Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken
Stock werden Sie nie bekommen, was Sie auch versuchen werden! Wir wissen jetzt, was für ein Lump Sie sind!« Tobias schob die Tür mit dem Fuß auf.
»Bezweifle das sehr. Kennst mich noch längst nicht!«
Tobias würdigte ihn keiner Antwort mehr, sondern lief zu den Pferden hinüber, die rechts von der Hütte angebunden standen. Hastig durchtrennte er mit Stenz’ Messer die Bauchgurte der drei Sättel, stieß sie von den Rücken der Pferde, durchschnitt auch die Zügel, die um die dünnen Stämme zweier Birken gebunden waren, und scheuchte die Pferde in den Wald. Das Messer schleuderte er in ein Gebüsch, den Degen behielt er jedoch.
Als Zeppenfeld in der Tür erschien, seinen Degen in der Hand, saß Tobias schon auf Astor und galoppierte davon. Er wusste, dass sie ihn nicht verfolgen konnten. Dennoch trieb er Astor zu höchster Eile an, der sich mittlerweile wieder ein wenig erholt hatte und ihn schnell voranbrachte.
Als er aus dem Wald heraus war und die Allee von Falkenhof vor ihm lag, merkte er erst, dass er am ganzen Leib zitterte. Er hatte noch immer das blutüberströmte Gesicht von Tillmann vor Augen, das verstümmelte Ohr, und spürte unüberwindbare Übelkeit in sich hochsteigen. Er hielt an, rutschte aus dem Sattel und erbrach sich. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, während sich sein Magen nach außen kehren wollte. Er würgte und spuckte. Er zitterte noch immer, als er wieder aufsaß. Den Degen, den er Stenz abgenommen hatte, ließ er achtlos im Gras liegen. Blut klebt an der Klinge.
Das Westtor stand weit offen. »Jakob!«, schrie er, als er in den Hof ritt. »Jakob! – Klemens!«
Die beiden Männer liefen aus dem Osttrakt.
»Schließt sofort das Tor!«
Jakobs Blick fiel auf die aufgefetzte Hose. »Jesus Maria, der junge Herr ist verletzt! Was ist passiert?«, stieß er hervor.
»Das Tor! Schließt das Tor zu!« Tobias wusste selbst nicht, warum ihm das jetzt so wichtig war. Nie und nimmer konnte Zeppenfeld mit den beiden Verletzten so schnell die Pferde eingefangen haben und ihm gefolgt sein. Nicht mit den durchschnittenen Sattelgurten. Und dennoch wollte er das Tor geschlossen wissen.
Die aufgeregte Stimme seines Neffen alarmierte Heinrich Heller. Er stürzte aus der Werkstatt und sah mit Erschrecken, wie Tobias zitternd neben seinem Pferd stand.
»Tobias! Um Himmels willen! Was ist geschehen?«
»Zeppenfeld! Er hat mir aufgelauert – im Wald hinter Marienborn. Mit zwei Komplizen«, berichtete Tobias stockend. »Sie haben mich zur Hütte des alten Köhlers geschleppt. Dort habe ich Stenz den Degen entrissen. Es ist zum Kampf gekommen … Habe sie beide erwischt … Stenz und Tillmann … Dem fehlt jetzt ein Stück vom Ohr … Zeppenfeld hätte mich fast noch gekriegt … hat mich aber nur am Bein gestreift … Und dann habe ich ihm die Klinge auf die Brust gesetzt!«
Entsetzen trat auf das Gesicht des Gelehrten und seine Haut nahm fast die Farbe seines Bartes an. »O mein Gott!«, flüsterte er erschüttert, dann aber riss er sich zusammen. »Dem Himmel sei Dank, dass du ihnen entwischen konntest. Ich bin stolz auf dich. Kannst du allein gehen? Soll ich dich stützen?«
Tobias schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich nur ein Kratzer, Onkel. Es brennt nur. Aber du hättest die beiden anderen sehen sollen.«
»Komm ins Haus«, drängte Heinrich Heller. »Sadik? Zum Teufel, wo steckst du? Sadik! Er muss sich deine Verletzung ansehen.«
Es war wirklich nur eine harmlose Schnittwunde, daumenlang und nicht einmal fingernageltief. Sadik säuberte sie und rieb seine besondere Salbe in die Wunde. Tobias erzählte dabei, was ihm widerfahren war.
»Ich ahnte es«, sagte Sadik mit kalter Wut. »Zeppenfeld ist ein Schakal. Man muss ihn zur Strecke bringen, bevor er Gelegenheit hat, weiteres Unheil anzurichten.«
Heinrich Heller nickte. »Du hast Recht.«
»Wir sollten sofort zur Hütte reiten und sehen, ob wir sie noch stellen können«, schlug der Araber vor und legte einen Verband an. »Dass du ihnen die Sattelgurte durchgeschnitten hast, war schlau, Tobias. Wenn wir Glück haben, fehlt es ihnen an Stricken. Und wie du die Männer beschrieben hast, dürften sie kaum in der Lage sein, ohne Sattel zu reiten.«
Heinrich Heller schloss sich ohne Zögern seiner Meinung an. »Wir reiten sofort los. Jakob und Klemens nehmen wir mit. Ich hole nur schnell die Schrotflinte!«
»Ich bin aber dabei!«, verlangte Tobias.
»Kommt gar nicht in Frage! Das ist zu gefährlich!«
»Ich bin allein
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