Falaysia Bd 2 - Trachonien
Menschen zu töten oder es zuzulassen, dass Unschuldige vor meinen Augen hingerichtet werden! Weder du, noch Leon, noch ein irgendein anderes grausamen Wesen in dieser Welt. Ich bin, wer ich bin und niemand wird etwas daran ändern!“
Marek sagte nichts mehr dazu, sondern sah sie nur an, tief nachdenklich. Es machte sie nervös. Jenna hätte besser damit leben können, wenn er gelacht oder eine abfällige Bemerkung von sich gegeben hätte. Sie senkte ihren Blick, betrachtete eingehend ihre Hände, kratzte ein wenig an dem Nagelbett ihres Zeigefingers herum.
„Und außerdem… wer sagt denn, dass ich keinen Nutzen von dir habe“, murmelte sie, weil sie die Stille zwischen ihnen nicht mehr aushielt. „Du bist wenigstens in der Lage mich vor allen anderen Gefahren, die irgendwo garantiert auf mich lauern, zu beschützen. Das hast du zumindest selbst behauptet.“
„Besser als jeder andere“, stimmte er ihr zu und sie hob wieder den Blick. Er sah sie nicht mehr an, starrte stattdessen etwas abwesend in das vor ihnen prasselnde Feuer. Ob er überhaupt bemerkt hatte, was er da von sich gegeben hatte?
„Aber es wird nicht immer jemand da sein, der dich beschützen kann“, fügte er hinzu, sie weiterhin dabei nicht ansehend. „Du solltest versuchen, dich besser auf das Leben hier einzustellen. Sich zu verweigern und immer nur darauf zu hoffen, wieder nach Hause zu kommen, ist nicht nur dumm, sondern gefährlich. Um in dieser Welt zu überleben, musst du versuchen, sie zu verstehen und das kannst du nur, wenn du dein Schicksal akzeptierst und anfängst, dich den Situationen, in die du gerätst, anzupassen. Selbstlosigkeit und Mitgefühl sind meist nicht die geeigneten Mittel, um sich selbst zu retten.“
Er deutete ein Kopfschütteln an, ein seltsam trauriges Lächeln auf den Lippen. „Ich hoffe nur, dass du das noch rechtzeitig begreifst…“
Für einen kurzen Augenblick hatte sie den Eindruck, als würde ein Schatten über sein Gesicht huschen, getragen von einer dunklen Erinnerung, die es ihm schwer machte, sein Lächeln aufrecht zu erhalten. Das flackernde Licht des Feuers spielte mit seinen scharfen Konturen und machte es fast noch interessanter, als es ohnehin schon war. Sie hatte sich geirrt. Auf seine eigene, ungewöhnliche Art war Marek wirklich schön.
Sie erschrak über ihr Empfinden und richtete ihren Blick schnell auf etwas anderes als sein Gesicht. Sein Hemd zum Beispiel, das nicht ganz zugeknöpft war und dessen Ausschnitt durch seine vorgebeugte Haltung mehr von seiner nackten Brust preisgab, als noch anständig war. Braune Haut, straffe Muskeln, ein paar wenige dunkle Haare. Sie riss sich ein weiteres Mal entsetzt von seinem Anblick los und sah auf, direkt in seine Augen, in denen sich für einen Moment Erstaunen zeigte. Leider blieb dieser Ausdruck nicht lange auf seinem Gesicht haften. Er wandelte sich viel zu rasch von – natürlich völlig fehlgeleitetem – Verständnis zu regem Interesse. Interesse in einer ganz bestimmten Hinsicht. Jennas Herzschlag beschleunigte sich sofort und ein sonderbares Flattern breitete sich in ihrem Bauch aus.
„Ich… äh… ich… Bist du nicht auch unglaublich müde?“ stotterte sie und täuschte ein herzhaftes Gähnen vor. „Wir sollten ins Bett gehen. Quatsch, äh, uns hinlegen, mein ich. Nicht zusammen, mein ich…“
Sie brach ab und schluckte schwer, denn Marek sah sie nur weiterhin mit einer Intensität an, die beängstigend war. Sie zuckte heftig zusammen, als seine Hand plötzlich vorfuhr, er sie packte und geschickt rittlings auf seinen Schoß zog. Es kam so abrupt, dass Jenna erst gar nicht auf die Idee kam, sich zu sträuben. Stattdessen hielt sie nur erschrocken den Atem an und starrte entsetzt in seine hellen Augen, die jetzt so dicht vor ihr waren, dass sie türkisfarbene Sprenkel in der Iris entdecken konnte.
„Was… was wird das?“ brachte sie mit dünner, zittriger Stimme hervor und versuchte nun doch vorsichtig von seinem Schoß zu rutschen. Marek schien diese Idee nicht zu gefallen, denn er schlang rasch beide Arme um ihren Körper und zog sie fest an sich.
„Ich denke, es ist an der Zeit auszuloten, welchen Nutzen ich noch aus dir ziehen könnte“, gab er leise und etwas heiser zurück. Seine Nase und Lippen strichen an ihrer Wange entlang hinüber zu ihrem Ohr. Raues Barthaar kratzte über ihre Haut, begleitet von seinem warmen Atem. Jenna versteifte sich und schloss die Augen, um nicht völlig die Kontrolle zu verlieren
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