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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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aufgedunsenen Gesicht. Seine Augen waren klein wie Murmeln. Eine rote Narbe zog sich quer über seine Stirn.
    »Du quatschst ’nen Scheiß«, ärgerte sich Tillmann. »Du wärst mit deinem fetten Bauch doch gar nicht erst das Seil hochgekommen. Also halt’s Maul!«
    »Und pass du besser auf, dass du unser Goldstück nicht aufschlitzt wie ’n Weihnachtskarpfen, sonst dreht dir unser feiner Pinkel die Rübe eigenhändig auf den Rücken«, warnte Stenz ihn. »Da ist er ja.«
    Zeppenfeld geriet ins Blickfeld, wie stets elegant mit pelzbesetztem Umhang gekleidet.
    »Wir haben das Bürschchen«, sagte Tillmann, nach Anerkennung heischend.
    »Habe Augen im Kopf! Und jetzt weg mit dem Säbel, Tillmann!«, befahl ihm Zeppenfeld und sagte voller Sarkasmus zu Tobias: »Ist solch grobe Behandlung nicht gewöhnt, der junge Herr Heller. Kommt aus feinem Haus, wenn auch manchmal zu vorlaut in der Rede. Dennoch, wollen ihm mehr Respekt bezeugen.«
    »Respekt?« Tillmann spuckte aus, zog aber den Säbel zurück. »Mit ’ner blanken Waffe ist er auf mich los. Und der andere Kerl hätt mir fast mit ’nem Prügel den Schädel eingeschlagen. Da ist noch was offen, mein Herr!«
    »Nimmst den Mund zu voll, Tillmann! Nicht nur heute! Hattest deine Chance. Hätte nicht schief gehen dürfen!«, wies Zeppenfeld ihn scharf in seine Schranken. »Kannst froh sein, noch bei mir in Lohn zu stehen.«
    Stenz grinste breit. »Hab ihm schon mal gesagt, dass er fürs Quatschen nicht bezahlt wird«, biederte er sich an. »Liegt ihm quer im Magen, dass ihm so ’n Bürschchen das Laufen beigebracht hat.«
    Zeppenfeld beachtete ihn gar nicht. Sein Augenmerk galt jetzt Tobias. »Was gebrochen beim Sturz?«, fragte er auf seine abgehackte Art, und es sprach direkt Sorge aus seiner Stimme. »Arme und Beine bewegen!«
    Die Benommenheit und der Schock wichen langsam von ihm und er hob erst den rechten, dann den linken Arm. Dann die Beine. Gebrochen hatte er sich nichts. Aber bestimmt ein paar Prellungen zugezogen. Und in seinem Schädel brummte es. Aber er konnte alles bewegen, ohne dass er stechende Schmerzen verspürte. Das viele Laub, das sich in dem Graben gesammelt hatte, war wohl ausschlaggebend für den glücklichen Ausgang seines Sturzes gewesen.
    »Versuche aufzustehen!«, forderte Zeppenfeld ihn auf. »Stenz, hilf ihm. Wird wacklig sein. Mächtig weit geflogen. Schüttelt man nicht so leicht ab.«
    Stenz beugte sich zu Tobias hinunter, packte ihn unter dem Arm und zog ihn hoch. Er fühlte sich sehr zitterig.
    »Was wollen Sie von mir?«, stieß er dann hervor. Eine dumme Frage, das wusste er. Er versuchte sich von Stenz zu befreien, doch der Griff um seinen Oberarm war wie eine Eisenklammer. »Sie haben sich mit dem richtigen Gesindel umgeben. Wenn Sie denken, wir wüssten nicht, dass Sie den Einbruch geplant und diesen Tillmann nach Falkenhof geschickt haben, dann haben Sie sich geschnitten!«
    »Ah, Zunge auch keinen Schaden genommen. Bin beruhigt! Wäre untröstlich gewesen, wenn nicht. Fehlt nur noch eine Prise Schliff. Aber werde dir schon beibringen«, erwiderte Zeppenfeld im Hochgefühl seines Triumphes, trat auf ihn zu und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
    Tobias verbiss sich den Schmerzschrei. ›Nicht vor ihm!‹, schoss es ihm durch den Kopf. Seine Wange brannte wie Feuer. »Feigling!«, stieß er hervor.
    Zeppenfeld lächelte. »Nur meine Antwort auf deine frechen Reden am Sonntag. Lasse mich nicht von einer Rotznase wie dir beleidigen. Soll dir eine Lehre sein. Zukünftig auch kein Gerede von Gesindel, junger Herr. Werden ein wenig Zeit miteinander verbringen. Wollen, dass es gesittet zugeht. Würde auch dein Vater von dir erwarten.«
    »Nehmen Sie bloß nicht den Namen meines Vaters in den Mund!« Tobias ließ sich nicht einschüchtern. »Er ist ein Ehrenmann
    – und Sie das genaue Gegenteil!«
    »Der braucht noch ’n paar hinter die Ohren«, meinte Tillmann und erweckte den Eindruck, als hätte er sich am liebsten höchstpersönlich darum gekümmert. »Führt ’n zu lockeres Mundwerk, der Kleine. Würde mir das von dem Spund nicht gefallen lassen.«
    Zeppenfeld beließ es jedoch bei der einen Ohrfeige. »Beabsichtige nicht, ihn zu meinem Erben einzusetzen. Haben jetzt auch Wichtigeres zu bedenken. Schafft ihn aufs Pferd!«
    Astor stand mit zitternden Flanken zwischen den Bäumen. Stenz half Tobias in den Sattel, auch wenn der sich gegen seine Hilfe wehrte, während Tillmann die Zügel hielt. Beide achteten darauf, dass er

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