Falkengrund Nr. 30
empfinde keine Schmerzen.“
Sir Darren tat etwas, wozu er nicht geglaubt hatte, fähig zu sein. Er rammte dem Mann die Zange in den Mund, suchte nach einem Zahn und …
… dann verließ ihn die Entschlossenheit. Es brachte es nicht über sich, sein Opfer zu foltern, wer oder was es auch immer sein mochte.
„Ich bin kein Teufel“, murmelte er, an sich selbst gewandt.
„Oder ein sehr komplizierter“, kommentierte der Arzt, als die Zange aus seinem Mund verschwunden war. „Für mich ist es sehr interessant, Sie zu studieren. Ich kandidiere für dieselbe Stelle wie Sie. Es ist reizvoll, Ihre Schwächen zu kennen. Deshalb wollte ich auch, dass Sie mir assistieren. Wie sagt man in Ihrer Sprache so treffend: Know your enemy. “
„Wo ist der Schlüssel?“, fragte Sir Darren ungeduldig.
„Von mir werden Sie es nicht erfahren.“
Wütend stieß er den Doktor zurück. Wo sollte er mit der Suche anfangen? Er durchwühlte den Papierkorb, fand dort jedoch nur die abgerissenen Poster. Knurrend vor Zorn riss er alle Schränke auf, warf die Tische um, sah in den Schubladen nach. Er fand unbeschreibliche Dinge dort, Dinge, die aus einem Horrorkabinett stammen konnten. Überreste menschlicher Körper. Folterinstrumente.
„Gehen Sie schon“, ermutigte ihn der Arzt. „Es gibt noch mehr Zimmer. Überall sind Schränke, Schubladen, Regale. Schauen Sie sich um. Aber erwarten Sie nicht, etwas anderes als Grauen und Ekel zu finden. Schließlich ist dies die Hölle, vergessen Sie das nicht!“
Der Arzt hatte recht. Ein Zimmer war schlimmer als das andere. Was er fand, sprach Regionen in seinem Geist an, die voller Wahnsinn waren, kratzte an den Mauern des Irrsinns, um diesen zu befreien. Wo war der verdammte Schlüssel? Gab es überhaupt einen, oder waren das alles nur Lügen? Hatte jemand die Tür von außen verriegelt? Und wer? Gott?
Von seinen Händen troff das Blut, sein Atem ging stoßweise, und er stand mit krankem, starrem, leerem Blick im Flur, die Muskeln schmerzhaft angespannt, kurz davor, den Verstand zu verlieren.
Da hatte er eine Idee.
Eine Idee, wo sich der Schlüssel befinden mochte, falls es ihn überhaupt gab.
Er stürzte die Treppe nach unten, ganz nach unten, in den Keller. Warf sich gegen das Portal, das auch nachgab. Noch immer schwankte der Saal ein wenig, noch immer flackerte das Höllenfeuer hinter den Kirchenfenstern, und noch immer stand der Sarg des Satans auf seinem Polster aus Lilien, hässlich in seiner kitschigen Überladenheit. Silberne Blüten wucherten wie Geschwüre über das schwarze Holz. Wenn man genau hinhörte, konnte man immer noch ein kraftloses Schaben aus dem Inneren hören. Die Gemeinde war verschwunden, der Pfarrer ebenfalls.
Das schien ihm der Beweis zu sein, dass sein Gedanke richtig war.
Es musste einen Grund dafür geben, dass man Satan noch nicht beigesetzt hatte. Dass sein Sarg noch immer hier stand.
Die Antwort war der Schlüssel.
Er befand sich im Sarg. Aber nicht neben dem Toten.
Sir Darren fand vier Schnallen, die den Deckel hielten, und öffnete sie. Schob das schwere Holz zur Seite, dass es krachend zu Boden fiel.
In der Kiste lag in der Tat das Wesen, das er oben auf dem Operationstisch gesehen hatte. Ein humanoider Körper mit den Merkmalen verschiedener Tiere. Die Raubvogelaugen waren nur einen Spalt weit geöffnet. Ein mattes Licht glomm in ihnen, bereit, jeden Moment zu verlöschen. Der Bauch war nun nicht mehr offen, die Spangen waren entfernt worden. Dicke Schnüre verschlossen die Wunde. Es war furchtbar, sich vorzustellen, wie groß die Nadel gewesen sein musste, mit der der Arzt dem lebenden, nicht betäubten Wesen die Stiche beigebracht hatte. Der Bauch beulte sich zu den Seiten hin unnatürlich aus, der Beweis, dass er tatsächlich mit schweren Steinen gefüllt war.
Der große böse Wolf.
Etwas wie Mitleid regte sich erneut in ihm, aber es wurde sofort zurückgedrängt von einer anderen Emotion.
Wenn seine Vermutung stimmte, lagen die schlimmsten Minuten seines Lebens vor Sir Darren.
Das beste Versteck, das ein sadistischer Arzt für den Schlüssel finden konnte, war im Bauch des Satans. Um ihn zu erreichen, würde Sir Darren den Bauch noch einmal aufreißen und mit den Händen zwischen Steinen und Gedärmen wühlen müssen. Es war der einzige Weg, dieses Haus, das die Hölle war, zu verlassen. Jetzt verstand er auch, warum der Arzt den Teufel am Leben gelassen hatte, anstatt ihn auf der Stelle zu töten. Er wollte, dass Sir Darren in den
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