Falaysia Bd 2 - Trachonien
hören.“
Er machte eine Pause, um ihr Zeit zu geben zu antworten. Doch das tat sie nicht. Sie blieb regungslos sitzen und betrachtete lieber die fleckige Decke, in die sie immer noch eingewickelt war. Sie wollte nicht mehr mit ihm reden, war dafür zu traurig und enttäuscht. Das hatte man davon, wenn man begann, Personen zu mögen, die das nicht verdienten.
„Ich werde bald aufbrechen und würde dir raten, dich noch mal hinzulegen und zu versuchen zu schlafen. Je schneller du dich erholst, desto eher wirst du auch im Lager eintreffen.“
Ein weiterer langer Blick folgte seinen Worten, der ebenso unbeantwortet blieb wie der vorangegangene. Stattdessen drehte sich Jenna auf ihrer Schlafstätte um und legte sich tatsächlich hin, ihm in stummer Anklage den Rücken zuwendend. Sie wartete darauf, dass er noch etwas sagte, in irgendeiner Weise auf ihre Provokation reagiert, aber das geschah nicht. Sie hörte, wie er sich umwandte und dann Kaamo ein paar Worte auf Zyrasisch zuraunte. Nur wenig später verrieten sich entfernende Schritte, dass jemand die Höhle eiligst verließ – und sie war sich sicher, dass dies nicht Kaamo war. Sie schloss die Augen und seufzte tief und schwer und die Erkenntnis, dass sie einen weiteren Kampf mit diesem unmöglichen Mann verloren hatte, sich ein weiteres Mal ihrem ungewissen Schicksal fügen musste, ließ eine letzte warme Träne ihre Wange hinunterlaufen.
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Leon mochte keine Schiffe. Er hasste das Auf und Ab der Wellen, und er hasste diese Enge und diesen Geruch nach Salz und Fisch. Überall nur Wasser, nichts als Wasser und das Grau des Himmels, das sich über alles erstreckte. Nur leider hatte Sheza nach der Sichtung der Bakitarer ihre ursprünglichen Pläne völlig über Bord geworfen und sich dazu entschieden, nach Tielhiev, der am nahesten gelegenen Hafenstadt zu reiten, um dann mit dem Schiff weiterzureisen. Das ersparte ihnen eine Menge Zeit, brachte sie allerdings auch wieder weiter von Jenna weg – wenn die junge Frau tatsächlich noch lebte.
Leon fühlte sich scheußlich. Die Schmerzen in seinem Arm waren zwar weniger geworden, sie waren jedoch immer noch stark genug, um ihn daran zu erinnern, dass sein Zustand noch zu wünschen übrig ließ. Selbst der scharfe Wind, der ihm ins Gesicht blies, konnte die Benommenheit nicht von ihm nehmen, die auf ihm lastete und dafür sorgte, dass es ihn, nach der anstrengenden Reise durch die Berge, nicht länger als ein paar Stunden auf den Beinen hielt. Derweil fragte sich Leon, ob nur seine Verletzung und die damit zusammenhängende körperliche Beeinträchtigung an seinem Zustand schuld waren oder ob Sheza ihm nicht irgendwelche Mittel einflößte, die ihn zu diesem schwächlichen, ungefährlichen Tölpel machten.
Für eine Kriegerin ihrer Art war sie einigermaßen freundlich zu ihm, aber sie ließ sich nicht so richtig in die Karten sehen, überraschte ihn immer wieder mit Entscheidungen und Neuigkeiten, mit denen er nicht gerechnet hatte. Fragen beantwortete sie nur sehr selten ausreichend und reagierte mit Verärgerung, wenn er hartnäckig blieb und versuchte mehr aus ihr herauszubekommen, als sie preisgeben wollte. Sie wollte ihn eindeutig in Unwissenheit lassen und ihr war es wahrscheinlich auch angenehmer, wenn sie ihn ruhig stellen konnte. Es gefiel ihr mit Sicherheit nicht, wenn sie erfuhr, dass er sich ein weiteres Mal aus seiner Koje geschlichen hatte und mit viel Anstrengung an Bord gestolpert war. Es war durch den Seegang ein schmerzreicher und kraftaufwendiger Akt gewesen und er hatte sich noch nicht einmal richtig gelohnt.
Leon seufzte innerlich. Nein, ihm ging es nicht gut. Er war nicht nur ein körperliches, sondern auch ein seelisches Wrack. Die Sorgen um Jenna zerfraßen ihn innerlich, denn auch wenn er sich verzweifelt an den Gedanken klammerte, dass sie noch lebte, sicher war das nicht und sie befand sich dann auch weiterhin in Mareks Gefangenschaft, was aus seiner Sicht nicht sehr viel besser war. Selbst wenn Marek sie nicht tötete, würde sie Höllenqualen durchleiden müssen, da war er sich sicher. Dieser Bastard würde sie strafen, für alles, was sie getan hatte und vielleicht sogar für das, was sie nicht getan hatte; für das, was er , Leon, vor langer Zeit begangen hatte. Sie würde leiden, solange sie mit diesem Monster zusammen war und vielleicht würde sie sich nach einer Weile den Tod sehnlichst herbeiwünschen. Doch sie durfte nicht sterben. Nicht auch noch sie. Er hatte zwar
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