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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Andeutung aus ihrem Mund konnte Schloss Falkengrund in Teufels Küche bringen.
    Artur wurde auf dem Polizeirevier festgehalten, stand unter dem Verdacht, ein Kind getötet und eine Frau – Melanie – überfallen zu haben. Wenn jetzt noch Madokas Sturz ans Tageslicht kam, hatte Artur schlechte Karten. Er stand mit all diesen Dingen in Verbindung.
    In Verbindung stand auch diese Schule.
    Ein einziges Wort, und Falkengrund würde im Mittelpunkt langwieriger und nachhaltiger Entwicklungen stehen. Auf die Dozenten würde eine Art moderner Hexenjagd warten, die von Behörden und Medien gleichermaßen angeheizt werden würde.
    Vermutlich bedeutete dies das Aus für Falkengrund, für all das, wofür diese Schule stand, was sie aufgebaut und erreicht hatte.
    Hotten starrte Madoka Tanigawa an.
    Niemand mochte dieses Mädchen. Niemand fühlte sich in der Anwesenheit der jungen Japanerin wohl, und niemand vermochte zu sagen, was hinter ihrer maskenhaften Miene vorging. Hotten machte da keine Ausnahme. Selbst er, der sich bemühte, allen seinen Studenten offen und wohlwollend gegenüberzustehen, empfand in Madokas Gegenwart nur Abneigung und Furcht.
    Sie war wie ein unberechenbarer Faktor, ein Feind in ihrer Mitte. Unmöglich einzuschätzen.
    Und jetzt lag es in ihren Händen, Artur und Falkengrund ins Unglück zu stürzen.

3
    Melanie saß auf Margaretes Bett und hatte sich in die Arme der Dozentin gekuschelt. Obwohl ihre Tränen längst versiegt waren, schluchzte sie noch.
    Margarete Maus hatte ihren Kopf abgewandt, und Melanie sah nicht, dass es in ihren Augen feucht schimmerte. Hätte sie es sehen können, wäre sie vielleicht gerührt gewesen, wie nahe der Frau ihre Geschichte ging. Doch es war nicht das Mitleid mit der Schülerin, das Margarete zusetzte. Es war etwas viel Schlimmeres.
    Sie machte sich schwere Vorwürfe wegen ihrer eigenen Tat.
    Vor sechs Tagen war ein neuer Student nach Falkengrund gekommen. Artur Leik. Er hatte einen unsichtbaren Begleiter bei sich gehabt, einen Schutzengel , wie er sagte. Als dieser Schutzengel sich anschickte, Madoka Tanigawa zu töten, hatte Margarete spontan und in letzter Sekunde einen schwierigen und heftigen Bannzauber angewandt, um das Mädchen zu retten. Der Zauber hatte dem unsichtbaren Wesen magische Fesseln angelegt, es in einen Gegenstand gesperrt, über den Margarete Kontrolle hatte.
    Es war ein kleiner Stein in einem Lederbeutel, ein Bernstein, in dem gleich drei Mücken eingeschlossen waren. Solche seltenen Stücke hatten die Kraft, noch weitere Geschöpfe in sich einzuschließen – sofern man den richtigen Zauber kannte, um sie zu öffnen und das Wesen hinein zu leiten. Es war ein alter, nordischer Ritus, der dafür vonnöten war. Margarete beherrschte ihn. Sie hatte ihn nicht mehr als zwei oder drei Mal angewandt, stets mit Erfolg.
    Auch diesmal hatte das Ritual sie nicht enttäuscht. Die Gefahr war im wahrsten Sinne des Wortes gebannt worden. Margarete bewahrte den Beutel mit dem Stein in ihrem Zimmer auf. Sie wusste nicht, um was für eine Art von Wesen es sich genau handelte, das dort eingesperrt war. Im Gegensatz zu Werner Hotten und Sir Darren glaubte sie an die Existenz des Teufels und seiner Dämonen, ebenso wie an Gott und die Engel.
    Wenn sie mehr über das Wesen erfahren wollte, musste sie es freilassen. Dieses Risiko aber konnte sie nicht eingehen, solange sie nicht mehr darüber wusste. Es war ein Teufelskreis! Sie wünschte, sie könnte einfach mit einer Kanüle hineinstechen und eine Probe davon entnehmen. Natürlich war so etwas unmöglich. Die Existenz war nicht materiell – sie befand sich nicht körperlich im Inneren des Bernsteins, nicht wie die Moskitos, die darin gefangen waren.
    Sie musste mehr darüber in Erfahrung bringen, ehe sie es auf die Menschheit losließ. Sie wusste einfach zu wenig. Artur hatte behauptet, sein Schutzengel habe Menschen, die ihm in Zukunft hätten schaden können, bislang nur verjagt, nicht verletzt oder gar getötet. Obwohl sie dazu tendierte, ihm Glauben zu schenken, konnte er auch lügen. Oder er wurde getäuscht. Falls ein Dämon von ihm Besitz ergriffen hatte, war der junge Mann nichts als ein Werkzeug und wusste nur, was er wissen durfte. Es war nicht auszuschließen, dass das Wesen, das er für seinen Schutzengel hielt, bereits getötet hatte, ohne dass dies in Arturs Erinnerung gespeichert war.
    Alles war möglich.
    Bis zu diesem unergiebigen Punkt waren Margaretes Überlegungen gegangen. Noch war sie nicht

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