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Falkengrund Nr. 34

Falkengrund Nr. 34

Titel: Falkengrund Nr. 34 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Das Brennen ja, aber nicht das Gefühl, etwas Fremdes im Leib zu haben.
    Gut , sagte sie. Hinter mir sind Sie in Sicherheit.
    „Nein“, krächzte er. „Das … stimmt nicht. Er ist immer noch … in mir … ein Stück von ihm … es sitzt so fest wie … meine eigene Seele … es will … es kann nicht mehr heraus …“
    Durch den Schleier ihres nicht-stofflichen Körpers hindurch beobachtete er, wie Lorenz von Adlerbrunn zu Boden sank. Mit einer enormen Kraftanstrengung hob der Baron den Kopf und blickte in seine (oder Katharinas?) Richtung. Du hast gesiegt , klang eine Stimme auf, aus seinem eigenen Inneren und dennoch unendlich weit entfernt. Aber hier eingesperrt ist nur der größte Teil von mir. Ein Stück von mir lebt in dir weiter, und du kannst gar nicht anders, als es mit dir nach draußen zu nehmen. Oder möchtest du vielleicht hier bei mir bleiben, damit es keinen Schaden anrichtet? Hier ist genug Platz für uns beide.
    Sir Darren setzte zu seiner Antwort an, aber sein Gehirn gab ihm keine Worte dazu. Die Haare auf seinen Handrücken fielen aus, die Finger wurden wieder seine eigenen. An der Oberfläche war die Veränderung rückgängig gemacht, aber in seinem Inneren – er spürte es – blieb etwas von der verfluchten Seele des Barons zurück.
    Weg mit dir , brauste die Stimme des Lorenz von Adlerbrunn in ihm. Und lass die Finger von meinem Weib. Wenn du Katharina noch einmal dazu nötigst, mit dir gegen mich zu paktieren, reiße ich dir das Herz heraus und verfüttere es warm an den nächsten streunenden Köter.
    Sir Darren hatte verstanden. Er zitterte vor Angst und kam sich gar nicht mehr wie ein Sieger vor, obwohl ihm gelungen war, was er sich vorgenommen hatte. Eine der gefährlichsten Spukerscheinungen dieser Erde war gebannt, vielleicht für lange Zeit, doch welchen Preis er für diesen Sieg bezahlt hatte, konnte er nicht abschätzen. Trug er tatsächlich einen Teil von Lorenz in sich? Wie würde sich dieser Teil verhalten? Würde er brav in ihm schlummern, bis der Zeitpunkt gekommen war, ihn zu attackieren? Oder würde er wuchern wie eine Krebszelle und sein Leben langsam von innen heraus zerstören?
    Eines wusste Sir Darren: Er musste sein Leben in äußerster Konzentration und perfekter Disziplin verbringen. Er musste sich stets unter Beobachtung halten, sich keine Sekunde zur Unaufmerksamkeit hinreißen lassen. So wie dieses Zimmer ein Gefängnis war, so war auch er selbst ein Gefängnis.
    Und noch eines wusste er: Er durfte niemandem von seinem Geheimnis erzählen. Und das bedeutete für den Augenblick, er hatte die Tür zu verschließen, mit den Schlössern zu sichern, die er dafür mitgebracht hatte, und dann musste er nach unten gehen, wo Werner Hotten auf ihn wartete, und er musste so tun, als wäre alles nach Plan gegangen bis ins letzte Detail.

9
    Gegenwart
    „Unmöglich.“ – „Doch. Er ist tot.“ – „Margarete war bei ihm, als er starb.“ – „Vielleicht ein Herzanfall.“ – „Er war eben noch … quietschfidel.“ – „So etwas geht schnell.“
    Sie redeten alle durcheinander, drängten sich in und vor dem Keller. Harald und Carnacki stützten die leichenblasse Margarete und führten sie aus dem Weinkeller, schleppten sie die Treppe hinauf.
    „Was hat Margarete damit zu tun?“, flüsterte Angelika.
    Melanies Kopf ruckte herum. „Was soll sie damit zu tun haben? Willst du sagen, sie hat ihn auf dem Gewissen, oder was?“ Ihre Nerven langen blank.
    „Blödsinn! Ich meine nur … na, dass es nicht unbedingt ein Zufall sein muss, wenn er ausgerechnet in dem Moment stirbt, in dem sie in den Keller geht.“
    Melanie bedachte Angelika mit einem messerscharfen Blick. Sie war wirklich nicht in der Stimmung für Mutmaßungen, die auf dem Humus von Angelikas Fantasie wucherten. Auch wenn sie sich eingestehen musste, dass sie durchaus einen Drang spürte, zu reden, viel zu reden, um die giftige Leere zu verdrängen, die ihre Seele umklammerte. Sir Darren – tot? Das durfte das Schicksal nicht von ihnen verlangen. Schon tausendmal nicht, nachdem er vor einer Stunde als verträglicher, gut aufgelegter Onkel wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
    „Ich finde, es riecht nach Sanjay“, meinte Angelika.
    Zuerst begriff Melanie die Bedeutung der Worte nicht, verstand das Verb „riechen“ im übertragenen Sinne. Dann schnupperte sie und musste Angelika rechtgeben. In der etwas stickigen Luft des Kellerraums lag ein Geruch von Wein (klar, die zerbrochene Flasche) und der

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