammt nochmal, was ist hier eigentlich los? «

61
    Feldman versuchte Bankrott zu machen und gleichzeitig die Versicherung zu schröpfen. Am nächsten Morgen rückte ein würdig

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