Falco Die Biografie
dem unsteten, ungesunden Leben seinen Körper buchstäblich kaputt. Damals sagte er: »Ich hab bloß von den Drogen die Hände gelassen, da hatte ich zu viel Schiss davor. Aber die flüssigen Drogen, die Alkoholika, nahm ich im Übermaß.« Nachts landeten Hans und Billy immer in einer Diskothek. Billy Filanowski: »Wir hatten mit Mädchen nie Probleme, Hans fährt völlig auf blonde, zarte, elfenhafte Wesen ab, und ich mag mehr die Dunkelhaarigen. Wir kamen uns bei den Aufrissen nie in die Quere. Und wir hatten beide eine sehr gesunde Einstellung, ein Mädchen aufzureißen. Wenn einer von uns eines angesprochen hatte und es bahnte sich etwas an, stand der andere auf dem Standpunkt: Fein, es gibt sicher auch noch eine zweite hübsche Maus in dem Lokal. Wir kamen nie der Mädchen wegen in Streit und wir waren auch nie eifersüchtig.«
Hans versuchte sich mit exzessivem Leben zu betäuben. »Er war ein großer Aufreißer«, sagt Billy darüber, »obwohl ich denke, dass er in Wahrheit immer nur eine gute, feste Bindung suchte.«
Aber es klappte nicht und FALCO wechselte die Freundinnen wie die Hemden. Einmal verabredeten sich Hans und Billy, um gemeinsam auszugehen. »Ich schellte an der Tür und klopfte wie verrückt, aber der Kerl machte nicht auf«, entsinnt sich Billy Filanowski des Zwischenfalls. »Ich wusste, er musste noch drinnen sein, und ich machte mir alle möglichen Gedanken, was passiert sein könnte.«
Schließlich kletterte Billy durchs Flurfenster auf einen Mauervorsprung und warf von dort Steine gegen die Fensterscheiben FALCOS. »Das hat er dann gehört und aufgemacht. Er war gerade mit einem Mädchen in der Wohnung und fürchtete, dass ein anderes, mit dem er sich auch verabredet hatte, vor der Tür stünde und es einen riesigen Krach geben könnte.«
Hans versuchte alles Mögliche, um das Gefühl der Niederlage abzutöten. »Zu jener Zeit«, analysiert sein Partner Horst Bork die damalige Situation, »wurde sein natürliches Misstrauen Fremden gegenüber beinahe übermächtig. Er wusste natürlich, dass man – wenn es einem gut geht – viele Freunde und Verehrer hat, die sich dann rasch verflüchtigen, sobald dunkle Wolken auftauchen. Aber nun spürte er es am eigenen Leib, wie das war.«
Leute aus der Branche, die ihm noch vor Monaten die Tür einrannten, ließen sich plötzlich verleugnen, wenn er anrief und sie sprechen wollte. Der mäßige Erfolg wurde von vielen spöttisch kommentiert. Hans und Billy besprachen die Situation öfter, und einmal kam Hans mit der Idee, sie könnten vielleicht gemeinsam eine Kleiderlinie herausbringen unter FALCOS Label. Er wusste, er musste etwas unternehmen, scheute aber dann doch davor zurück, sich in eine andere Branche zu wagen.
»Solange du einmal auf der Bühne Erfolg gehabt hast«, gestand er später offen ein, »gehst du bis zum Herzinfarkt nicht mehr runter.«
Michael Hopp schrieb im Wiener über das zweite Album: »Als ich aus nichts als aus lauterer, hehrer, überbordender Begeisterung … eine Hymne auf FALCOS ›Junge Roemer‹ vom Stapel ließ, hielten sie mich – ich konnte es mir aussuchen – für a) leicht unterbelichtet, oder b) korrupt. (Jene, die mich mochten, gaben öffentlich vor, mich für b) zu halten, sie wollten damit zum Ausdruck bringen, erzählten sie mir später, dass sie an meine Intelligenz glaubten.) Ich hatte zu leiden wie ein Hund, als die Verschwörung der Miesmacher recht zu behalten schien: die beste Platzierung, die FALCO mit der ›Junge- Roemer‹-Auskoppelung ›Kann es Liebe sein‹, erreichte, war, so weit ich mich erinnere, ein bescheidener sechster Platz – und der währte nur eine Woche … Und nach FALCO selbst war wohl ich einer der größten Verlierer der ›Junge-Roemer‹-Affäre. Erstens stand ich als falscher Prophet da (in jugendlichem Überschwang hatte ich der Platte Hitparadensiege en gros prophezeit). Zweitens als ein in ein merkwürdiges Stadium der Post-Pubertät verfallener, mit der Libido einer zwölfjährigen Hauptschülerin versehener Kindskopf.«
Aber die meisten Kritiker weideten sich ohnedies am Misserfolg von »Junge Roemer«, oder sie nahmen die zweite Platte FALCOS gar nicht zur Kenntnis. 120.000 Platten werden in Deutschland verkauft, mit Ach und Krach bekam »Junge Roemer« in Österreich die Goldene Schallplatte. Später sagte FALCO in einem Resümee: »Es war alles verkrampft und es fehlte der Hit auf der Platte. Wir hatten keine gescheite Auskoppelung.« Er überlegte auch,
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