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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Dinge nun mal.«
    »Er kommt also wieder mal ungeschoren davon!«
    »Ja, leider. Aber immerhin sind seine beiden Komplizen ganz gehörig blessiert, wie du gesagt hast, auch wenn das nur ein schwacher Trost ist.«
    »Allerdings!«
    »Ich könnte nach Mainz reiten und mich dort einmal umsehen«, warf Sadik ein. »Die Sache mit Zeppenfeld lässt sich auch ohne Richter aus der Welt schaffen. Nach unseren Gesetzen …«
    Heinrich Heller ließ ihn erst gar nicht ausreden. »Deine Gesetze haben hier keine Gültigkeit, Sadik! Blutrache mag unter Beduinen ein geeignetes Mittel sein, aber nicht hier! Das wäre Meuchelmord, und damit wären wir nicht besser als er. Ich möchte deshalb nichts mehr davon hören. Ich habe dir nie irgendwelche Vorschriften gemacht, aber wenn du etwas in dieser Richtung unternimmst …«
    Sadik hob die Hand. »Schon gut, Sihdi Heinrich. Es war nur so ein Gedanke.«
    »Vergiss ihn schnell wieder. Wir werden unsere Vorkehrungen treffen, damit Zeppenfelds Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist. Ansonsten sind uns die Hände gebunden. Ich bin selbst wahrlich nicht glücklich darüber, aber wir werden uns damit abfinden müssen.«
    Nach dem Abendessen, das sehr freudlos ausfiel und Agnes fast volle Töpfe zurück in die Küche bescherte, nahm Sadik Tobias zur Seite. »Zeppenfeld wird uns noch einmal über den Weg laufen. Und dann wird er seine gerechte Strafe erhalten, das verspreche ich dir!«
    »Ich hoffe, das geschieht schon bald!«
    Sadik legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Der Jäger erhitzt sich, während sich der Vogel gemütlich die Federn putzt. Hab Geduld. Er will den Stock. Der Stock ist hier auf Falkenhof. Deshalb wird er auch hier erscheinen – und wir werden ihn erwarten.«
    Einen wahren Trost gab es für Tobias dennoch. Zeppenfelds Worten hatte er entnehmen können, dass dieser die Absicht gehabt hatte, Falkenhof zu beobachten und eine passende Gelegenheit für eine Geiselnahme abzuwarten. Hätten er, Tillmann und Stenz damit schon am Morgen begonnen, wäre ihnen Janas Aufbruch sicher nicht entgangen. Und Tillmann wäre aufgegangen, dass dieses Mädchen ihn im Flur niedergeschlagen hatte und nicht ein zweiter Bursche, wie er fälschlich glaubte.
    Die Vorstellung, dass Jana ihr Opfer hätte sein können und diesen Schurken ausgeliefert gewesen wäre, jagte ihm einen Schauer den Rücken hinunter. Bestimmt hätten sie keine Veranlassung gesehen, sanft mit ihr umzugehen, wäre sie in ihren Augen doch nur ein Zigeunermädchen gewesen. Und Tillmann hätte sie dafür büßen lassen, dass sie sein Vorhaben mit dem Schüreisen vereitelt hatte.
    Was für eine glückliche Fügung, dass Zeppenfeld und seine Komplizen nichts von ihr wussten und noch nicht in der Nähe von Falkenhof auf der Lauer gelegen hatten.
    Jana.
    Die Sehnsucht und der Schmerz kehrten wieder zurück. Er wünschte, sie wäre bei ihm. Mit ihr hätte er reden können. Sie hätte verstanden, wie zerrissen er sich fühlte, wenn er an Stenz und Tillmann und die Verletzungen dachte, die er ihnen zugefügt hatte. Er war stolz, dass ihm das gelungen war, aber auch erschrocken. Er würde die Schreie und das viele Blut niemals vergessen.
    Wo war Jana jetzt? Wo würde sie mit Napoleon und Unsinn ihr
    Nachtlager aufschlagen? Ob sie wohl auch an ihn dachte und ihn vermisste? Bestimmt. Zumindest ein bisschen.
    Er nahm die geschnitzte Kugel zur Hand, und er hielt sie auch dann noch fest umschlossen, als ihn der Schlaf in eine düstere Welt voller Albträume hinabzog.
     

 
Ruhe vor dem Sturm?
     
    Zeppenfelds Drohung nahm man ernst auf Falkenhof. Von Stund an blieben beide Tore verschlossen. Niemandem durfte geöffnet werden, ohne dass Sadik oder Heinrich Heller ihn persönlich in Augenschein genommen hatte. Waffen wurden bereitgehalten, um ein gewaltsames Eindringen abwehren zu können. Sogar ein nächtlicher Wachdienst, der von Sonnenuntergang bis Morgengrauen ging, erschien Heinrich Heller keine übertriebene Vorsichtsmaßnahme zu sein. Die vier Männer wollten die Wache zuerst allein übernehmen. Doch Tobias ließ es nicht zu, dass man ihn davon ausschloss. Und den Einwand seines Onkels, dass die Wachdauer von zwölf Stunden durch vier besser teilbar sei als durch fünf, ließ nicht nur ihn, sondern auch Sadik in Gelächter ausbrechen, und die Nacht wurde durch fünf geteilt.
    Nächtliche Ballonaufstiege gab es keine mehr. Sie mussten davon ausgehen, dass Zeppenfeld Falkenhof auch nachts unter Beobachtung hielt. Gerade in dieser

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