Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
Waffe mehr in der Hand halten können. Aber er hatte es immer noch mit Zeppenfeld und Tillmann zu tun. Und beide waren bewaffnet.
    »Verdammte Idioten!«, schrie Zeppenfeld außer sich vor Wut, sprang auf und zog seinen Degen blank, hielt sich aber noch zurück. »Den Jungen aufhalten, Tillmann!«
    Dieser Aufforderung hätte es gar nicht bedurft. Denn mit einem Fluch hatte Tillmann die Flasche fallen lassen und zum Säbel gegriffen.
    »Nichts lieber als das!«, stieß er mit leuchtenden Augen hervor. »Es wird ihm nicht gefallen, was er gleich zu schmecken kriegt. Verteufelt unverdaulich, blanker Stahl!«
    »Will ihn lebend! Reicht, wenn du ihm den Degen abnimmst«, warnte Zeppenfeld und rief Tobias zu: »Vernünftig, Junge! Hast keine Chance, uns zu entkommen. Lass fallen! Wirst sonst noch verletzt!«
    »Das werden wir ja sehen!«, stieß Tobias hervor. Eine wilde Erregung erfüllte ihn, versetzte seinen ganzen Körper in höchste Anspannung und Konzentration. Er stand fast nur auf den Zehenspitzen, bereit, augenblicklich auf einen Angriff zu reagieren. Diesmal galt es wirklich. Und er durfte sich nicht den geringsten Fehler erlauben. Alles, was Maurice Fougot ihn gelehrt hatte, musste sich jetzt in einem tatsächlichen Kampf bewähren. Tillmann brannte nur darauf, ihn mit seinem Säbel niederzustechen, das stand deutlich auf sein Gesicht geschrieben. »Dieses Rattengesicht wird eher sein eigenes Blut schmecken als mir die Waffe abnehmen!«
    »Dir werd ich’s zeigen, du mieses Bürschchen!«, stieß Tillmann hervor und griff an.
    Er versuchte es mit einem geraden, einfallslosen Stoß, den Tobias mit Leichtigkeit abwehrte. Er wusste, dass er sich nicht lange mit Tillmann abgeben durfte, denn Zeppenfeld würde sofort in den Kampf eingreifen, wenn er sah, dass ihm sein Handlanger nicht gewachsen war.
    Deshalb ging er augenblicklich zum Gegenangriff über. Sein Degen klirrte gegen die breite Klinge des Säbels, parierte einen zweiten, überhasteten Ausfall, blieb aber in Klingenkontakt. Mit einer kraftvollen Drehung riss er Tillmann den Säbel weit nach links, sodass sein ganzer Körper nun völlig ungeschützt war. Er hätte ihn töten können. Doch dieser Gedanke durchzuckte ihn nur als theoretische Möglichkeit. Er wollte sich seine Freiheit erkämpfen, mehr nicht.
    Wie der Franzose es ihn gelehrt hatte, setzte er deshalb nach, stieß ihm die Klinge in den rechten Oberarm, sprang zurück und brachte im Augenblick von Tillmanns tierischem Aufschrei einen zweiten Treffer an. Vergleichsweise harmlos im Grad der Verletzung, doch ungemein effektiv: Die scharfe Klingenspitze rasierte ihm den oberen Lappen des rechten Ohres ab. Tillmanns Schrei erklomm noch schrillere Höhen, während er rückwärts taumelte. Sein rechter Arm hing schlaff nach unten. Mit Entsetzen fasste er nach seinem verstümmelten Ohr.
    Dieser Kampf hatte nur wenige Sekunden gedauert. Doch beinahe eine Sekunde zu lang. Denn als Tobias seinen ersten Treffer angebracht hatte, war es Zeppenfeld gedämmert, dass der Junge ein Meister in der Klingenführung und Tillmann ihm nicht gewachsen war.
    Und er war vorgesprungen, um in den Kampf einzugreifen.
    Tobias gelang es gerade noch, seinen Körper aus dem Stoß herauszudrehen, der seinem linken Oberschenkel gegolten hatte. Zeppenfeld brauchte ihn lebend, das war sein großer Vorteil. Doch ganz entging er Zeppenfelds Klinge nicht. Sie fetzte seine Hose auf und fügte ihm einen Schnitt zu.
    In der Erregung des Kampfes spürte Tobias den Schmerz überhaupt nicht. Angst, Konzentration und Entschlossenheit hatten sich in ihm zu einem unbeschreibbaren Gefühl vermischt. Es war, als strömte in diesen Momenten an Stelle von Blut eine flüssige Droge durch seinen Körper, die alle Eindrücke, die nicht zu diesem Kampf gehörten, unterdrückte und ihn befähigte, in der Spanne eines Wimpernschlages Entscheidungen zu treffen, ohne dass sie einer Überlegung bedurften. Ihm war, als hätte ein anderer Tobias die Macht über ihn ergriffen.
    Zeppenfeld fluchte, federte zurück und wollte ihn mit einer Finte täuschen. Doch Tobias durchschaute dessen Vorhaben schon im Ansatz, parierte den Stoß, blieb wie bei Tillmann jedoch in Klingenkontakt und fegte ihm mit einer doppelten, kraftvollen Drehung den Degen aus der Hand. Er flog über den Tisch hinweg und landete auf dem Boden.
    Bevor Zeppenfeld wusste, wie ihm geschah, hatte Tobias ihm auch schon die Klinge auf die Brust gesetzt. »Sagen Sie Stenz, er soll die Hand vom

Weitere Kostenlose Bücher