Falco Die Biografie
Es gehört dazu, dass man hin und wieder im Keller ist. Hoch und tief – so stelle ich mir ein optimales Leben vor.«
DER WELTSTAR
Jeanny, quit livin on dreams
Jeanny, life is not
what it seems
Such a lonely little girl in
a cold, cold world
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Es gehört zu den unabwägbaren Mysterien des Musik-Business, dass viele Sänger just in dem Moment, in dem sie ihre größten Niederlagen einstecken mussten, auch anfangen, ihre größten Hits zu landen. Das war auch bei Frank Sinatra und Udo Jürgens so: Als Udo mit seinem Manager prozessierte und ihm jedermann ein Absacken in die Anonymität prophezeite, landete er seine überwältigenden Erfolge.
Es ist ein Phänomen, und die Beispiele dafür sind unzählig, von Julio Iglesias bis Bob Dylan, es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass man erst den bitteren Geschmack der totalen Niederlage erfahren muss, ehe man sich wirklich ganz durchsetzt. Boxer kennen das Gefühl gut. Muhammad Ali sagte einmal: »Du musst schmecken, wie ein K. o. schmeckt, bevor du Weltmeister sein kannst – und damit meine ich wirklich Weltmeister.«
Und FALCO verspürte es nun, dieses Gefühl der bitteren Niederlage, von dem Muhammad Ali sprach. Aber ehe der Gong zum K. o. ertönte, schüttelte FALCO die Nebel aus seinem Kopf, rieb sich die Augen, versuchte verbissen, die emotionale und intellektuelle Katastrophe, die sich im Zuge des Flops anbahnte, zu vermeiden.
Er trank weniger und zog sich sogar für zwei Wochen nach Gars am Kamp zurück, wo Willy Dungl sein Fitnesscenter unterhält. »Und wir sind dann auch sehr viel in Wien zum Trainieren gegangen, und Hans kam wieder gut in Form«, berichtete Billy Filanowski. Hans begann wieder vernünftig zu essen und streng auf seine Figur zu achten. Als man ihn einmal fragte, was er tun würde, wenn er nur noch fünf Mark in der Tasche hätte, antwortete er: »Ich würde das Geld dazu verwenden, den nächsten Bus ins Studio zu nehmen und von vorne anzufangen.«
Und war die Platte auch kein wirklicher Misserfolg gewesen, so nahm FALCO vieles zu persönlich, was im Zuge der »Jungen Roemer« veröffentlicht worden war. Seine Sensibilität machte ihn angreifbar.
»Es gab zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur einen Weg«, erzählt Horst Bork, »wir mussten einfach die Pferde wechseln. Wir mussten ein anderes Gespann für ihn finden.« FALCO wollte seine Probleme stets mit seinem Intellekt lösen und nervte seine Umwelt mit Analysen. »Er wollte damals immer diskutieren«, sagt Bork, »das waren abendfüllende Diskussionen, die immer in der Frage endeten, warum was verkehrt lief. Aber man löst Probleme nicht, indem man sie zu Tode diskutiert. Man braucht Abstand. Es ist gut, manchmal die Sachen von außen zu betrachten. Aber das hat Hans nie so hingekriegt. Er lag immer mit sich selbst im Clinch, er war immer verunsichert.«
Bork war früh zu Hans R. Beierlein gestoßen, »wo ich das Musikmanagement von der Pike auf lernte«. Er betreute bei Beierlein Stars wie Adamo, Gilbert Becaud und Udo Jürgens während ihrer größten Erfolge, arbeitete später bei United Artists mit Shirley Bassey zusammen, ehe er zur Teldec kam.
Über Bork sagte FALCO einmal: »1981 kam ich nach Deutschland und wollte die Bänder vom ›Kommissar‹ präsentieren. Bork hat damals für Teldec gearbeitet. Damals war ich in Österreich schon Nummer eins. Die meisten Manager drüben haben gemeint, das wird nie was – außer Horst Bork. Der hat den ›Kommissar‹ für Deutschland, sprich: für den Rest der Welt, entdeckt und mit voller Power herausgebracht.«
Seit dieser Zeit vertraute Hans voll und ganz dem künstlerischen Rat von Horst Bork, der sich inzwischen mit FALCO selbstständig gemacht und in einer zweistöckigen Villa in München das obere Geschoß gemietet hatte, wo ihre gemeinsame Firma mit dem bezeichnenden Namen »Falkenhorst« etabliert wurde.
Horst machte Hans klar, dass sie nicht auf der Schiene weiterfahren können, die die »Jungen Roemer« beinahe auf das Abstellgleis gebracht hätte. »Ich habe dann aus der zweiten LP die Konsequenzen gezogen und meine Zusammenarbeit mit Robert Ponger unterbrochen. Bob und ich, wir sind im Grunde zwei gegensätzliche Typen. Das hat beim ›Kommissar‹, den wir erfunden haben, funktioniert wie bei der Elektrizität: plus, minus, und plötzlich war der Funke da. Eine spontane, elektrisierende Geschichte. Mit der zweiten LP aber haben wir uns überarbeitet«, soweit FALCO damals.
Zum Jahreswechsel 1984/85 bricht FALCO aus.
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