Falaysia Bd 2 - Trachonien
eines der letzten Königshäuser ausführen wollte? Warum ließ er sich von einer solchen Nichtigkeit wie ihnen derart ablenken? Leon verstand die Welt nicht mehr.
„Sieht so aus, als hätten all die Ablenkungsversuche nichts genutzt“, setzte Sheza frustriert hinzu und steckte ihr Fernrohr wieder weg.
„Ablenkungsversuche?“ wiederholte Leon entgeistert und seine Gedanken machten ein paar turbulente Sprünge, die ihn nur zu einer sinnvollen Schlussfolgerung führten. „Meinst du damit die Angriffe der Renon?“
Sheza entschied sich dazu, lieber zu schweigen und stattdessen aufzustehen und wieder zu ihren Pferden zu gehen. Doch so leicht ließ sich Leon nicht abschütteln. Er raffte sich mühsam auf, fest die Zähne zusammenbeißend, um keine Schmerzenslaute von sich zu geben, und eilte ihr hinterher. Er holte die Kriegerin gerade rechtzeitig ein, um sich ihr in den Weg zu stellen, als sie bereits wieder loslaufen wollte.
„Was zur Hölle soll das alles bedeuten?“ entfuhr es ihm aufgebracht. „Vor wenigen Tagen sagtest du noch, dass es unbedingt vermieden werden muss, Nadir gegen Trachonien aufzubringen, um keinen Krieg zu riskieren – und nun heißt es plötzlich, dass schon seit langer Zeit ein Angriff auf Markachtor ansteht?“
„Plötzlich?“ Sie ließ ein spöttisches Lachen vernehmen. „Meine Güte, du musst schon ziemlich lange aus dem politischen Geschehen heraus sein – oder nie ernsthaft involviert gewesen sein.“ Sie schüttelte abfällig den Kopf. „Aber das hab ich ja schon vermutet.“
„Vielleicht könntest du ja so freundlich sein und mich von meiner so schockierenden Unwissenheit befreien?“ schlug er ihr mit einem zuckersüßen Lächeln vor.
„Nein“, sagte sie gerade heraus. „Du kriegst aber einen Rat von mir umsonst: Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen!“ Damit schob sie ihn einfach aus dem Weg und lief los.
Leon folgte ihr auf dem Fuße. „Die mich nichts angehen?“ wiederholte er und seine Stimme überschlug sich fast. „Renons Scheinangriffe gehen mich sehr wohl etwas an, denn die haben mich ja erst in diese missliche Lage gebracht!“
Wieder reagierte Sheza nur mit einem Lachen und schüttelte auch noch zusätzlich den Kopf, so als hätte er etwas unsagbar Dummes von sich gegeben. Leon begann innerlich zu kochen – und das war gut so, denn es weckte seine Lebensgeister, ließ seinen Körper seine restlichen Kräfte mobilisieren.
„Das heißt dann wahrscheinlich, dass ich hohle Nuss mich schon wieder gewaltig irre“, schloss er aus ihrer Reaktion und hatte große Mühe, der Frau vor ihm nicht einen festen Tritt in den Hintern zu verpassen. Gesund würde das bestimmt nicht für ihn sein, doch es würde ihm eine gewisse Genugtuung verschaffen.
„In einer Sache bin ich mir allerdings mehr als sicher“, fuhr er fort, weil er weiterhin ignoriert wurde. „Du hast mich bisher von vorn bis hinten belogen – mir etwas vorgespielt, denn dein Auftrag, mich zu Alentara zu bringen, hat garantiert etwas mit diesem Angriff zu tun. War ich auch ein Ablenkungsversuch? Einer der vielleicht ein wenig fehlgeschlagen ist, weil Marek tatsächlich etwas bei mir gefunden hat, was eine Gefahr für Alentara sein könnte?“
Sheza blieb ruckartig stehen und funkelte ihn verärgert an. „Wir wissen , dass du deinen Stein nicht mehr besitzt.“
Aha! Jetzt hatte er sie!
„Ich rede ja auch nicht von dem Stein“, gab er nun schon weitaus ruhiger zurück.
Sheza musterte ihn kurz. „Und was solltest du sonst haben, was von relevantem Interesse sein könnte?“
„Was kann eine mächtige Königin dazu bringen, ihre ursprünglichen Pläne über den Haufen zu werfen und einen völlig unbedeutenden ehemaligen Soldaten König Renons zu sich bringen zu lassen?“ fragte Leon zurück und Shezas Blick verfinsterte sich umgehend. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er auf der richtigen Spur war. Jedoch sagte die Kriegerin nichts, kniff stattdessen die Lippen so fest zusammen, dass sie nur noch eine dünne Linie bildeten.
„Eine neue Figur im Spiel, mit der niemand gerechnet hat“, beantwortete er einfach selbst seine Frage, „und die ganz unvermutet eine Macht entfesselt hat, die für den einen oder anderen eine große Gefahr bedeuten könnte, abhängig davon, auf welcher Seite diese Person am Ende stehen wird.“
„ Wenn das so ist, wieso habe ich dann nicht deine kleine Freundin mitgenommen, sondern dich?“ erkundigte sich Sheza mit einem falschen
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