Falco Die Biografie
Schilling. »Das war damit locker um zwei Millionen mehr als die bis dahin teuersten österreichischen Pop-Produktionen.«
FALCO fing an, für dieses Album sein Image noch krasser zu polieren, er ließ sich beispielsweise Dutzende Maßanzüge schneidern, er tauchte im Frack beim Wiener Opernball auf und stolzierte vor den Live-Fernsehkameras umher. Dieses Verhalten führte dazu, dass sich noch mehr Leute mit ihm anlegten. »Ich verstehe nicht, weshalb man sich gerade über meinen Opernball-Besuch so echauffierte. Ich mag den Opernball, die Oper ist erstens der schönste Ballsaal der Welt und zweitens ist es derzeit die beste Show, wenn ab Mitternacht die Orden dahinschwingen, völlig losgelöst von der Schwerkraft, und alles Champagner säuft, und alles löst sich auf in diesem Land, ich empfinde das als Supershow.« Vielen schien damals, als würde FALCO den Bogen absichtlich überspannen. Er wollte ausloten, wie weit er gehen konnte.
Und er stürzte ziemlich tief.
Der Fall tat weh.
»Vielleicht wäre es besser gewesen, ein Buch zu schreiben, statt eine Platte zu machen«, spekulierte er, »denn die Texte von ›Junge Roemer‹ halte ich noch heute für extrem gut.« Aber die Fans konnten mit dem Album nicht viel anfangen. Texte wie:
»Junge Roemer
tanzen anders als die
andern
Sie lieben ihre Schwestern
Lieber
Lieber als den Rest der Welt
verwirrten teilweise das Publikum, das bisher den »Kommissar« gekauft hatte.
Die Platte erwies sich nicht gerade als Flop, war aber auch lange nicht so erfolgreich, wie sich FALCO und Markus Spiegel das erhofft hatten. FALCO: »Es war wahrscheinlich sogar ein Flop, wenn man die Erwartungshaltung nach dem ersten Album in Betracht zieht. Absolut gesehen, losgelöst von dem, was vorher war und was danach gekommen ist – nur im Verhältnis zum Markt –, war es ein durchschnittlich guter Erfolg.« Horst Bork: »FALCO hat sich so mit Niederlagen beschäftigt, ich würde nicht sagen, er hat sich darin gesuhlt, aber er hat sie ausgekostet. Es war ein Teil Selbstmitleid, ein Teil Analyse. Warum lief es so? Wer hat den Fehler gemacht. Am Ende kam er immer zu dem Ergebnis, die ganze Welt sei gegen ihn. Nach einiger Zeit hat sich das aber gesetzt, der Kampfesmut kam dann wieder, dann ist er auch erneut in die Schlacht gezogen.«
basta: »Der Kommissar-Gewinn war futsch. ›Junge Roemer‹ rechnete sich gerade pari – und manch anderer wäre damit auf die Nase gefallen.« Unabhängig von seiner FALCO-Produktion hatte Markus Spiegel jedoch in der Zwischenzeit ein neues Trio aufgebaut, das sich DÖF (»Deutsch-österreichisches Feingefühl«) nannte, und Anstalten traf, mit ihrer ersten Platte »Codo« den überraschenden »Kommissar«-Hit nachzumachen. Leader der Band waren Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz, das Lied gewann mehrmals in Berlin die deutsche Hitparade und deckte zumindest den Verlust von »Junge Roemer« – und ein erkleckliches Sümmchen mehr. »Mit diesem Sommerhit«, schrieb basta , »brachte Markus Spiegel seine Firma wieder auf drei Millionen plus.«
8
Der schleppende Plattenverkauf und die zwiespältigen Kritiken bei seinem zweiten Album machten FALCO schwer zu schaffen. Die Sorge, dass es plötzlich aus sein könnte, war nahezu übermächtig. »Geld ist für mich wichtig«, sagte er damals, »wenn man Geld gehabt hat, hat man Blut geleckt. Wenn mir irgendein Typ mit Kohle erzählt, ihm würde es nichts ausmachen, wenn er plötzlich kein Geld mehr hätte, dann glaube ich das nicht. Man wird zum Dagobert Duck.« Aber noch viel stärker berührte es ihn, dass der Erfolg der ersten Platte nicht zu wiederholen war. »Der Erfolgszwang ist das Verteufelte an unserer Arbeit. Es wird immer mehr und mehr erwartet. Oft bin ich schon dagesessen und habe mich gewundert, wieso ich mich über einen Erfolg nicht freue. Wahrscheinlich, weil ich es schon einmal erlebt habe. Und weil es beim zweiten Mal selbstverständlich erscheint. Da kommt man vom Regen in die Traufe. Der Leistungsdruck pendelt sich nicht ein, der wird immer größer.«
Billy Filanowski war zu jener Zeit häufig mit FALCO zusammen. Die beiden gingen oft abends aus, hörten Musik oder aßen gemeinsam. »Er war wirklich zwei Jahre lang in einem Tief«, sagt Billy, »er wurde depressiv und er hatte schreckliche Angst, dass alles, was er erreicht hat, wieder vorbei sein könnte.«
Zu dieser Zeit trank FALCO ziemlich viel, schüttete wahllos Wein, Wodka, Whisky und Brandy in sich hinein und machte mit
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