Falaysia Bd 2 - Trachonien
Jeder einzelne Muskel seines Körpers schmerzte und zitterte, Schweiß stand ihm auf der Stirn und er musste seine Zähne zusammenbeißen, weil auch sein Arm wieder angefangen hatte schmerzhaft zu pochen.
Er war sich sicher, dass Sheza genau wusste, wie geschwächt er bereits wieder war, was sie dennoch nicht davon abhielt weiterzulaufen, ohne Rücksicht auf ihn zu nehmen. Sie wollte ihn vermutlich für seinen Übermut bestrafen und wartete darauf, dass er etwas sagte, sie darum bat eine Pause zu machen und damit eingestand, dass er sich maßlos überschätzt hatte. Doch diesen Gefallen würde er ihr nicht tun. Ganz bestimmt nicht. So weit kam es noch, dass er anfing, wie ein Jammerlappen zu betteln!
Sie erklommen nun schnaufend eine weitere Anhöhe und das Wunder geschah: Sheza blieb von allein stehen, warf ihm einen kurzen, abschätzenden Blick zu und sah dann hinab in die Schlucht zu ihrer Linken. Leon schloss erleichtert die Augen und konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, nicht an Ort und Stelle in die Knie zu gehen und sich der Länge nach auf dem kalten, harten Boden auszustrecken. Eine himmlische Vorstellung, die er leider nicht in die Tat umsetzen konnte.
„Schnell!“ vernahm er plötzlich Shezas Stimme dicht vor sich und riss erschrocken die Augen auf. Die Kriegerin war direkt vor ihm, nahm ihm die Zügel seines Pferdes aus der Hand und führte dieses zusammen mit ihrem etwas weiter von dem Abgrund weg. Sie wühlte hektisch in einer der Satteltaschen herum und brachte schließlich eines dieser Teleskop-Fernrohre heraus, die nur wenige Menschen in Falaysia besaßen. Damit eilte sie zurück zum Rand der Schlucht und legte sich dicht davor bäuchlings auf den Boden, sofort das Fernrohr an ihr Auge setzend.
Leon konnte nicht anders – auch wenn es vielleicht besser war, sich tatsächlich hinzusetzen und auszuruhen – er konnte es nicht tun. Seine Neugierde war geweckt und da gegenwärtig alle kuriosen Geschehnisse um ihn herum zusammenzuhängen schienen und er in sie verwickelt war, war er sich sicher, dass auch diese Sache ihn mit betraf. Also torkelte er hinüber zu Sheza und ließ sich schwerfällig und unter Schmerzen neben ihr nieder. Er versuchte sein Gewicht hauptsächlich mit seinem gesunden Arm zu tragen, doch es ließ sich in dieser Haltung nicht vermeiden, dass auch der verletzte Arm belastet wurde. Er presste die Lippen zusammen und versuchte sich von dem Schmerz abzulenken, indem er nach dem Ausschau hielt, was Sheza so faszinierte.
Nach einem kurzen Moment der Suche nahm er Bewegungen am Fuße des gegenüberliegenden Berges wahr. Sheza und er befanden sich selbst seit einer gewissen Zeit nicht mehr so hoch im Gebirge, von daher war es auch nicht mehr so schwer zu erkennen, was sich unter ihnen tat. Er brauchte nur ein wenig die Augen zuzukneifen und sich zu konzentrieren. Ein Trupp von Kriegern marschierte dort den Weg entlang, sogar ein ziemlich großer. Leon versuchte die Männer zu zählen, hörte aber auf, weil er sie zu schlecht erkennen konnte. Stattdessen sah er Sheza von der Seite an. Sie war angespannt, das konnte er an dem Zucken ihrer Wangenmuskeln erkennen. Ihr schien das, was sie da sah, alles andere als zu gefallen, das bezeugte auch ihr sorgenschweres Ausatmen, nachdem sie das Fernrohr wieder abgesetzt hatte.
„Wer sind die?“ musste Leon sie fragen, auch wenn er nicht damit rechnete, eine Antwort zu erhalten.
Sheza war jedoch von ihren Gedanken zu weit weggetragen worden, um mit ihrer üblichen schroffen Abwehr zu reagieren. „Bakitarer“, stieß sie mit hörbarer Verachtung in der Stimme aus.
Leon hob die Brauen. Das war eine Antwort, mit der er nun wirklich nicht gerechnet hatte. Sie befanden sich inzwischen in Trachonien, das bisher von Nadirs Truppen unangetastet geblieben war.
„Was machen die hier?“ warf er die nächste Frage gleich hinterher. Doch Sheza war wach geworden und bedachte ihn mit einem griesgrämigen Blick.
„Was wohl?“ knurrte sie. „Sie sammeln sich irgendwo, um ihren Großangriff auf Markachtor einzuleiten.“
Leon blinzelte perplex. Sein Mund öffnete und schloss sich wieder, ohne dass er etwas herausbrachte. Nadir wollte Alentara angreifen?! Warum hatte niemand etwas davon mitbekommen? Stattdessen waren die Angriffe der Renon und die Reaktion der Bakitarer darauf das wichtigste Thema der Menschen in Falaysia gewesen. Und warum zur Hölle hatte Marek Jenna und ihn verfolgt, wenn er einen solch großen militärischen Schlag gegen
Weitere Kostenlose Bücher