Falco Die Biografie
was bei seinem ersten großen Erfolg Anfang der 80er-Jahre eine Rolle gespielt haben könnte: »Damals gab es in Deutschland ein absolutes Vakuum, die – bis dahin – großen Solisten wie Udo Jürgens hatten plötzlich mit den Kids nichts mehr gemeinsam. Und dazu kam eine Art Endzeitstimmung der Plattenindustrie, die sich den Kopf da-rüber zerbrach, weshalb sie im Jahr statt sagen wir mal 80 nur 75 Milliarden verdiente.«
FALCO: »Wahrscheinlich kann keiner diesen Faktor X, der aus einer guten Platte einen Hit und aus einem Hit einen Welterfolg macht, beschreiben. Aber man kann den Umkehrschluss ziehen, man kann, wenn es danebengeht, analysieren, weshalb es diesmal nicht so gut geklappt hat. Was hat da gefehlt? Was war schlechter? Weshalb bleibt man irgendwo wie mit einem Karren im Sumpf stecken? Man weiß eigentlich nie, was den Zündfunken ausmacht. Aber weil man den Funken schließlich fassen kann, ist das wieder beruhigend. Denn, schau mal – da merkst du, dass etwas da ist, was nicht oberflächlich messbar ist.«
Die Gedanken über Erfolg und Misserfolg ließen Hans Hölzel in jenen Wochen und Monaten einfach nicht los. Es bestand die Gefahr, dass er noch mehr verkrampfen, sich noch mehr auf einer falschen Schiene festfahren könnte. »Aber ich gehöre zum Glück zu den Typen, die aus einer Niederlage zwar mit kräftigem Bauchweh hervorgehen, sie aber ganz gut überstehen. Vielleicht ist es mein Schutzmechanismus, meine Unabhängigkeit, ja, meine Arroganz, dass ich sage, gut, wenn es euch nicht gefällt, dann eben nicht. Kann ich auch nichts machen!«
Trotzdem war er natürlich schockiert und sagte die Tournee, die bereits lange geplant war, ab. Opus – jene Fünf-Mann-Gruppe, die 1985 mit ihrem Song »Life Is Life« weltweit einen Riesenhit hatte und in den amerikanischen Charts sogar bis unter die besten 40 vorstieß – sollte die Begleitband sein. Aber Hans sagte: »Wenn ich keinen Hit landen konnte, dann verzichte ich lieber auf die Tournee. Da fehlt jeder Zündfunke.«
Eine Weile schien es, als könnte es mit »Junge Roemer« doch noch bergauf gehen. Eines Tages, es war im Sommer 1984 und FALCO hielt sich gerade bei Horst Bork in München auf, rief ihn ein befreundeter Journalist an. »Hör mal«, sagte er, »ich komme gerade von einem Interview mit Désirée Nosbusch. Sie wohnt im Hotel Vier Jahreszeiten. Und irgendwie sind wir bei dem Gespräch auch auf dich gekommen, und sie sagte, sie würde dich gern kennenlernen.«
Désirée Nosbusch, eine sehr hübsche, hochintelligente Frau, die schon sehr früh Erfolg bei Radio Luxemburg hatte und dann eine ganze Menge verschiedener Dinge anpackte – sie spielte in Filmen mit, sie moderierte Fernsehsendungen und machte Rundfunk-Interviews. Sie machte zwar bei allen Auftritten eine gute Figur und bekam meist auch blendende Kritiken, doch fehlte ihr einfach der ganz große Durchbruch.
»Wir trafen einander noch am selben Tag und unterhielten uns ganz gut. Wir redeten über Gott und die Welt und New York, die Stadt, aus der Désirée gerade kam. Irgendwann tauchte dann auch der Gedanke auf, dass wir miteinander eine Platte machen könnten. Mein Kalkül dahinter war, ehrlich gestanden, dass ich mit dem ›Jungen Roemer‹ gerade in einem ziemlichen Loch hing und ganz gern noch ein paar Platten mehr verkauft hätte. Désirée passte mir von ihrer Schnauze her sehr gut, sie war noch nicht in einem Fach abgestempelt, und sie hatte kurz davor mit der Moderation des Eurovisions-Grand-Prix Aufsehen erregt.«
FALCO wählte die Nummer »Kann es Liebe sein« aus, um mit Désirée Nosbusch im Duett zu singen. Die Musik war von Robert Ponger, der Text von ihm. »Das Lied war gut, aber wir hatten es aus irgendeinem Grund auf der LP schlecht produziert und weit unter seinem Wert verkauft.«
Die Probeaufnahmen mit Désirée gaben zwar nicht zum Jubel Anlass, aber sie hatte eine sehr ordentliche Stimme. »Sie war kein super Gesangstalent«, sagte Hans später, »aber es war einen Versuch wert.« Und die Platte lief dann nicht einmal so schlecht: Mit 50.000 verkauften Singles war es der größte Erfolg seit »Maschine brennt«. (Und heute, mehr als zwanzig Jahre später, hätten sie mit dem Verkauf auch den Spitzenplatz der Charts inne, aber das ist eine ganz andere Story.)
Viele hatten FALCO 1984 bereits abgeschrieben, er selbst aber sagte: »Die Tiefs in meiner Karriere sind für mich wichtiger als die Hochs. Ein konstantes Hoch bringt nichts, das wäre unnatürlich.
Weitere Kostenlose Bücher