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Falkengrund Nr. 34

Falkengrund Nr. 34

Titel: Falkengrund Nr. 34 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Strykers Worte ein. Nun musste er ihr Recht geben. Carnacki hätte wohl tatsächlich bei seinen Spukhäusern bleiben sollen. Obwohl sich Sir Darren zu erinnern glaubte, in den Hodgson’schen Erzählungen auch ein Schiffsabenteuer gelesen zu haben. Ein Floß allerdings war ein besonderes Gefährt, urtümlich und primitiv, vielleicht das unsicherste Gefährt von allen zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
    Carnacki konnte es nicht erwarten, sein Elektrisches Pentakel zu aktivieren. Es knisterte protestierend, und man konnte nur hoffen, dass die Batterie nicht nass wurde. Sir Darren hielt die Luft an, während der Geisterdetektiv an einem improvisiert wirkenden Schaltkasten Justierungen vornahm. Wusste der Mann, was er tat, oder drehte er einfach nur auf gut Glück an den Schrauben? Der Kutscher sah gähnend zu, die Arme vor dem dünnen, nach hinten gebogenen Oberkörper verschränkt. Er unternahm keinerlei Anstrengung zu verbergen, was er von diesem Hokuspokus hielt.
    Im blauen Licht des Pentakels sah Carnackis hübsches Gesicht wie das einer griechischen Statue aus. Eine Schweißschicht überzog es, die Unterlippe war im Inneren seines Mundes verschwunden. Der schwache Schein, der von dem Pentagramm ausging, schien die Richtung zu wechseln, als würden die Lichtstrahlen von etwas abgelenkt. Hatten sie eben noch breit gestreut, so bündelten sie sich nun, drehten nach oben, bildeten für einige Sekunden einen Schacht aus Licht, in dem man in den Himmel steigen zu können schien. Dann klappten sie weiter ins Zentrum des Fünfecks, sammelten sich dort. Es war klar, dass dieser Effekt nicht auf eine technische Spielerei zurückgehen konnte. Carnacki hatte in der Tat eine Energie erzeugt, oder geweckt, über die nichts in den Physikbüchern stand.
    Der Schein drang durch die geöffnete Klappe in den dunklen See hinab. Niemand sagte etwas, sogar der Kutscher hatte aufgehört zu gähnen und verfolgte die Vorgänge mit einer Art halbwachem Interesse.
    Das Licht schien sich unter dem Floß auszubreiten, weit in der Tiefe. Da entstand wirklich eine Form von Trichter. Sir Darren nickte anerkennend und lauschte hinab, ob dort etwas zu spüren war. In unregelmäßigen Abständen ging ein leichter Ruck durch das Floß, als stoße es gegen feste Objekte. Zu sehen war nichts.
    „Das Wasser verändert sich“, stellte Carnacki fest. „Es gefriert. Nein, es … gerinnt.“
    Oberhalb des weiten Lichthofs in der Tiefe des Sees gab es Schlieren wie von Gelee. Sie verdichteten sich weiter und nahmen immer mehr Raum ein. Zwischen diesen Schlieren schwammen dunkle Körper umher. Fische, wie Trent Holburn einen gezeichnet hatte. Allerdings konnte Sir Darren nicht erkennen, ob sie diese beklemmende Zeichnung aufwiesen.
    Der Kutscher schrie auf. Aus dem Inneren des Pentagramms stieg eine Wasserfontäne drei oder vier Yards in die Höhe. Inmitten dieses Strahls wurde ein dunkler Klumpen empor geschleudert. Das Wasser klatschte auf die drei Männer und die elektrische Anlage nieder. Auch der Klumpen fiel auf das Floß.
    „Ein Fisch!“ Jetzt war Leben in den Kutscher gekommen. Das dunkle Objekt hüpfte auf den Stämmen umher, und der Mann griff mit erstaunlicher Behändigkeit danach – und erwischte es. Während Carnacki besorgt nach seinen Geräten sah, betrachtete sich Sir Darren den Fisch, den der Kutscher gefangen hatte. Es war eine Art Barsch, doch die Zeichnung auf den Seiten zeigte kein menschliches Gesicht. Auf einem silbern schimmernden Untergrund waren drei dunkle Flecken zu erkennen, ein wenig wie die von Holstein-Kühen, doch feiner unterteilt und dazu langgezogen.
    Der Wasserstrahl kam in pulsierenden Stößen aus dem See, und immer wieder katapultierte er weitere Fische an die Oberfläche. Soweit Sir Darren das sehen konnte, hatten sie alle dieselbe Zeichnung.
    „Da!“, rief Carnacki. „Da kommt er.“
    Es war sofort klar, wen er meinte. In der Richtung, in die er mit beiden Händen zeigte, hatte sich eine menschliche Gestalt aus den Fluten erhoben, stand für einen Moment still auf der Oberfläche des Sees und kam dann langsam auf sie zu. Langsam, ja, für Landverhältnisse, aber immer noch viel zu schnell, um ihr mit diesem trägen Floß zu entkommen. Es war ein Mann, und soweit man das aus der Entfernung sagen konnte, hatte er das von Holburn skizzierte Gesicht.
    „Nooooo …“
    Der Schrei gellte über den See, das Wasser gerann vollständig, das Floß erhielt einen Schlag, und das sorgfältig festgebundene Elektrische

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