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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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die Reisetagebücher seines Vaters. Er packte auch Janas Sachen zusammen und versorgte Unsinn. Dann machte er sich an die Arbeit, die Karte so genau wie möglich abzuzeichnen.
    Derweil kratzte Sadik die Paste von den restlichen zwanzig Tunkhölzern und füllte sie in eine dünne Phiole, die er vorher gut ausgewaschen und in der Nähe einer offenen Flamme innen absolut ausgetrocknet hatte. Er vergewisserte sich, dass die Pfropfen von beiden Fläschchen fest saßen und band sie mit dünnem, festem Garn zusammen, so dass nur noch zwei dünne Glaswände die Chemikalien voneinander trennten. Brachen sie, würde es eine kräftige Stichflamme geben.
    Aus dem Fass, das Gaspard angeschleppt hatte, schüttete er dann etwa vier Pfund Schießpulver auf ein Bettlaken, das er im Salon auf dem Parkett ausgebreitet hatte. Das Pulver verteilte er über eine Fläche, die so groß war wie der Boden der alten, deckellosen Weidenkiste. Sie war von der mittleren Größe, wie man sie für ein Familienpicknick brauchte.
    Die zwei zusammengebundenen Fläschchen drückte er an einer Außenkante gut zur Hälfte in das Schießpulver. Mit einem Faden, den er daneben ins Bettuch nähte, sicherte er die Außenlage der Phiolen. Den Teil des Lakens, den er nicht brauchte, schnitt er ab. Dann nähte er das Schießpulverpaket gut zu, so dass nichts herausrieseln konnte. Es war fast so lang wie sein Arm, halb so breit und drei Finger hoch.
    Vorsichtig legte er es in die Weidenkiste und vergewisserte sich,
    an welcher Stelle die Phiolen gegen Tuch und Weidengeflecht drückten. Dort nähte er das Tuch mit wenigen Stichen an die Seitenwand. Von außen markierte er die Position, indem er ein nur fingerkurzes, ausgefranstes Stück rote Kordel zwischen das Geflecht klemmte. Es sah unverfänglich aus, verriet ihm jedoch auf einen Blick, wo sich die Fläschchen befanden. Und von Schnelligkeit und Genauigkeit hing ihr ganzer Plan ab.
    Abschließend schnitt er aus dem anderen, verdreckten Korb den Boden heraus und band ihn über das explosive Pulverpaket, so dass die Weidenkiste bei flüchtiger Betrachtung völlig leer wirkte.
    Es war noch nicht Mitternacht, als sie all ihre Vorbereitungen getroffen hatten und bereit für das Wagnis der Übergabe waren.
    Es war in Paris ruhig geworden. Nur an wenigen Stellen der Stadt wurde noch gekämpft. Der Oberbefehlshaber der Regierungstruppen, Marschall Marmont, hatte in den späten Abendstunden die Nutzlosigkeit militärischer Aktionen gegen den ungebrochenen Widerstand der Pariser Bevölkerung eingesehen, seinen Einheiten den Rückzugsbefehl erteilt und damit seine Niederlage eingestanden. Der König, der fernab der Barrikadenkämpfe in seinem Schloss in Saint Cloud residierte, dachte jedoch noch immer nicht daran, abzudanken. Er klammerte sich an die Loyalität seiner Schweizer Garde, die ihm den Thron mit noch mehr Gewalt und Blutvergießen erhalten würde, wie er hoffte. Doch die Julirevolution hatte schon jetzt gesiegt. Das Ende seiner Herrschaft war nur noch eine Frage von Tagen.
    Im Haus von Jean Roland trafen ununterbrochen Nachrichten über die politische Lage ein. Doch sosehr Sadik und Tobias auch Anteil an der Erhebung des Pariser Volkes nahmen, ihre tiefe Sorge galt allein dem, was in wenigen Stunden im Süden der Stadt an einem kleinen Fluss namens Bievre bei Sonnenaufgang geschehen würde.
     

 
Ein genialer Wurf
     
    Die Pendeluhr im Salon schlug drei Uhr, als Tobias, Sadik und Gaspard das Haus in der Rue Bayard verließen und sich auf den Weg zur Bievre machten. Sadik hatte diesen frühen Aufbruch angeordnet, obwohl es bis zum Übergabeort mit der Kutsche keine Stunde hin war. Dennoch hatte er darauf bestanden. Zwar waren aus den südlichen Stadtteilen keine Kämpfe gemeldet worden, doch das genügte ihm nicht als Garantie, dass sie auch tatsächlich rasch vorankommen würden. Sie brauchten mindestens zwei Stunden Toleranz für den Fall, dass sie sich irgendwelchen unvorhergesehenen Schwierigkeiten gegenübersahen oder ganze Viertel weiträumig umfahren mussten.
    Sie saßen zu dritt auf dem Kutschbock. Unsinn war der einzige Fahrgast im Innern des nachtschwarzen Gefährts. Jean Roland hatte sie unbedingt begleiten wollen, doch Sadik hatte abgelehnt. Ihr Plan basierte auf der Weidenkiste und ein, zwei Schrecksekunden, nicht jedoch auf einer möglichst starken Bewaffnung. Zwar wusste Jean Roland mit dem Degen wohl noch immer gut umzugehen, aber als Pistolenschütze war er das Pulver nicht wert, wie er

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