Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister
sicher, wie sie die Erkundigungen einziehen sollte, die ihr mehr verraten würden.
Ein denkbarer Ansatz war der kriminalistische. Sie musste herauszufinden versuchen, ob es in Arturs Umgebung zu unerklärlichen Unfällen oder sogar Todesfällen gekommen war. Aber ihr fehlten die Mittel für diese Art von Nachforschung. Eine Suche über Internet und Zeitungsarchive konnte Monate dauern. Eine andere Möglichkeit war, sich auf magische oder hypnotische Methoden zu stützen. Vielleicht gab es Spuren in Arturs Unterbewusstem, die Aufschluss gaben. Das konnte der kürzere Weg zur Wahrheit sein, aber auch dazu hatte sie im Durcheinander dieser hektischen Woche noch keine Zeit gefunden.
Und nun war Artur in der Gewalt der Polizei, und sie konnte ihn nicht mehr erreichen. Ein Gefühl sagte ihr, dass in naher Zukunft noch schlimmere Dinge geschehen würden.
Melanies Bericht von dem merkwürdigen Kupfertank in der Waldhütte, die sie gemeinsam aufgesucht hatten, war verworren und unklar. Die Studentin kannte den Ort von früher, war dort mit ihrer kleinen Halbschwester und einer Freundin gewesen. Das rotgolden schimmernde Objekt hatte sie fasziniert, sie hatte gespürt, wie eine ungreifbare Macht von dort ausging. Für sie war es nichts Bedrohliches gewesen, sondern ein angenehmes, magisches Erlebnis. Sie behauptete, das verzerrte Spiegelbild auf dem polierten Metall hätte ihr einen anderen Teil von sich selbst gezeigt. Dieses Gefühl befreite und erfrischte sie.
Auch Artur war befreit worden, aber auf eine andere Art. Er hatte sich auf Melanie gestürzt und versucht, sie zu erwürgen. Was ihm ohne Zweifel gelungen wäre, wären nicht die Polizeibeamten, die das verschwundene Kind suchten, rechtzeitig auf dem Plan erschienen.
„Es war meine Schuld“, brachte Melanie hervor. Immer und immer wieder sagte sie das. „Ich habe ihm von den Schutzengeln erzählt und dabei vergessen, dass er seinen verloren hatte ...“
Und ich habe ihn ihm genommen , dachte Margarete.
„Er musste mich fürchten“, wimmerte die Studentin. „Er musste es einfach. Ich hatte ihn an diesen Ort geführt, und ich war – ein Risiko. Sein Schutzengel hatte keine Gelegenheit gehabt, mich zu ... prüfen.“
Obwohl Melanie sich selbst Vorwürfe machte, war es Margarete, als sei sie es, die angeklagt wurde. Als sie das Wesen bannte, das Artur Leik begleitete – sein Leben lang schon begleitet hatte –, hatte sie sich eingebildet, eine Gefahr aus dem Weg geschafft zu haben. Stattdessen hatte sie möglicherweise eine Steinlawine von viel größeren Gefahren losgetreten ...
„Aber ich habe noch schlimmeres getan.“ Melanie fuhr sich durch die orangeroten Haare, zerrte daran, als wolle sie sie büschelweise ausreißen. „Viel schlimmeres ...“
Melanies Halbschwester Natalie hatte ihrer Freundin Anna den Zauberort im Wald gezeigt. Anna musste die Hütte zusammen mit jemandem aufgesucht haben. Und dieser Jemand – ein Freund, ein Verwandter oder ein Fremder – hatte ebenso die Kontrolle über sich selbst verloren, wie Artur die Kontrolle über sich verloren hatte. Annas unbekannter Begleiter musste das Mädchen getötet haben. Und Melanie machte sich für den Tod des Kindes verantwortlich. Hätte sie Natalie den Ort nicht gezeigt, wäre das Unglück niemals geschehen.
Margarete hatte sich mit Worten des Trostes zurückgehalten. Der Schmerz, der die Studentin durchflutete, war nicht mit ein paar schönen Formulierungen abzutun. Margarete nahm sie in den Arm und hielt sie fest. Mehr konnte sie nicht tun.
Sie wünschte sich, dass jemand anderes für sie selbst bereitgestanden hätte. Jemand, der auch sie in den Arm nahm und tröstete.
Während sie die zitternde Melanie hielt, dachte sie nach, was sie nun tun mussten. Und was sie tun konnten .
Die Polizei hatte im Inneren des kupfernen Kessels eine skelettierte Leiche gefunden. Dieser Mensch war mit großer Sicherheit eines gewaltsamen Todes gestorben. Der Tote hatte einen Weg gesucht, auf seinen Tod aufmerksam zu machen. Solche Dinge geschahen, und die damit verbundenen Phänomene waren höchst subtiler Natur. Ein Geist tauchte gewöhnlich nicht neben seinem Mörder auf und zeigte mit dem Finger auf ihn. Eine solche Kraft stand den Seelen nach dem Tod nicht zur Verfügung. Stattdessen gab es winzige Erscheinungen zu beobachten – Uhren gingen langsamer oder schneller, Bilder verfärbten sich, Gegenstände änderten ihre Position um Millimeter.
In diesem Fall war etwas aus dem Inneren des
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