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Falkengrund Nr. 34

Falkengrund Nr. 34

Titel: Falkengrund Nr. 34 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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einsetzen.“
    „Das heißt, wir stehen außen – und der Geist innen?“
    „Mittels einer speziell errechneten Taktung müsste es möglich sein, eine saugende Wirkung auf den Äther auszuüben. Beschreibungen, die sich dahingehend deuten lassen, finden sich im Sigsand Manuskript. Der Spuk erscheint zwar an der Oberfläche, sein Ursprung dürfte aber in der Tiefe des Sees zu finden sein. Der Sog kann im Äther eine Art Trichter bilden, der zum Grund hin immer weiter wird und die Energie direkt unter dem Floß konzentriert. Natürlich ist das nur eine theoretische Überlegung, die erst verifiziert werden muss.“
    „Und wenn der Spuk sich nicht von dem technischen Schnickschnack beeindrucken lässt?“ Sir Darren trat auf das Floß und strich über die Röhren. Es prickelte ein wenig.
    „Bisher hatte ich noch kein Phänomen, das nicht in irgendeiner Weise auf die isolierende Wirkung des Stroms im Vakuum reagiert hätte. Das ist wie mit dem Messer und der Butter, wissen Sie? Es gibt verschiedene Arten von Butter, aber keine, die sich nicht mit einem heißen Messer schneiden lassen würde.“
    Carnacki schaltete den Strom ab, und Sir Darren fühlte noch einmal die Stimme in seinem Inneren. Sie kam in etwa aus der Seemitte und rief wieder „No!“. Und dann rief sie noch etwas: „Thomas Carnacki!“
    Der Geisterfinder selbst musste es diesmal auch wahrgenommen haben, denn das Blut wich aus seinem Gesicht, und er schwankte.
    „Der Spuk kennt Sie“, stellte Sir Darren fest.
    „Das kann nur damit zusammenhängen, dass ich seit einer Woche jeden Tag einige Stunden hier verbringe“, brachte Carnacki unsicher hervor. Der Klang, den die körperlose Stimme seinem Namen gegeben hatte, schien ihn getroffen zu haben. Sir Darren konnte das nachvollziehen. Es war etwas ganz besonderes, seinen Namen aus dem Mund eines Geistes zu hören. Da konnten einem Mann die Knie weich wie Pudding werden.
    „Vielleicht jemand, der noch eine Rechnung mit Ihnen und Ihrem elektrischen Spielzeug offen hat?“, vermutete er etwas unsensibel.
    Darauf erwiderte der Geisterdetektiv nichts. Hastig, am ganzen Körper bebend, verließ er das Boot und nötigte Sir Darren doch noch zu einem Gang um den See. Während sie durch nasses, quietschendes Schilf stapften und sich von Mücken zerstechen ließen, fand Carnacki allmählich wieder zu sich. „Fahren wir einmal hinaus, solange es noch hell ist“, schlug er vor. „Wenn wir keinen Erfolg haben, können wir es in der Dunkelheit noch einmal versuchen.“
    Dafür war es beinahe schon zu spät. Die Dämmerung hatte längst eingesetzt, das Licht zog sich eilig von dem von Wald umgebenen Gewässer zurück, die grauen Schatten füllten sich mit Schwärze. Carnacki holte den Kutscher zu Hilfe, und die beiden Männer setzten das Floß mit sanften Ruderschlägen in Bewegung. „Sehen Sie sich ruhig die Konstruktion an“, erlaubte Carnacki gönnerhaft, doch Sir Darren blickte lieber auf den See hinaus. Obwohl noch nichts zu sehen gewesen war, hatte ihn die Intensität des Spuks wachsam gemacht. Auf die Wirksamkeit des Elektrischen Pentakels wollte er sich nicht verlassen. Daran würde er erst glauben, wenn er es mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Als das Floß erst einmal Fahrt gewonnen hatte, glitt es zügig über die Fläche hinweg. Das Wasser wurde stumpf und undurchsichtig. Carnacki hatte eine Lampe mitgebracht, doch deren Schein reichte nur wenige Inch unter die Oberfläche. Es mutete an, als fuhren sie über einen See aus schwarzgrauer Tinte.
    „Halt!“, rief Carnacki, und sie hörten auf zu rudern. Sir Darren sah nach den Ufern. Sie schienen zurückgewichen zu sein. Vor kurzem hatte das Gewässer noch harmlos gewirkt, nun hatte es sich in einen der schauerlichsten Orte verwandelt, die er jemals gesehen hatte. Die Dunkelheit kam hastiger als üblich, als drehe die Welt sich schneller.
    Der Geisterfinder malte Kreidezeichen auf das Floß, in großer Eile. Wasser drang zwischen den Stämmen hindurch und schwemmte die Zeichen weg. Ebenso gut hätte der Mann versuchen können, die Kreidestriche direkt auf die Wasseroberfläche aufzutragen. Nach einigen hektischen Minuten, in denen Sir Darren ihn nicht störte und in denen er fünf Kreidestücke vermalte, gab Carnacki das Unterfangen auf. Er positionierte zehn Kerzen an den Spitzen und Tälern des Pentagramms, zündete sie an und schien über alle Maßen beruhigt, dass es keinen Wind gab, der die Flammen ausblasen konnte.
    Sir Darren fielen Noreena

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