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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 12 Schattentänzer

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 12 Schattentänzer

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 12 Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Wessis es häufiger benutzt hätten.
    Lichtspiel.
    Was für eine eigentümliche Wirkung dieses Wort entfaltete, wenn man es an einem Ort wie diesem betrachtete. Lichtspiel. Dazu fiel ihm noch ein Wort ein: Schattenspiel. Er konnte seinen eigenen Schatten an der Wand erkennen. Riesengroß und unheimlich. Aus dem nächstgelegenen Lautsprecher stöhnte eine Frau: „Mon Dieu, c’est simplement géant!“
    „Wetten, du studierst Medienwissenschaft“, wagte er einen Schuss ins Blaue, um die Stimme zu übertönen. An einem Ort wie diesem war es ihm fast peinlich, ein Mann zu sein.
    „Wette verloren. Ich bin kein Student. Wenn ich nicht hier sitze und Liebesromane lese, sitze ich irgendwo anders ... und lese Liebesromane.“ Sie sah ihn ernst an. „Ich liebe Liebesromane. Übrigens – du musst dich ernsthaft beeilen, wenn du die Vorstellung nicht verpassen willst.“
    „Die Vorstellung?“ Artur sah sich unsicher um.
    „Oh, you’re the best, honey!“, kreischte eine überschnappende Frauenstimme. „Much better than my husband! Oh yes!“
    „Nein, nicht hier, du Dummerchen. Im Theater. Hier, Frederik hat dir eine Karte dagelassen. Findest du die Straße? Es ist ein kleines Haus, vierzig Plätze, sehr alternativ und freizügig. Da geht’s ein bisschen direkter zur Sache zu als in den Kabinen hier, verlass dich drauf!“
    Sein Gesicht musste zum Schreien gewesen sein, denn sie machte wieder den Mund auf und praktizierte ihr lautloses Lachen. „Das war nur Spaß, Artur. Es wird dir bestimmt gefallen. Kultur pur! Enttäusche Frederik nicht. Er hat dir extra eine Freikarte besorgt.“
    Eine schmale Hand mit endlos langen Fingern reichte ihm eine Karte durch das Fenster. Ein Stück stumpfer, grauer Pappe mit einem kaum lesbaren Aufdruck.
    „Man sieht sich“, sagte Janina zum Abschied.
    Und es klang irgendwie seltsam, so, als hätte es einen doppelten Boden.
    Man sieht sich.
    Man sieht sich in einem Spiegel , dachte Artur. Sonst nicht. Nachdenklich verließ er das Geschäft.

4. Der dalang
    Olaf stolperte und fing sich wieder. Die Kamera pendelte vor seiner Brust hin und her. Nicht nur, dass sie ihm das Gleichgewicht nahm – sie prallte hart und schmerzhaft gegen seine Arme und seinen Unterleib. Er musste sie loswerden! Sie war nicht mehr wichtig. Sein Leben war alles, was jetzt zählte.
    Dass seine Verfolger dicht hinter ihm waren, hörte er am Rascheln der Zweige, an den blubbernden Rufen, die sie ausstießen. Die indonesische Sprache klang irgendwie ... schnatternd, fand er. Wie das Gezeter wütender Affen. Mit einem Ruck riss er sich die Kamera über den Kopf. Er schrie auf, als der Lederriemen ihm ins Gesicht schnitt. Unendlich lange dauerte es, bis er sich befreit hatte. Das Gerät warf er nicht einfach weg, sondern schleuderte es mit einem Stöhnen weit von sich. Falls die drei Kerle danach suchten, würde es ihm ein paar Sekunden Vorsprung geben.
    Aber die Kamera war nicht das einzige, was ihn behinderte. Am Gürtel hatte er Taschen befestigt, voll mit Objektiven, Filmen, Akkus. Das alles machte seinen Körper schwer und unbeweglich. Die Taschen selbst ließen sich nicht lösen, ohne dass er den Gürtel öffnete. Also zerrte er an den Reißverschlüssen und wühlte die schweren Objektive heraus. Es tat ihm nicht leid um sie. Sie waren unnötiger Ballast.
    Die ersten hundert Meter waren noch einfach gewesen. Die Palmen standen locker, und die Farne waren abgetrocknet, so dass seine festen Schuhe guten Halt auf ihnen fanden. Doch je tiefer er kam, desto feuchter wurde der Untergrund. Moose spuckten Wasser, wenn er auf sie trat, und die riesigen Farnblätter waren von einer nassen, glitschigen Schicht überzogen, auf der er immer häufiger ins Rutschen kam. Schwärme winziger Insekten flogen von den Pflanzen auf. Er konnte nicht verhindern, dass er immer wieder welche verschluckte und husten musste. Überall huschten grüne Schatten im Dickicht schlängelnd davon – Eidechsen vielleicht. Große Eidechsen. Olaf hatte den Dschungel betreten, und seine Gesetze galten jetzt auch für ihn. Fressen oder gefressen werden.
    „Gott im Himmel“, stieß er hervor. Seine Flucht hinterließ eindeutige Spuren. Selbst wenn seine Verfolger sich von den abgeworfenen Wertsachen aufhalten ließen – die niedergetrampelten Farne würden es ihnen geradezu unmöglich machen, seine Fährte zu verlieren. Und sie waren zu dritt. Wenn einer die Sachen aufsammelte und der zweite sich hinsetzte und ein Pfeifchen schmauchte, würde

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