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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Körper. Der Geist, der vor wenigen Minuten an diesem Ort gewütet hatte, war zurückgedrängt worden, das Tor ins Jenseits verschlossen. Aber ein solches Tor glitt nicht binnen Sekunden zu. Es dauerte, bis es vollkommen versiegelt war. In den nächsten Minuten durfte niemand diesen Raum betreten, der nicht darauf vorbereitet war. Man würde Michael Löwe erst wieder am Abend hineinlassen können.
    Denn sein Zimmer war es, welches man für dieses aberwitzige Spektakel zweckentfremdet hatte.
    Als Margarete den Raum verließ, erschrak sie mehr als beim Betreten.
    Ihr bot sich ein Bild, das sie nie zuvor gesehen hatte.
    Sir Darren saß auf dem Boden. Obwohl er offenbar keine körperlichen Verletzungen davongetragen hatte, wirkte er wie benommen. Vollkommen am Ende.
    „Ich habe es Ihnen gesagt. Dass ich es bereuen werde“, brachte er hervor. Er sprach in kurzen, bellenden Sätzen, die untypisch für ihn waren. Er redete so, um zu verhindern, dass seine Stimme allzu sehr zitterte. „Und, Gott, ich bereue es. Ich bereue es. Wie weniges, was ich in meinem Leben getan habe.“
    „Sir“, begann Margarete, „ich kann Ihnen nicht sagen, wie dankbar wir sind. Falkengrund verdankt Ihnen ...“
    Der Brite ging nicht darauf ein. „Haben Sie die Schrift an den Wänden gelesen?“ Sein Kopf, der eben noch kraftlos zwischen seinen Schultern gependelt hatte, ruckte nach oben. In seinen Augen brannte ein verzweifeltes Feuer. „Haben Sie sie gelesen?“
    „Ja“, nickte die Dozentin. „Wie haben Sie das nur hinbekommen? Diese Initialen – dieser Dirk Fachinger muss sich beinahe in die Hose gemacht haben, als er das sah. Der Geist, den Sie gerufen haben, war erstaunlich kooperativ ...“
    Sir Darren sprang plötzlich auf. Im nächsten Moment stand er unmittelbar vor seiner Kollegin. Seine Hände bebten direkt neben ihren Schultern, und es sah aus, als fehle nicht viel, und er würde sie packen und durchschütteln. Dabei schwankte er hin und her, und Margarete wusste nicht, ob sie sich vor ihm in Sicherheit bringen oder ihn stützen sollte. „Der Geist war nicht kooperativ! Er hat sich mit allem dagegen gewehrt, was ihm an Macht zur Verfügung stand. Es war eine Tortur für ihn – eine Schmähung und Demütigung unaussprechlicher Art! Ein Gespenst als Darsteller in einem Schmierentheater – unvorstellbar!“
    „Aber ...“
    „Sie haben nicht richtig gelesen, werte Kollegin!“ Schritt für Schritt erlangte er seinen beißenden spöttischen Unterton wieder zurück, doch noch immer klang die Angst in seiner Stimme durch. „Dort stand: ‚Du wirst bezahlen’. Ja, ganz recht, aber die Initialen darunter waren nicht D. F., wie dieser Polizist in seinem Schrecken glaubte. Der letzte Buchstabe war kein F, es war ein E. Der unterste Strich war kürzer und nachlässiger gezogen als die anderen, aber er war da. Er war da!“
    Für einen Moment war Margarete wie vor den Kopf gestoßen. D. E. ...
    „Darren Edgar!“, rief sie, und kaum hatte sie es ausgesprochen, da erfasste sie ein tiefes Grauen, und sie erschauderte.
    „Ja, Darren Edgar“, sagte der Brite. In einer völlig untypischen Geste wischte er sich den Schweiß mit dem Ärmel seines Anzugs ab. „ Ich bin es, der bezahlen wird. Ich! Dafür, dass ich die Toten lächerlich gemacht habe. Dass ich mein Wissen und meine Fähigkeiten dafür benutzt habe, mit der Seele eines Verstorbenen zu spielen, sie einen lächerlichen Spotttanz aufführen zu lassen. Und alles nur, um einem dummen Provinzpolizisten einen Schrecken einzujagen.“
    „Das Schicksal von Falkengrund stand auf dem Spiel“, schaltete sich Werner Hotten behutsam ein.
    „Und was ist mit meinem Schicksal?“
    Ihr Plan war verrückt gewesen, aber sie hatten keine andere Wahl gehabt. Sie mussten Fachinger einen Spuk bieten, aber sie konnten unmöglich die Tür zum Gefängnis des Barons von Adlerbrunn öffnen.
    Sie hatten die ganze Nacht hindurch in der Bibliothek beraten, und als sie gegen fünf Uhr morgens todmüde und ausgelaugt um den Tisch saßen, hatte Margarete eine Idee. Eine Idee, die in den folgenden Stunden in fieberhafter Arbeit in die Tat umgesetzt wurde.
    Der handwerklich geübte Hotten schnappte sich die beiden Streithähne Harald Salopek und Georg Jergowitsch als Gehilfen und begann im linken Flügel des ersten Stockes eine Wand einzuziehen. Die neue Wand verbarg die letzten beiden Zimmer des Korridors – den Raum mit den fünf Schlössern, der auf keinen Fall geöffnet werden durfte, und das

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