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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 2 Der Begleiter

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 2 Der Begleiter

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 2 Der Begleiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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nur noch zehn, fünfzehn Meter von ihm. Das würde er schaffen!
    „Halt!“, brüllte er keuchend. „Bleib doch stehen! Madoka!“
    Sie reagierte nicht, drehte sich nicht nach ihm um. Der Wald kam näher. Aber Artur ebenfalls. Wenn er die Arme ausstreckte, konnte er sie schon beinahe berühren ...
    Sie schien intuitiv zu ahnen, wo er war, schlug einen Haken und wich ihm aus. Artur berührte mit der Hand den Boden, setzte schnaubend nach, und diesmal hatte sie weniger Glück. Zwar entzog sie sich auch seinem zweiten Zupacken noch durch einen Sprung nach links, doch die Anstrengung war zu viel für sie. Sie verlor das Gleichgewicht, stolperte und schlug der Länge nach auf den Boden.
    Im nächsten Moment war Artur bei ihr. Als er sah, dass sie schon wieder versuchte, sich aufzurappeln, kniete er sich breitbeinig über sie, packte blitzschnell ihre Handgelenke und drückte sie gegen den Boden. Seine Griffe mochten ihr vorkommen wie eiserne Klammern. Er hatte nicht vor, sie noch einmal aufstehen zu lassen. Was immer in ihrem Kopf vorging, was immer sie zu dieser panischen Flucht veranlasste – er konnte nicht dulden, dass sie sich selbst weitere Verletzungen zufügte. Verletzungen, die sie umbringen mochten.
    „Ganz ruhig“, zischte er. Auch er war außer Atem geraten, doch das Mädchen schrie förmlich nach Sauerstoff, sog die Luft ächzend und pfeifend ein. „Beruhige dich, bitte! Du bist nicht allein. Dir kann nichts geschehen, glaub mir! Wir sind bei dir.“
    Doch sie gab nicht auf. Sie presste die Lider zusammen, stöhnte und versuchte, ihre Beine anzuziehen und ihm die Füße in den Unterleib zu rammen. Artur erkannte die Absicht rechtzeitig, gab ihre Hände frei und griff dafür nach ihren Fußgelenken. Beiläufig registrierte er, dass seine Handflächen glitschig von ihrem Blut waren.
    Es dauerte keine Sekunde, da hatte er ihre Fingernägel im Gesicht!
    Er brüllte auf, als ihr Daumennagel eine Spur quer über seine linke Schläfe zog. Der Nagel war abgebrochen und scharf wie eine Klinge.
    „Mist, verdammter!“, fluchte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Er pfiff jetzt auf ihre Verletzungen und machte ernst. Wenn er sie weiter mit Samthandschuhen anpackte, würde sie ihm als nächstes die Augen auskratzen oder die Nase abbeißen!
    Er riss ihre Füße hoch, wirbelte ihren federleichten Körper um 180 Grad herum, so dass sie in Bauchlage kam, und legte sich dann auf sie. Es war ihm klar, dass der Anblick, den sie boten, Anlass für so ziemlich jedes Missverständnis der Welt bot, aber es war die beste Möglichkeit, sie bewegungsunfähig zu machen, ohne sie bewusstlos zu schlagen.
    Er schnappte sich ihren rechten Arm und drehte ihn im Polizeigriff auf ihren Rücken. Sie schrie auf, und es war kein Protest, der aus ihrer Stimme klang. Es war der reine, nackte Schmerz.
    Ein Schauer rann ihm über den ganzen Leib. Falls der Arm bei ihrem Unfall gebrochen worden war, würde er ihn vielleicht gleich ganz in der Hand halten ...
    „Halt endlich still, Mädchen!“, knurrte er. „Es ist vorbei. Du tust dir nur selbst weh, wenn du ...“
    Dann stockte er.
    Sie gab nicht auf. Hielt nicht still. Trotz der unmenschlichen Schmerzen, die sie leiden musste, wälzte sie sich hin und her und unternahm jeden Versuch, sich aus seiner Umklammerung zu befreien. Sie heulte und stöhnte dabei und zuckte immer wieder zusammen, wenn sie eine falsche Bewegung machte.
    Zuerst verstand er ihre Worte nicht, die undeutlich hervorgepressten Schreie, das Ächzen und Klagen. Er dachte, sie spreche Japanisch, wie sie es zu Beginn ihrer Flucht getan hatte. Doch irgendwann kapierte er, dass sie immer wieder denselben Satz abspulte. Einen Satz in deutscher Sprache.
    „Du bist nicht mein Schatten!“
    Artur wurde es eiskalt, und er vergaß zu atmen.
    Die Welt schien sich um ihn zu drehen.
    Du bist nicht mein Schatten!
    Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet.
    Wenn nicht schnell etwas geschah, würde dieses Mädchen sterben müssen. Und wenn sie starb, war es seine, Arturs Schuld!
    Er hätte nicht nach Falkengrund kommen dürfen. Es war ein entsetzlicher Fehler gewesen, diesen Ort jemals aufzusuchen.

8
    Werner hatte eine Entscheidung getroffen, ehe er die löchrige dunkle Wand der Kiefern erreichte. Artur Leik weiter zu folgen, würde nichts bringen. Falls der Mann etwas mit Madokas Sturz aus dem ersten Stock zu tun hatte und womöglich plante, das Mädchen zu töten, würde er ihn kaum davon abhalten können. Werner

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