Falco Die Biografie
Er bucht einen Urlaub nach Thailand und fährt mit Billy Filanowski, dem Schauspieler Hanno Pöschl und ein paar weiteren Freunden los. Der Rennbahn express schrieb in seinem »FALCO-Special« darüber: »Der Urlaub ist für ihn der Wendepunkt. ›Dort hab ich beschlossen, mit mir Freundschaft zu schließen und einen inneren Ausgleich zu finden. Ich bin aus Thailand zurückgekommen und hab so viel Kraft gehabt, dass ich bloßfüßig im Schnee hätte herumlaufen können.‹«
Auch äußerlich verändert sich FALCO nach diesem Urlaub. Er lässt die maßgefertigten Anzüge im Schrank hängen und kleidet sich mit Vorliebe in weite, fernöstliche Jacken und Hosen, oder er trägt bequeme Sweatshirts und Jogginghosen. Die fremde Mythologie, die Lebensart der Asiaten, hat ihn sehr berührt. Er nimmt Kleinigkeiten plötzlich nicht mehr so tragisch wie ein paar Wochen zuvor: »Ich weiß, dass ich oft vorschnell handle, aber was soll’s? Die Leute wollen Popstars, die kantig sind, die nicht aalglatt und samtweich sind, das hat nichts mit Alkohol oder Größenwahn zu tun, ich kümmere mich einfach nur weniger um mein Bild in der Öffentlichkeit. Ich bin so, wie ich bin.«
Dennoch sagt Horst Bork heute, dass es zwei FALCOS gegeben habe. Den Künstler in der Öffentlichkeit und den Menschen privat. »Man muss zwischen Hans Hölzel und FALCO unterscheiden. Wenn er nicht FALCO war, war er ein liebenswürdiger, fürsorglicher Mensch. Außer er hat mit Drogen rumgemacht, dann hat sich seine Persönlichkeit gewaltig verändert. Er war nie abstinent. Mit Ausnahme eines halben Jahres. Da lebte er in Australien, und als wir uns zu einem Businesslunch in Los Angeles trafen, war ich perplex, wie jung und dynamisch er daherkam. Er hat von allen verlangt, keinen Alkohol zu trinken. Wir mussten Saft und Wasser bestellen. Er hatte auch immer wieder versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Er hat es oft probiert, aber das ist ihm nie gelungen.«
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Horst Bork bemühte sich das ganze Jahr 1982, neue Produzenten aufzutreiben, die FALCO einen frischen Impuls geben könnten.
Einmal sagte er zu Hans: »Hör mal, da sind zwei Supertypen in Holland, zwei Brüder, die fanden das, was du bisher machtest, äußerst interessant, ich denke, wir sollten es mit denen mal versuchen.«
Nach der Rückkehr aus Thailand lag ein Demoband in seinem Büro. Hans fand es ganz ausgezeichnet. Er schickte ihnen daraufhin einen Songtext, den er zur Musik von Ric Okasek von den Cars gemacht hatte. (»My name is Johnnie Walker and I won’t wanna make any advertising, You know?«, der Song hieß bei ihm »Munich Girls« und er machte sich damit über die Mädchen her: »Munich Girls, lookin’ for love, Tag und Nacht, lookin’ for love, here she comes, she’s lookin’ for love«; er hatte auf dem Flug eine Kassette von den Cars dabei gehabt und der Song »Lookin’ For Love« war ihm nicht aus dem Sinn gegangen.)
Rob und Ferdi Bolland, die ihr Bullet Sound Studio in Hilversum, nicht weit von Amsterdam entfernt, betreiben, machten zu dem FALCO-Text ein Playback, das genau seinen Vorstellungen entsprach. »Ich hatte das Thema, nämlich etwas über diese merkwürdigen, ausgeflippten, oberflächlichen Münchner Girls zu schreiben, längere Zeit im Kopf, aber ich fand einfach keine passende Musik dazu. Aber mit der Melodie der Cars und der Mischung der Bolland-Brüder war alles optimal, und plötzlich spürte ich wieder Hoffnung. Ich war wirklich optimistisch.«
Schließlich hatten Rob und Ferdi Bolland eine Idee, die am Ende alles, was es in der deutschsprachigen Popmusik bisher gegeben hatte, auf den Kopf stellen sollte – und die FALCO kaum ein Jahr darauf in den USA nach ABBA zum zweiterfolgreichsten europäischen Künstler im amerikanischen Pop-Business machen sollte.
Zu der Zeit waren ein paar kritische Bücher über Wolfgang Amadeus Mozart erschienen, die ziemlich detailgenau beschrieben, wer der begnadete Wolfgang Amadeus Mozart in Wirklichkeit gewesen war: ein genialer Komponist, ein Spieler, ein Außenseiter, arrogant, manchmal unleidlich, ein Frauenheld – jedenfalls ganz anders, als es die offiziellen Mozart-Biografen über Jahrhunderte dargestellt hatten.
Dazu kam noch eine sehr gute mehrteilige Fernsehserie über Mozart, eine Koproduktion des französischen und des deutschen Fernsehens, und vor allem der mit mehreren Oscars ausgezeichnete »Amadeus«-Film von Milos Forman mit Tom Hulce in der Hauptrolle.
Die Brüder Bolland hatten die Idee, den Stoff
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