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Falaysia Bd 2 - Trachonien

Falaysia Bd 2 - Trachonien

Titel: Falaysia Bd 2 - Trachonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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warmen, sicheren Kokon, abgetrennt von der realen Welt, geschützt vor allen Gefahren…
    Es war die Erschütterung ihres eigenen Körpers, die sie nach einer Weile wieder langsam zu Bewusstsein kommen ließ. Sie wurde bewegt, fühlte Finger auf ihrer kalten Haut, fühlte wie ihre eiskalten, nassen Kleider Schicht für Schicht von ihrem Körper abgelöst wurden. Doch sie wollte nicht so richtig erwachen, wollte nicht… und dennoch, als ihr Körper wieder still lag, hoben sich ihre Lider ganz automatisch, so als zwänge ihre Vernunft sie dazu, nachzusehen, was passiert war.
    Sie lag am Boden, im Dunkeln… nein, jetzt leuchtete plötzlich ein Licht auf, nicht weit von ihr entfernt. Sie drehte mit großer Kraftanstrengung ihren Kopf und bemerkte, dass ein kleines Feuer neben ihr brannte, eines, das gerade erst entzündet worden war. Nicht gut… Ihr war doch schon so warm, beinahe heiß. Alles war wieder gut… Und wer war dieser nackte Mann, der dort gerade, beladen mit einer Decke, vom Eingang der… der… War sie in einer Höhle? Ja, wahrscheinlich. Das sah ganz so aus… Sie zuckte zusammen, als sie an ihrem Arm gepackt wurde. Der Mann war plötzlich direkt vor ihr, zog sie auf seinen Schoß… legte ihre Arme um seinen Nacken und drückte sie fest an seinen Körper. Sie konnte nichts dagegen tun, weil ihr eigener Leib völlig schlaff war, sie nicht einen Muskel bewegen konnte. Stattdessen sank ihr Kopf sofort schwer gegen seine Brust, dort wo sich Hals und Schulter trafen. Warme, weiche Haut… überall dort, wo sich ihre Körper berührten… Rauer Stoff rieb über ihren Rücken. Er hüllte sie beide in eine Decke, ließ nur ihre Arme und Beine unbedeckt.
    „Nicht bewegen“, vernahm sie eine tiefe, ihr sehr vertraute Stimme und warmer Atem streifte ihre Schläfe. Marek. Es war Marek, kein Fremder. Sie wusste, dass sie nicht so fühlen durfte, aber sie war zutiefst erleichtert, entspannte sich nun auch innerlich. Sie war sicher und geborgen. Ihr würde nichts mehr zustoßen. Er würde auf sie aufpassen, nicht zulassen, dass sie starb. Das hatte er versprochen… Allerdings war er kein Arzt, konnte nicht wissen, was nach einem Sprung in einen eiskalten Fluss zu tun war. Sie brauchten einen Notarztwagen, mussten beide in ein Krankenhaus und von Fachleuten versorgt werden. Doch wie sollten sie einen rufen?
    „W-wir brauchen ein Telefon“, murmelte sie gegen Mareks Brust. Sie fühlte sein Lachen eher, als dass sie es hörte. „Müssen den Notarzt rufen…“
    „Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Quavis als einziges Volk Falaysias so fortschrittlich ausgerüstet sind“, hörte sie ihn sagen. Sie schloss müde die Augen und drückte ihr Ohr noch fester an seine Brust. Seine tiefe Stimme vibrierte dort so schön und das regelmäßige Schlagen seines Herzens hatte etwas ungemein Beruhigendes an sich. Sie mochte das.
    „Ja…“, erwiderte sie träge, „…k-kann mir auch nicht vorstellen, d-dass einer von… denen ein H-handy hat… so mit Sattelitenverbindung und so… Sind lebensnotwendig ge-geworden, die Dinger…“
    „So, so“, brummte es aus seiner Brust und sie war sich sicher, dass er schmunzelte. Sie wollte ihn gern ansehen, aber sie konnte weder den Kopf heben noch die Lider öffnen. Sie war viel zu müde.
    „Weiß… weiß gar nicht, w-wo meins is…“, nuschelte sie weiter und hatte das Gefühl, wieder tiefer in der so wohltuenden Dunkelheit zu versinken. „Hab’s wohl nich mitgenom’… oder er… er hat’s geklaut… d-dieser Mistkerl…“
    „Wer?“ hörte sie seine Stimme wie aus weiter Entfernung. „Leon?“
    „Nein.“ Das Kopfschütteln gelang ihr nicht wirklich. „Dieser Zauberer… Dem… Demeon…“
    Seltsamerweise veränderte sich Mareks Körperhaltung mit ihren letzten Worten. Sie konnte nur nicht mehr richtig erfassen warum, konnte nicht feststellen, was er tat, denn sie versank unaufhaltsam in der Dunkelheit eines tiefen, traumlosen Schlafes.

U nstimmigkeiten

     
    M anchmal hasste Leon seine eigene Unvernunft und sein zu schnelles Mundwerk. Am Morgen hatte er verlauten lassen, dass er wieder gestärkt und ausgeruht genug sei, um ihren Weg fortzusetzen und ein gutes Stück voranzukommen und Sheza hatte ihn natürlich sofort beim Wort genommen und war mit ihm aufgebrochen. Nun, nach nur fünf Stunden Marsch bergauf und bergab, fühlte er sich wie durch die Mangel gedreht und hielt sich nur noch durch seinen unvernünftigen Stolz und schiere Willenskraft aufrecht.

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