Falco Die Biografie
begeistert das Publikum nur für kurze Zeit. FALCO muss die Nähe der Leute wieder finden.«
Ohnedies war es Hans Hölzel klar, dass seine Platte »Einzelhaft« und sein Hit »Der Kommissar« nur ein erster Schritt auf einem Weg sein konnten, den er selbst bestimmen wollte. Er verabscheute es damals schon, vorgeschriebene Pfade einzuschlagen. Hans sah sich nie als Teenie-Star, sondern stets als ernsthaften Musiker und Texter, was in den Songs zum Ausdruck kommen sollte. »Ich mochte nicht mehr, wenn mir die Reporter bis ins Bett nachstiegen«, beklagte er sich über die Zeit nach 1982, »ich wollte künstlerisch arbeiten und nicht nur in Hitparaden auftauchen. Es kann einem ja persönlich oft nichts Schlimmeres passieren, als einen Hit zu haben – man verdient Geld, aber man wird in der Luft zerrissen.«
Und wer nicht charakterstark genug ist, die Anfeindungen zu überstehen, geht nach einem Hit wieder unter, wie das so viele Beispiele beweisen.
»Irgendwo fängst du dann an zu überlegen, ob das die ganze Sache wert ist. Man macht sich kaputt und verdient viel Geld, aber war’s das auch schon?«
Damals bekamen viele seine scharfe Zunge zu spüren, er liebte es förmlich, sich mit Leuten anzulegen, und äußerte sich in Interviews oft herablassend. Es wurde ihm vorgeworfen, er würde die Bedeutung seiner Person maßlos überschätzen.
Einerseits die Vorwürfe, er sei viel zu arrogant und hätte im Grunde seine Kunst noch nicht bewiesen, und auf der anderen Seite der Wunsch, der in ihm brannte, eine zweite, noch bessere, noch erfolgreichere LP nachzuliefern, brachten FALCO fast um den Verstand.
Billy Filanowski, sein engster Freund, über diese schwierige Zeit: »Er fing damals an, exzessiv zu trinken. Er war immer auf der Suche nach etwas, was er sich offenbar nur selber geben konnte: die Fortsetzung seines Erfolges, eine kontinuierliche Arbeit auf einem hohen Level. Ich glaube, er freute sich mörderisch über seinen Riesenerfolg, aber andererseits konnte er sich nicht richtig gehen lassen, weil in ihm immer die Frage nagte, wie seine Karriere weitergehen würde.« – »Als ich ihn kennenlernte und mit ihm anfangs zum Essen ging, hat er ziemlich viel getrunken«, erzählt Horst Bork. »Ich sagte: ›Trink nicht so viel‹, und er sagte, wenn er nicht mehr trinkt, wird ihm fad und es fällt ihm nichts mehr ein. Dann gab es eine Zeit, da versuchte ich beim Essen ihm den Wein wegzutrinken, das war hoffnungslos, weil er sich dann statt Wein eine Flasche Whisky bestellte. Es gibt unzählige Künstler, die die Grundschwingungen brauchen, um bestimmte Dinge zu leisten. Die trinken drei Monate und arbeiten dann vier Monate. Die können einfach besser damit umgehen. Aber bei FALCO war immer die Tendenz, dass es mehr wird, dass die Exzesse größer werden, die Abstürze brutaler. Es gab eine Zeit, da hat er nichts getrunken, aber er war derart fahrig und nervös, dann hat er wieder damit angefangen, weil es ihm besser ging.«
7
FALCO traf alle möglichen Vorkehrungen, um eine gute zweite LP zu machen. Unter anderem verlangte er von Markus Spiegel, mit dem er ja einen Vertrag über drei Scheiben hatte, beste Produktionsbedingungen. Er selber saß Tag für Tag und feilte an seinen Texten und wägte während der Arbeit ab, wie die Zeilen beim Publikum ankommen würden.
»Ich wollte, dass es besonders gut werden würde«, sagte er später, »nach einem Start wie mit ›Einzelhaft‹ ist es unglaublich schwierig, nicht dem eigenen Leistungsdruck zu unterliegen. Ich habe mir für das zweite Album eindeutig zu viel überlegt. Ich bin übers Ziel weit hinausgeschossen. Es war zu wenig spontan aus einer ganz humanen Situation heraus: die Angst, zu floppen. Gegen den Flop hab ich insofern ein bisserl was, als es für jede deutschsprachige Pop-Platte ein durchaus erhabener Erfolg ist, wenn sie sich fünfzigtausendmal verkauft, und dass das für ihn okay ist.«
FALCOS Messlatte lag höher. Viel höher. Er wollte viele Dinge gleichzeitig – er wollte auch von der anspruchsvollen Musikkritik anerkannt werden, er wollte den Kreis seiner Fans erweitern und er wollte mit dem Verkauf der Platte nicht hinter seinen Erwartungen zurückbleiben.
Hatte die Produktion für »Einzelhaft« noch lächerlich wenig gekostet, so schoss der Produktionspreis nunmehr steil nach oben, durch die »exorbitanten Verzögerungen«, so das Magazin basta , stiegen die Produktionskosten für die zweite Scheibe – »Junge Roemer« – auf 2,8 Millionen
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